AHV 21 Arena: Widmer-Schlumpf fordert «konsequente Gleichstellung»
In der «Arena» wird die AHV 21 zweimal thematisiert. Alt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf und Jacqueline Badran gerieten in der ersten Runde aneinander.
Das Wichtigste in Kürze
- Für die AHV-Reform kommen zwei separate Vorlagen an die Urne.
- Die SRF-«Arena» wird zwei Sendungen zum Thema ausstrahlen, jeweils mit anderem Fokus.
- In der ersten wurde über die Gleichstellung der Geschlechter diskutiert.
Die AHV ist ein solidarischer Vertrag zwischen den Generationen, heisst es immer wieder. Die Jungen, Erwerbstätigen zahlen von ihrem Lohn ein und die Alten, Pensionierten profitieren. Mit der AVH 21 soll der Vertrag nun revidiert werden. Die Reform wird von links bekämpft, auf beiden Seiten finden sich aber Jüngere und Ältere.
Ein Dorn im Auge der Gegner ist die Erhöhung des Rentenalters für Frauen mit dem gleichzeitigen Abbau. So sollen Frauen, wie auch Männer, bei einer Annahme der AHV-Reform bis 65 arbeiten. Auf Plakaten warnt die SP davor, dass man sich bald erst mit 67 pensionieren lassen kann.
«Fake News», meint Matthias Müller, Präsident der Jungfreisinnigen, dazu, darum gehe es bei der AHV 21 nicht. Sie hätte das zwar nicht so aufs Plakat geschrieben, sagt SP-Vizepräsidentin Jacqueline Badran in der «Arena». Doch bei einem Ja würde ein Signal nach Bern gesendet und gewisse Kräfte bekämen Auftrieb.
«Künftig kann man die AHV nur noch auf der Kostenseite reformieren, durch länger arbeiten.» Eine entsprechende Motion sei laut Badran bereits überwiesen worden. Müller widerspricht: Die Motion fordere vom Bundesrat bloss eine Vorlage, wie die AVH von 2032 bis 2040 stabilisiert werden könnte. Alt-Bundesrätin und Pro Senectute-Präsidentin Eveline Widmer-Schlumpf präzisiert: «Es werden verschiedene Möglichkeiten geprüft, es gibt auch andere Fragen als jene des Alters.»
Gewerkschafterin Medici: AHV-Reform wird bewusst klein gehalten
Gewerkschafterin Gabriela Medici sagt, dass es gemäss dem Bundesrat bei der nächsten Reform auch um die Rentenalter-Erhöhung für alle gehe. Die Reform brauche es bereits 2026, was auch die Absicht der bürgerlichen Parteien und der Wirtschaftsverbände sei: «Sie wollen schnellstmöglich die nächste Reform und dann das Rentenalter für alle erhöhen.» Deshalb werde die AHV-Reform klein gehalten und soll nur kurz funktionieren.
In der «Arena» wird mit Zahlen verdeutlicht, welchen Effekt die AHV-Reform hat: Geht eine Frau mit Jahrgang 1964 mit 65 in Pension, wird sie dank der Kompensation eine höhere Rente erhalten. Hört sie aber mit 64 auf zu arbeiten, wird sie weniger Geld aus der AHV bekommen.
Jacqueline Badran sieht hier einen grossen Abbau: «Die kumulierte Rente, die eine Frau oder ein Ehepaar erhält, ist rund 26'000 Franken tiefer.» Denn es falle ein Jahr Rentenbezug weg. «Würden sie nicht weniger bekommen, würde man ja nichts sparen.»
Der Jungfreisinnige Matthias Müller hingegen sieht Gleichstellung: «Frauen erhalten ab 65 die gleiche Rente wie ein Mann.» Die Frauenrente werde nicht gekürzt, sondern angeglichen. Durch die Kompensation erhielten die Jahrgänge 1961 bis 1969 sogar mehr als Männer. Für Müller ist dies «Solidarität mit den betroffenen Jahrgängen».
SP-Badran bei höheren Renten nicht gegen Rentenalter-Angleichung
Auch Eveline Widmer-Schlumpf stellt die Gleichstellung der Geschlechter in den Vordergrund, diese «muss konsequent sein». Die AHV sei ein Ort, wo Mann und Frau gleichgestellt seien. «Deshalb sehe ich keinen Grund gegen die Angleichung der Rentenalter.»
«Die Gleichstellung ist eine Scheindebatte», kontert Badran. Man müsse die Rente als Gesamtes betrachtet, also auch die «tieflohn- und teilzeit-feindliche» berufliche Vorsorge miteinschliessen. Julia Küng, Präsidentin der Jungen Grünen, wirft Zahlen ein: «Frauen müssen mit einem Drittel weniger Rente auskommen, jede sechste Rentnerin lebt in Armut.»
Die zweite Säule sei ein anderes Thema, so Widmer-Schlumpf. Jetzt müsse man die Gleichstellung bei der AHV verbessern und anschliessend das Problem der BVG lösen.
Badran sieht dies anders: «Bei einem Nein können wir das Thema zurückschicken und eine neue Reform machen. Eventuell mit Rentenalter 65 für alle, aber auch mit höheren Renten für Frauen und einer Lösung der sehr weiblichen Altersarmut.»