Simone ist «Germany's next Topmodel»
Viel Kitsch, eine Hochzeit und ein bisschen Frauenpower - Heidi Klum wollte diesmal irgendwie alles im Finale von «Germany's next Topmodel» unterbringen. Um den Model-Wettstreit ging es eher am Rande.
Das Wichtigste in Kürze
- «Gott ist eine Frau» und «Die Zukunft ist weiblich» - ganz neue Töne sind beim Finale von «Germany's next Topmodel» am Donnerstagabend zu hören.
Für feministische Parolen stand Heidi Klums ProSieben-Show bisher nicht.
Die drei Finalistinnen Simone, Cäcilia und Sayana tragen Frauenpower-Sprüche auf ihren langen Tüllroben. Aber das Emanzipationsgerede dauert nicht lange. Dann gibt es das gewohnte Kreischen, viele Tränen und eine trashige Traumhochzeit vor einem Millionenpublikum - aber nicht die von Heidi und ihrem Tom. Das muss gleich gesagt werden.
Dass ein neues Topmodel gekürt werden soll, droht fast zur Nebensache zu werden. Dabei «kann nur eine Germany's next Topmodel werden», wiederholt Heidi zu Beginn der Casting-Show ihr Mantra. Nach drei Stunden trägt dann die ohnehin als Favoritin gehandelte Simone Kowalski (21) aus Stade bei Hamburg den Modelvertrag und 100.000 Euro nach Hause.
Rund 2,57 Millionen Zuschauer verfolgen das Finale im Fernsehen, ProSieben kommt damit auf einen Marktanteil von 10,0 Prozent, keine schlechten Werte, aber auch kein Rekord. Bei den jüngeren Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren ist das Interesse deutlich grösser, wie der Marktanteil von 21,3 Prozent zeigt.
Tränen hinter der Bühne, strahlendes Lächeln auf dem Laufsteg - Simone wird ihrem Ruf als perfektionistische «Drama-Queen» der 14. Staffel auch im Finale gerecht. Wochenlang durften die Zuschauer Simones Tränen im Zickenkrieg mit ihren Rivalinnen erleben. «Ich habe so hart auf diesen Tag hingearbeitet», sagt die Siegerin nun mit stockender Stimme. Mit dem Topmodel-Titel sei ihr zweiter Traum wahr geworden, nachdem der von einer Olympia-Teilnahme als Leichtathletin wegen gesundheitlicher Probleme geplatzt war.
Auch im Finale kämpft Simone dann mit kleinen Unfällen und knickt gleich zu Beginn der Show um. «Wenn man hinfällt, habe ich gelernt, immer wieder aufzustehen», so ihr Kommentar.
Heidi hat sich diesmal in schwarze Spitze gekleidet und trägt eine überdimensionale schwarze Schleife unter dem überaus freizügigen Dekolleté. Bevor der Wettkampf der drei Konkurrentinnen Simone, Sayana und Cäcilia losgeht, wird erst einmal viel Werbung gemacht. Weltstar Taylor Swift, Überraschungsgast des Abends, wirbt für ihren neuen Song «Me!» - aber nicht etwa live, sondern als Einspieler. Noch ein paar Tipps für die drei Nachwuchsmodels («Jeder von uns macht Fehler, das ist normal»). Das war es dann auch schon mit dem Superstar.
Model Tyra Banks, Erfinderin des «Topmodel»-Formats und wie alle Gäste der Show Heidis «gute Freundin», verrät, dass es inzwischen 40 internationale Versionen der Casting-Show gibt. Hunderte «Topmodels» wurden also schon weltweit gekürt. Die wenigsten dürften wirklich berühmt geworden sein. Und während minutenlange Werbepausen die Fernsehzuschauer in die Langeweile treiben, stelzen auf dem Laufsteg im Düsseldorfer ISS Dome Kinder über den glitzernden Laufsteg - Topmodel-Nachwuchs für morgen.
Alle Models sind beim Finale diesmal Mutmacher und geben den Teenie-Mädchen in der Halle und vor dem Fernseher Lebensweisheiten mit auf den Weg. Cäcilia ruft: «Wenn wir ein Ziel vor Augen haben, müssen wir alles dafür geben. Frauen können die Welt verändern, wenn sie es nur wollen.» Helfen tut ihr das nicht. Sie fliegt als erste raus. Sayana wird pädagogisch: «Lasst Euch gar nichts einreden» und «Schule und gute Abschlüsse sind enorm wichtig! Strengt Euch bitte an!». Den «Personality Award» der Zuschauer heimst Transgender-Model Tatjana ein - ihr Appell: «Zieht Euer Ding durch, egal, was die anderen denken.»
Dann aber dreht sich die Show, Emanzipation hin oder her. Es geht ums Heiraten. Heidi hatte die Spekulationen ja schon vorher angeheizt. «Vielleicht heiratet ja heute noch jemand hier», sagt sie. «Da fällt mir Tokio Hotel ein. Auf die freue ich mich am allermeisten.» Klum (45) und Tokio-Hotel-Gitarrist Tom Kaulitz (29) hatten im Dezember ihre Verlobung bekanntgegeben. Seitdem wird spekuliert, wann und wo sie sich trauen werden.
Doch dann geben sich mit viel Brimborium, Tränen und Tüll vor laufender Kamera die schon früher ausgeschiedene «GNTM»-Teilnehmerin Theresia und ihr Freund Thomas das Jawort. Und Heidi ist die Zeremonienmeisterin. Vom Heiratsantrag bis zum Aufsetzen der Ringe zieht das Paar die Sache durch. Heidi gibt ihnen noch zehn Tage Flitterwochen in Mexiko als Geschenk mit auf den Weg.
Ihre eigenen Pläne hält die Model-Mama dagegen weiter geheim, auch als ihr der 16 Jahre jüngere Tom triefend nass vom künstlichen Bühnenregen nach seinem Auftritt dicke Schmatzer verpasst. Selbst Drag Queen Olivia Jones kann Heidi nicht mehr als ein «Bald, bald, bald» herauslocken - und dass ihr Braut-Outfit «sehr gross» sein werde.
Thomas Gottschalk (69), ebenfalls Heidis Gast im Finale, kommentiert das «GNTM»-Spektakel mit den Worten: «Für mich ist das alles grosser Kinderfasching hier.»