«Ron läuft schief»: Über Freundschaft in digitaler Zeit

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Deutschland,

Das Handy immer im Anschlag, stets online bei Facebook und Instagram. Das geht nicht nur vielen Jugendlichen so. Im neuen Disney-Animationsfilm «Ron läuft schief» wird das mit feiner Kritik ordentlich hinterfragt.

Barney (l) und Ron. Foto: -/Walt Disney Germany/dpa
Barney (l) und Ron. Foto: -/Walt Disney Germany/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Ist Ihr Kind süchtig nach Likes auf Instagram, macht nur noch weichgezeichnete Videos für die sozialen Medien oder verbringt mehr Zeit mit seinen Online-Videospiel-Freunden als mit denen aus der Schule? Dann sollten Sie es mal ins Kino schicken.

Und zwar in den Film «Ron läuft schief».

Der neue Animationsfilm aus der Disney-Schmiede nimmt den Wert von Freundschaften in sozialen Netzwerken in den Fokus und stellt ihm die Abenteuer von analogen Freundschaften direkt gegenüber. Das ist zwar keine erzählerische Innovation, aber sie bringt in ihrer Deutlichkeit zum Nachdenken und geht auch ans Herz.

Für die durch und durch analoge Welt in dem 106-minütigen Film steht Barney. Der Teenager ist der einzige in der Schule, der noch keinen elektronischen besten Freund, den sogenannten B-Bot, hat. B-Bots sind eine Mischung aus dem niedlichen Pixar-Roboter Wall.E, Facebook und Instagram - sozusagen die zum Roboter gewordenen sozialen Medien. Einmal Hand auflegen und schon saugt der B-Bot alle Infos über «sein» Kind aus dem Internet. Damit wird er quasi zum sozialen Dienstleister und macht Selfies, streamt Videos, verkuppelt mit dem perfekten (digitalen) Freundschafts-Match. Alle sind wahnsinnig miteinander in Kontakt - ohne sich tatsächlich zu sehen.

Barney bekommt am Ende auch einen B-Bot. Doch der ist im wahrsten Sinne des Wortes vom Laster gefallen und läuft deshalb nicht ganz rund. Weil Barney zudem keinerlei Accounts hat, kann «Ron» auch keine Infos zu Barney herunterladen. Das Ende vom Lied: Die beiden entwerfen selbst den Bauplan für eine gute Freundschaft. Ein «Code» aus Klebezetteln mit Wünschen und Bindfaden.

Der Film endet jedoch nicht hier. Stattdessen kommen weitere Ebenen ins Spiel. «Ron läuft schief» dreht die Welt, in der Freundschaften selbst auf dem Schulhof nur noch digital gelebt werden, konsequent weiter. Es geht um die Macht der sozialen Medien, die Auswirkungen von Mobbing im Internet, die Daten-Gier von Unternehmen wie Facebook und Co. und das Abstumpfen gegenüber der echten Dinge im Leben. Der B-Bot-Macher fragt an einer Stelle: «Wie kannst du offline Spass haben? Das ist doch unmöglich.» Am Ende sind alle Lichter aus und das B-Bot-Netz ist kaputt - und es kommen die Dinge zum Vorschein, die wirklich zählen und helfen.

Die Gegensätze beider Welten werden in «Ron läuft schief» zwar enorm überbetont - Barney lebt mit russischer Grossmutter und seinem Vater im einzigen Haus mit üppigem Gemüsegarten - und die Charaktere - schönes Insta-Mädchen, prolliger Schlägertyp, schlauer Wissenschafts-Nerd - direkt aus der Schublade gezogen. Doch der Holzhammer passt zur Social-Media-Blase, irgendwie muss die ja zerschlagen werden.

Die kluge Gesellschaftskritik kommt dementsprechend wenig unterschwellig, aber auch nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daher. Wer viel im Internet unterwegs ist, dürfte sich schlicht ertappt fühlen - und legt künftig das Smartphone vielleicht doch ab und an auch einfach mal zur Seite. Zudem ist der Film unterhaltsam und rührt hier und da auch zu Tränchen.

, USA/Grossbritannien 2021, 106 Min., FSK ab 6, von Sarah Smith, Jean-Philippe Vine, Octavio Rodriguez

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