Coronavirus: BAG & ETH korrigieren R-Wert von 1,19 auf 1,12
Gute Nachrichten vor Ostern: Einmal mehr haben ETH und BAG den R-Wert des Coronavirus massiv überschätzt. Statt bei 1,19 liegt er per 19. März «nur» bei 1,12.
Das Wichtigste in Kürze
- Gute Nachrichten kurz vor Ostern: Der R-Wert liegt deutlich tiefer als befürchtet.
- ETH und BAG korrigierten die zentrale Corona-Zahl am Karfreitag von 1,19 auf 1,12.
- Die Fallzahlen nehmen dennoch weiter zu. Allerdings langsamer als von vielen befürchtet.
Die dritte Welle des Coronavirus in der Schweiz rollt an. Doch sie tut das deutlich langsamer als von vielen Wissenschaftlern erwartet. Darauf deutet auch hin, dass die Reproduktionszahl durch die Behörden einmal mehr überschätzt wurde.
Am Gründonnerstag wies das BAG die von der ETH aufgrund von diversen Faktoren berechnete Zahl mit 1,19 für den 19. März aus. Der Wert gibt an, wie viele Personen eine infizierte Person unter den aktuellen Bedingungen im Durchschnitt ansteckt.
Demnach steckten 100 infizierte Personen 119 weitere an. Das bedeutet ein exponentielles Wachstum und eine relativ rasche Verdoppelung der Fallzahlen. Konsequenz: Eine Verschärfung der Massnahmen.
R-Wert des Coronavirus erneut tiefer als erwartet
Denn ab einem R-Wert von 1,15 will die Landesregierung noch drastischere Massnahmen in Erwägung ziehen als jene, die bereits gelten. Nur: Wie so oft hat die ETH die matchentscheidende Zahl höher ausgewiesen, als sie eigentlich war.
Für viele aus heiterem Himmel publizierte das BAG am Karfreitag mit zeitlicher «Verspätung» aktuelle Zahlen zum Coronavirus. Der R-Wert fiel dabei quasi in den Keller. Statt mit 1,19 wird die Reproduktionszahl für den 19. März neu mit 1,12 beziffert.
Dass jeweils am Freitag eine grössere Veränderung des R-Werts stattfindet, ist kein Zufall. Der Umstand erklärt sich dadurch, dass am letzten Wochentag ein um vier Tage aktuellerer Wert publiziert wird. Zuvor wird er wegen den Weekend-Effekten eine Weile lang nicht aktualisiert.
Auffallend ist allerdings, dass die zentrale Zahl praktisch immer nach unten angepasst wird. Dieser Umstand sorgte bereits für dicke Luft im Bundeshaus. So forderte SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi deshalb gar den Rücktritt von Gesundheitsmnister Alain Berset.
Konfidenzintervall liegt aktuell zwischen 0,99 und 1,26
Im Kontext des R-Werts wichtig ist das Konfidenzintervall. Dieses besagt, zwischen welchen Bereichen der R-Wert tatsächlich liegt. Für den 19. März liegt die entsprechende Spannweite aktuell zwischen 0,99 und 1,26. Dabei wird die Berechnung, beziehungsweise Schätzung, im Nachhinein immer genauer.
Der neuste verfügbare Wert liegt für den 23. März gemäss BAG nun ebenfalls bei 1,12. Die gleiche Zahl weisen die Behörden aktuell für den Schnitt der letzten sieben Tage aus. Noch am 1. April hatte dieser Wert bei 1,17 gelegen.
Sicher ist: Die Fallzahlen des Coronavirus nehmen in der Schweiz aktuell zu. Das Wachstum hat sich allerdings verlangsamt. Erstmals seit langem registrierten die Behörden am Donnerstag weniger Neuinfektionen als in der Vorwoche – obwohl deutlich mehr getestet wurde.
Am Karfreitag wies das BAG gegenüber der Vorwoche wieder eine Zunahme um etwa zehn Prozent aus. Allerdings wurden auch rund 30 Prozent mehr Tests durchgeführt. In den sozialen Medien wird gerätselt, wie sich das erklären lässt.
Bundesrat entscheidet wohl am 14. April über Massnahmen
Womöglich liessen sich viele asymptomatische Personen vor Oster-Feiern testen. Positiv getrimmte Pandemie-Beobachter hoffen aber auch, dass das bessere Wetter zu mehr Treffen im Freien führt. Hinzu könnte eine gewisse Saisonalität des Coronavirus eine zentrale Rolle spielen, meinen Optimisten.
So oder so wird die Entwicklung der Pandemie in den nächsten Tagen entscheidend dafür sein, wie der Bundesrat entscheidet. In der Woche nach Ostern findet keine Sitzung des Landesregierung statt.
Allgemein wird erwartet, dass das Siebnergremium am 14. April entscheidet, ob zumindest die Terrassen von Restaurants nach fast vier Monaten wieder öffnen dürfen. Zumindest mitentscheidend dürfte dafür die weitere Entwicklung des R-Werts sein.