Camille Lothe (SVP) zum Rücktritt aus Schulbehörde gedrängt
Camille Lothe kandidiert als Präsidentin der Jungen SVP Schweiz. Jetzt zeigt sich: Mit Pflichten eines Amtes nimmt sie es relativ locker.
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Shootingstar Camille Lothe hat offenbar amtliche Pflichten vernachlässigt.
- Als Mitglied der Kreisschulbehörde hätte sie diverse Aufgaben wahrnehmen sollen.
- Seit Anfang 2019 sei dies nicht mehr der Fall, weswegen ihr der Rücktritt nahegelegt wird.
Läuft SVP-intern eine Neid-Kampagne gegen Shooting-Star Camille Lothe? Nau.ch liegt ein interner Brief vor, der schwere Vorwürfe an die Präsidentin der Jungen SVP Kanton Zürich richtet. Ausgerechnet jetzt, da Camille Lothe als Präsidentin der Jungen SVP Schweiz kandidiert.
Als gewähltes Mitglied der Kreisschulbehörde Letzi habe sie ihre Pflichten 2019 nicht wahrgenommen. Zum Schulkreis Letzi gehören die Stadtzürcher Quartiere Albisrieden, Altstetten und Grünau. Jetzt soll Camille Lothe am besten zurücktreten, um einem SVP-Mitglied Platz zu machen, «das die Aufgaben der Behörde mitträgt».
Erneut «zu viel um die Ohren»?
Bereits im Dezember gab es eine Klatsche aus ähnlichen Gründen für Lothe. Die Kreispartei 7/8 schmiss sie aus dem Vorstand, weil sie an den Sitzungen nicht aktiv mitarbeitete. Im Juni 2019 scheiterte Lothe mit ihrer Kandidatur als Vizepräsidentin der JSVP. Schon damals gab es Gerüchte über böses Blut und Grabenkämpfe.
Jetzt also wieder keine Zeit für Sitzungen, dieses Mal aber für ein öffentliches Amt. Im Nau.ch vorliegenden Schreiben zeigt KSB-Präsidentin Barbara Grisch zwar Verständnis für das grosse berufliche und politische Engagement Lothes. «Wenn du allerdings deinen Verpflichtungen als Behördenmitglied nicht nachkommst, muss ich dich auf deine Pflichten hinweisen und deren Erfüllung einfordern.»
Ultimatum mit SVP abgesprochen
Seit Anfang 2019 sei Lothe den Pflichten als Mitglied der Aufsichtskommission nicht nachgekommen und an der Sitzung unentschuldigt gefehlt. Desgleichen auch an mehreren Plenarsitzungen. Das Gespräch habe man mit ihr vergeblich gesucht. Deshalb, so Grisch, sei nun auch die SVP Kreis 9 informiert worden.
Mit ihr sei abgesprochen: Lothe wird ein Ultimatum bis Ende Februar gestellt. Entweder sie tritt zurück aus der Behörde, in die sie sich wählen lassen hat. Oder sie sucht das Gespräch mit Grisch, nimmt ab sofort an allen Sitzungen teil. Grisch lässt aber klar durchblicken, dass ihr die erstere Option lieber wäre.
Nicht «nur» eine Schulbehörde
Sollten die Vorwürfe zutreffen, wären diese eher noch schwerwiegender als diejenigen der Kreispartei 7/8. In einem privaten Verein die Kollegen zu enttäuschen ist das eine. Sich in eine Behörde wählen zu lassen und dann den Aufgaben nicht nachzukommen, hat weitaus ernsthaftere Dimensionen.
Die Kreisschulbehörde Letzi ist zuständig für rund 4'500 Schüler in 15 Schulen mit rund 800 Lehrpersonen. Da möchte die SVP natürlich gerne mitreden können. In eine verzwickte Situation kommt nun SVP-9-Präsident Lorenz Habicher, wenn Lothe nicht zurücktritt.
Camille Lothe war für Nau.ch trotz mehrmaligen Kontaktversuchen nicht erreichbar. Auch SVP-Chef Lorenz Habicher reagierte nicht auf entsprechende Anfragen.