BAG hart: Corona-Genesene müssen erneut in Isolation
Wer nach durchgestandener Corona-Erkrankung erneut Symptome zeigt, muss in Isolation. Im Winter könnte dies viele wiederholt treffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss BAG-Vorgaben müssten viele Corona-Genesene erneut in Selbstisolation.
- Treten erneut Corona-Symptome auf, muss man ohne Test zu Hause bleiben.
- Nach der zweiten Welle und wegen der kalten Jahreszeit sind Zehntausende betroffen.
Die Pendler strömen in die S-Bahn, Maske montiert, verteilen sich strategisch auf die Abteile. So weit gut, doch die Dame vis-à-vis schnieft hinter dem hellblauen Vlies, weiter vorne wird gehüstelt, im eigenen Hals kratzt es. Im Abteil schräg gegenüber zieht jemand verstohlen die Maske ab und schnäuzt. Alle vier müssten nach BAG-Kriterien ab zum Corona-Test, ausser diejenigen, die schon positiv waren: Die müssen ab in die Selbstisolation.
Wiederkehrende Symptome bei Ex-Corona-Patienten
So will es die BAG-Empfehlung zuhanden von Fachleuten, die aber offenbar wenig bekannt ist. Die Berner Kantonsärztin muss sie in ihrem Newsletter an die «sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen» gar in Erinnerung rufen. Wer in den drei Monaten nach bestätigter Covid-19-Infektion erneut Symptome zeigt, soll bis 24 Stunden nach Abklingen der Symptome erneut in Selbstisolation.
Ein Test wird nicht empfohlen, weil sich erfahrungsgemäss das Coronavirus so oder so noch lange nachweisen lässt. Auch gebe es Hinweise, dass in solchen Situationen kein Übertragungsrisiko besteht. Vorsichtshalber gibt es aber Hausarrest. Das gelte nicht nur für Covid, sondern für alle Infektionen der Atemwege, stellt das BAG auf Anfrage klar.
Hunderttausende betroffen
Potenziell hiesse dies aber: Ehemalige Corona-Patienten müssten den ganzen Winter durch immer wieder isoliert werden. Denn ausschlaggebend sind die Symptome, die auch für die Tests gelten, angefangen bei Husten oder Halsschmerzen. Allein im November sind über 150'000 Personen positiv auf Coronavirus getestet worden. Wenn diese infolge häufigem Outdoor-Socializing ab und zu mal erkältet aus den Federn steigen, heiss es: rechtsumkehrt, ab aufs Zimmer.
Wer den Winter ohne Husten, Heiserkeit und Katarrh verbringen kann, darf sich glücklich schätzen. Nicht umsonst haben «die Schweizer» ja aber den Kräuterzucker erfunden, der tonnenweise Absatz findet. Entzieht diese Regelung den bereits geplagten Unternehmen, Schulen oder Spitälern nicht fortwährend Personal? Das BAG dementiert dies.
Den halben Winter in Isolation?
Ganz so arg komme es wohl kaum: «Eine banale Erkältung dauert in der Regel drei bis fünf Tage an», gibt das BAG zu bedenken. Dass sehr viele Personen sehr oft eine Woche ausfallen, glaubt das BAG nicht. Es verweist auf Erfahrungen aus dem Winter auf der Südhalbkugel, zum Beispiel Australien. Wegen der Hygiene- und Verhaltensregeln gehe man von weniger Grippe- oder Erkältungs-Ansteckungen aus.
Bleibt der Faktor Isolation. Natürlich, wer krank ist, bleibt zu Hause, das galt auch schon zu pandemiefreien Zeiten. In der Isolation gelten aber andere Regeln: separates Zimmer, wenn möglich separates Badezimmer, kein Kontakt mit Familienmitgliedern. Zurückhaltung beim Husten in der S-Bahn ist also empfohlen – und Thermo-Unterwäsche bei Outdoor-Events.