Überblick zur Krönung: Treueschwüre und königliche Roben
Die Krönung von Charles III. und seiner Frau Camilla ist minuziös geplant. Zur Vorbereitung gibt der Palast täglich neue Details bekannt. Ein Überblick der jüngsten Ankündigungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Countdown läuft: Bis zur Krönung von König Charles III.
und Queen Camilla dauert es keine Woche mehr. Landesweit werden Strassen und Geschäfte mit britischen Flaggen geschmückt, allein in England sind mehr als 3000 Strassenfeste geplant.
Im Dorf Hurst bei Reading stellen Mitglieder der Strick- und Häkelgruppe «Hurst Hookers» königliche Figuren oder Kronen als Briefkastendekoration her. Der Buckingham-Palast veröffentlicht immer mehr Details zum Ablauf der historischen Zeremonie am 6. Mai.
Eine Krönung mit vielen Neuerungen
Rund um die Krönung in der Londoner Westminster Abbey wird es viele erste Male geben. Für Aufsehen sorgte vor allem der Aufruf an alle Menschen im Vereinigten Königreich, dem Monarchen lautstark die Treue zu schwören.
Auf Aufforderung des Erzbischofs von Canterbury sollen die Teilnehmer des Gottesdiensts, aber auch die Millionen an den Bildschirmen sagen: «Ich schwöre Ihrer Majestät wahre Treue sowie Ihren Erben und Nachfolgern gemäss dem Gesetz. So wahr mir Gott helfe.» Dieses «Tribut der Menschen» ersetzt den traditionellen Treueschwur, den sonst Adlige und Geistliche dem Monarchen bekundeten.
Monarchie-Gegner kritisierten die Pläne. «In einer Demokratie sollte es das Staatsoberhaupt sein, das dem Volk die Treue schwört und nicht andersherum», sagte Graham Smith von der Organisation Republic.
Erstmals bei einer Krönung übernehmen Vertreter anderer Religionen gewichtige Rollen. Jüdische, hinduistische, muslimische, buddhistische und Sikh-Geistliche werden dem König eine gemeinsame Grussbotschaft ausrichten, Mitglieder der Religionen ihm die Insignien aushändigen. Dies symbolisiere den tief verwurzelten Glauben an die Förderung der Einheit zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen und Charles' Einsatz für interreligiösen Dialog.
Ebenfalls zum ersten Mal werden Sprachen aus den übrigen britischen Landesteilen bei dem Gottesdienst zu hören sein, wenn die Hymne «Veni creator spiritus» (Komm, Schöpfer Geist) ausser auf Englisch auch auf Walisisch sowie in Schottischem und Irischem Gälisch gesungen wird. Zudem ertönt die Litanei «Kyrie eleison» auf Walisisch – Charles war als Thronfolger jahrzehntelang als Prinz von Wales bekannt und lernte die Sprache vor seiner Ernennung 1969.
Besondere Gewänder und ein verborgener Zeremonie-Teil
Neu ist auch die «Krönungsrobe» von Queen Camilla. Das Königspaar trägt traditionell zu der Zeremonie zwei verschiedene Gewänder – eines bei Ankunft in der Westminster Abbey und eines auf dem Rückweg zum Buckingham-Palast.
Während Charles jeweils die Roben seines Grossvaters König George VI. von dessen Krönung 1937 nutzt und Camilla auf dem Hinweg ein Gewand ihrer Schwiegermutter Queen Elizabeth II. von 1953, trägt sie als «Imperial Robe» das eigens geschneiderte Kleidungsstück aus violettem Samt. Eingearbeitete Insekten und Blumen beziehen sich auf die Themen Natur und Umwelt, die Charles und Camilla am Herzen liegen. Gezeigt werden auch die nationalen Symbole für England (Rose), Schottland (Distel) und Irland (Kleeblatt).
Eigens angefertigt wurde auch der «Anointing Screen» (wörtlich: Salbungsschirm), mit dem die Salbung des Monarchen vor Blicken und Kameras geschützt wird. Dieser zentrale Teil der Zeremonie gilt als persönlicher Moment des Monarchen mit Gott.
Dabei berührt der Erzbischof den König mit geweihtem Öl kreuzförmig an Händen, Brust und Kopf. Der dreiseitige und 2,6 Meter hohe Schutz zeigt einen Baum, auf dessen 56 Blättern die Namen der 56 Mitglieder des Staatenbundes Commonwealth eingestickt sind. Das Monogramm von Charles an der Wurzel symbolisiert, dass der Monarch ein Diener seiner Völker ist.
Nicht neu sind die Thronstühle. Aus Gründen der Nachhaltigkeit würden dafür Sitzmöbel von früheren Krönungen verwendet, teilte der Palast mit. Sie seien restauriert und angepasst worden. Ergänzt wurden lediglich die Monogramme von Charles und Camilla.
Nach der Krönung ist vor der Feier
Bei einem Konzert auf Schloss Windsor am Sonntagabend treten zahlreiche Stars wie Take That, Katy Perry und Lionel Richie auf. Die Bühne ist mit Laufstegen in mehrere Richtungen der britischen Fahne nachempfunden, wie heute bekannt wurde.
Die BBC kündigte am Wochenende weitere Teilnehmer an: So sollen auch Hollywoodstar Tom Cruise und die tierische Comicfigur «Winnie-the-Pooh» eine Rolle spielen. Das weckt Erwartungen, es könne zu einer ähnlichen Szene kommen wie beim Jubiläumskonzert für Queen Elizabeth II. im Juni 2022. Damals hatte sich die Königin für einen viel bejubelten Video-Sketch mit dem animierten Bären Paddington zum Tee getroffen.
Prinz Harry reist alleine an
Überschattet werden die Vorbereitungen vom andauernden Zwist mit Charles' jüngerem Sohn Prinz Harry. Der 38-Jährige, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Herzogin Meghan schwere Vorwürfe vor allem gegen Stiefmutter Camilla und Bruder William erhoben hatte, reist zwar alleine zu der Krönung aus den USA an, wo er lebt.
Wie die Zeitung «Sun on Sunday» berichtete, wird Harry aber nach der Zeremonie in der Westminster Abbey umgehend zurückfliegen. Sohn Archie wird am selben Tag vier Jahre alt. Beim traditionellen Gruss der Royal Family vom Balkon des Buckingham-Palasts wäre ohnehin kein Platz für ihn vorgesehen. Immerhin in der Londoner Touristenattraktion Madam Tussauds rückt Harry der Familie wieder näher: Seine Wachsfigur wurde vorübergehend wieder neben die von Charles und Camilla gestellt.