Auch Junge SVP tut sich bei Chef-Suche schwer
Wie die Mutterpartei sucht auch die Junge SVP einen neuen Chef. Die Zeit ist knapp. Interessenten warten, bis sich die Konkurrenz bewegt. Es ist Feuer im Dach.
Das Wichtigste in Kürze
- Bis am Wochenende müssen sich Interessierte für den Chefposten der Jungen SVP melden.
- Die Stimmung ist angespannt. Exponenten wie Camille Lothe und Adrian Spahr warten zu.
Albert Rösti tritt als Präsident der SVP zurück. Und Beni Fischer, neuer Chef der Zürcher SVP, gibt das Präsidium der Jungpartei ab. Während die Suche bei der «grossen» SVP auch ohne News Wellen schlägt, ist es um die JSVP ruhig.
Doch hinter den Kulissen laufen die Drähte heiss. Denn bereits bis übermorgen Freitag müssen sich potenzielle Kandidaten entscheiden, ob sie antreten wollen. Und einen klaren Favoriten gibt es derzeit nicht. Kaum jemand wagt sich in die Offensive.
Mittlerweile wurde die Frist gemäss Informationen von Nau.ch bereits bis am Montag verlängert. Es herrscht ein regelrechter Stellungskrieg.
Camille Lothe schweigt über Ambitionen
Denn die nationale Parteileitung unter Benjamin Fischer ist zum grössten Teil selbst erst seit Kurzem im Amt. Dem Vernehmen nach dürften etwa die amtierenden Vize Andreas Gerber und Virna Conti eher nicht antreten.
Und auch bekannte Gesichter zögern mit einer Kandidatur. Camille Lothe, Chefin der Zürcher Jung-SVP, sagt bloss: «Ich halte mich vorerst bedeckt zu dieser Frage.» Es gehe nun darum, Fischer zu seiner neuen Aufgabe zu gratulieren.
Adrian Spahr will Kandidatur nicht ausschliessen
Adrian Spahr, Co-Präsident der Berner Sektion, sagt: «Es ist sicher eine interessante Aufgabe, aber eigentlich möchte ich lieber nicht kandidieren.» Im Fokus stünden kantonale Parteichefs und «alte Hasen» – genau wie er selbst.
Die Auswahl sei aber leider «nicht riesig». Für ihn ist klar: «Es braucht jemanden an der Spitze, der die JSVP wieder zur Nummer 1 machen kann. Diesen Status, den wir unter Erich Hess genossen, haben wir heute leider nicht mehr.»
Deshalb behalte er sich die Option einer Kandidatur offen – auch wenn er beruflich und politisch schon sehr engagiert sei. Sein politischer Partner Nils Fiechter argumentiert ähnlich. «Ich habe keine Ambitionen. Eine Kandidatur schliesse ich allerdings erst zu 100 Prozent aus, wenn ich das Kandidatenfeld kenne.»
Als «gute Option» bezeichnet Spahr indes auch den Aargauer JSVP-Chef Alain Bütler. Dieser sagt, man kläre am Wochenende die kantonale Situation. Erst dann werde er entscheiden.
Junge SVP kennt keinen klaren Favoriten
Als weiterer Papabile gilt Generalsekretär David Trachsel. Ihm werden von verschiedenen Seiten Ambitionen nachgesagt. Er wollte seine Kandidatur auf Anfrage aber nicht offiziell bestätigen.
Nicht auszuschliessen, dass Lothe am Ende gegen Spahr antritt. Frau gegen Mann, Zürich gegen Bern. Beide machten jüngst nicht nur positive Schlagzeilen. Lothe wurde wegen wiederholter Abwesenheit von Sitzungen aus dem Vorstand ihrer Kreispartei geworfen. Spahr und sein Co-Präsident Nils Fiechter wurden derweil wegen Rassendiskriminierung auf einem Plakat gegen Fahrende verurteilt.
Fischer: «Es braucht Knochenarbeit und Arena-Tauglichkeit»
Trotz der diffusen Situation zeigt sich der amtierende Präsident zuversichtlich: «Ich bin überzeugt, dass sich fähige Kandidaten melden werden.» Fischer warnt aber: «Der Aufwand für das ehrenamtliche Amt ist allerdings nicht zu unterschätzen, man ist in der ganzen Schweiz unterwegs.»
Nötig seien «sowohl Arena-Tauglichkeit und die Fähigkeit, abseits der Öffentlichkeit hart zu arbeiten». Letzteres wird parteiintern gerade bei Lothe immer wieder angezweifelt. Insidern zufolge verlor sie deshalb kürzlich bereits die Wahl zur Vize-Präsidentin. Dafür gilt sie als potenziell bestes Aushängeschild der Partei.
Unumstritten ist parteiintern aber ohnehin niemand. Sicher ist: Die Nervosität in der Partei ist allenthalben gross. Die Frist zur Kandidatur-Einreichung wurde bereits bis Montag verlängert – offenbar auf Antrag der Aargauer Sektion.
So oder so dürfte es in den nächsten Tagen hinter den SVP- und JSVP-Kulissen heiss zu- und hergehen. Die Delegierten der Jungpartei wählen ihren neuen Chef – oder ihre neue Chefin – an der Hauptversammlung vom 15. Februar.