Harrison Ford zieht in der neuen Verfilmung des Jack-London-Klassikers «Ruf der Wildnis» mit Heldenhund Buck los ins Abenteuer abseits bekannter Wege. Der Film allerdings bewegt sich leider auf sehr ausgetretenen Pfaden.
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Harrison Ford als John Thornton in einer Szene des Films «Ruf der Wildnis». - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Hund, eine weite Reise und eine ebenso faszinierende wie bedrohliche Wildnis: Der Jack-London-Klassiker «Ruf der Wildnis» kommt wieder ins Kino.
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85 Jahre nach der Schwarz-Weiss-Version mit «Vom Winde verweht»-Star Clark Gable und Loretta Young zeigt sich vor allem, wie eklatant sich die Filmtechnik seither verändert hat.

Hauptfigur Buck ist in der modernen Version ein weitgehend computeranimierter Riesen-Hund, der so ziemlich menschliches Verhalten an den Tag legen kann. Der Bernhardiner-Schäferhund-Mischling führt im warmen Kalifornien ein glückliches Leben als Hund einer wohlhabenden Familie, die ihn nach Strich und Faden verwöhnt - bis Buck einmal zu weit geht und beim Familienfest die reich gedeckte Tafel zerlegt. Dafür bekommt er die Quittung: Er muss die Nacht auf der Veranda verbringen und gerät dort in die Fänge eines skrupellosen Hundefängers, der ihn als Schlittenhund in den hohen Norden verkauft, in eine Region im Goldrausch des späten 19. Jahrhunderts.

Dort sieht Buck zum ersten Mal Schnee und läuft auch zum ersten Mal John Thornton (Harrison Ford) über den Weg. Eine schicksalhafte Begegnung, wie sich später herausstellen soll. Aber vorher wird Buck noch Teil der Schlittenhund-Gang des Postboten Perrault (Omar Sy/«Ziemlich beste Freunde»), die durch die verschneite Wildnis hetzen, um die Briefe rechtzeitig ins Goldschürfer-Dorf am Fluss Klondike zu bringen.

Nach einigen Schwierigkeiten mit dem bisherigen Rudelführer Spitz übernimmt Buck schliesslich das Kommando, rettet Frauchen aus einem vereisten See, die ganze Bande vor einer Lawine und sorgt dafür, dass die Post zum allerersten Mal pünktlich ist. Ein wahrer Hunde-Held, der sich auf seinen Instinkt verlässt - personifiziert durch ein schwarzes, wolfartiges Tier, das an den verwandelten Sirius Black im dritten Teil von Harry Potter erinnert.

Doch auch dieses Leben endet für Buck abrupt: Als Perrault seinen Dienst einstellen muss, fallen er und seine Hundefreunde in die Hände des skrupellosen und rettungslos vom Goldfieber ergriffenen Hal (Dan Stevens), der bereit ist, die Hunde für seinen Reichtum zu opfern, dabei die Rechnung aber ohne Thornton gemacht hat. Denn ihm ist Buck bei kurzen Zufallsbegegnungen so ans Herz gewachsen, dass er beschliesst, den Hund vor dem goldgierigen Kerl zu retten.

Und so wird Thornton dann das neue Herrchen von Buck und bricht mit ihm zu einem grossen Abenteuer auf, das er eigentlich mit seinem gestorbenen Sohn bestreiten wollte. Es wird das Abenteuer ihrer beider Leben und für Buck der Weg in die endgültige Freiheit. Ein Abenteuer abseits aller bekannten Wege.

Um diese Geschichte zu erzählen, begibt Regisseur Chris Sanders sich aber leider auf sehr ausgetretene Pfade. Denn bis auf die Technik ist an diesem Film, dessen Vorlage Jack London im Jahr 1903 nach seinen eigenen Erlebnissen im eisigen Alaska schrieb, überhaupt gar nichts modern. So pathetisch, kitschig und altbacken kommt er daher, dass er eher in die 1940er Jahre passen würde als in die beginnenden 20er des neuen Jahrtausends.

Seine Disney-Herkunft merkt man dem Film an, nur leider nicht auf die beste Weise. Selbst dann, wenn der Film humorvoll sein will, zeigt er einen Humor aus einer zum Glück vergangenen Zeit - oder aus Kinderfilmen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, schliesslich hat Sanders in der Vergangenheit vor allem für Zeichentrick-Filme gearbeitet. Für grosse Disney-Klassiker wie «König der Löwen» und «Die Schöne und das Biest» zum Beispiel. Ausserdem gilt er als einer der Erfinder von «Lilo & Stitch». Einer seiner jüngsten Filme ist «Drachenzähmen leicht gemacht».

Nur leider funktioniert die zeichentrickfilm-typische Art des Erzählens in dieser Literaturverfilmung überhaupt nicht, wirkt streckenweise - vor allem beim Showdown am Goldfluss - sogar unfreiwillig komisch. Und so ist Sanders' Filmheld Buck «Ein Hund namens Beethoven» - nur etwas wilder. Und die menschlichen Charaktere um ihn herum so lieb- und charakterlos, so schablonenartig gezeichnet, dass es manchmal quälend ist. Der einzige Lichtblick sind die spektakulären Landschaftsaufnahmen - wenn die denn wenigstens halbwegs echt sind.

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