AHV: Fonds fährt Verluste von 4,5 Milliarden Franken ein
Im Jahr 2022 rechnet «Compenswiss» mit einem Minus von 12 Prozent bei den Wertschriften von AHV, IV und EO. Das entspricht einem Verlust von 4,5 Milliarden.
Das Wichtigste in Kürze
- «Compenswiss» ist mit der Verwaltung der Vermögenswerte von AHV, IV und EO betraut.
- Die Bundesanstalt rechnet 2022 mit einem Wertverlust von rund 12 Prozent – 4,5 Milliarden.
- 2022 war ein herausforderndes Geschäftsjahr – die meisten Anlageklassen sind eingebrochen.
Im Interview mit der «Handelszeitung» schlägt Manuel Leuthold Alarm. Der Präsident von «Compenswiss» weiss, die AHV hat ein historisch schlechtes Jahr hinter sich. Insgesamt sei das Resultat «sehr schlecht» ausgefallen – mit einem Minus von ungefähr 12 Prozent beim verwalteten Wertschriftenportfolio.
Dies entspreche einem Wertverlust von rund 4,5 Milliarden Schweizer Franken. Es handle sich um das zweitschlechteste Resultat der letzten 15 Jahre: Lediglich 2008 hatte der Ausgleichsfonds während der Finanzkrise mit 18 Prozent noch grössere Verluste eingefahren. Insgesamt sei davon auszugehen, dass das Gesamtvermögen der drei grossen Schweizer Sozialwerke 2022 auf rund 36 Milliarden Franken gesunken sei.
Mehrere Faktoren am Ursprung der Wertverluste
Als Gründe für den massiven Aderlass nennt Leuthold mehrere Faktoren: Der Ausgleichsfonds halte nur einen geringen Anteil seiner Investitionen in illiquiden Anlagen. Deshalb hätten die Zinssteigerungen den Wert des Obligationenportfolios besonders hart getroffen.
Überdies seien die Anlagen von AHV, IV und EO nicht direkt im vergleichsweise stabilen Immobilienbereich investiert. Ferner hätten auch Energiepreise und allgemeine Unsicherheiten an den Märkten aufgrund des Krieges in der Ukraine negative Auswirkungen entfaltet.
Gleichzeitig betont Leuthold gegenüber der «Handelszeitung»: Seit «Compenswiss» die Vermögenswerte der Schweizer Sozialwerke verwaltet, hätte man auch immer wieder «gute Jahre» gehabt: Die Bundesanstalt konnte 2020 einen Wertzuwachs von vier Prozent verbuchen, in anderen Jahren waren es gar fünf oder neun Prozent. 2022 sei für alle Investoren ein schwieriges Jahr gewesen – fast alle Anlageklassen hätten an Wert verloren.
«Stark negatives Betriebsergebnis»
Insgesamt geht Leuthold für das Jahr 2022 von einem «stark negativen Betriebsergebnis» aus. Genaue Aussagen über das Ausmass der Abstriche könnten zu diesem Zeitpunkt allerdings noch keine getroffen werden.
Zeitgleich hebt der Investment-Experte hervor: Die Liquidität von AHV, IV und EO sei stets gewährleistet. Man hätte auch im Krisenjahr 2022 keine Aktien verkaufen müssen. Jetzt hoffe man darauf, dass sich die Märkte im kommenden Geschäftsjahr wieder besser entwickeln. Die ersten Handelstage des neuen Jahres interpretiere man als «gutes Omen», dass es künftig wieder aufwärts gehe.
Schliesslich ermögliche die Angleichung des Frauenrentenalters künftig auch etwas höhere Renditen, da es die Liquidität des Fonds erhöht. Auf diese Weise sei der Anlagehorizont etwas länger, was lukrativere Investments zulasse.
«Compenswiss» verwaltet das Vermögen von AHV, IV und EO
«Compenswiss» ist eine unabhängige, öffentlich-rechtliche Anstalt des Bundes mit Sitz in Genf. Die Anstalt ist mit der Verwaltung der Ausgleichsfonds der Alters- und Hinterlassenversicherung, der Invalidenversicherung und der Erwerbsersatzordnung betraut. Rund 60 Prozent der Gelder werden in Obligationen gehalten, zwischen 25 und 26 Prozent sind im Aktienmarkt investiert. Schliesslich liegen knapp 15 Prozent der Vermögenswerte in verbrieften Anlagen im Immobilienbereich.
Die Ausgleichskassen schicken pro Tag rund 150 Millionen Franken Beitragsgelder nach Genf, damit das Geld gewinnbringend investiert werden kann. Zum Monatsende schickt «Compenswiss» den Augleichskassen soviel Geld zurück, wie diese benötigen, um die monatlichen Renten auszuzahlen.