Coronavirus: Kanton Zürich fordert Schluss mit Homeoffice
Zürich fordert zusammen mit anderen Kantonen, die wegen dem Coronavirus geltende Homeoffice-Pflicht aufzuheben. Zürcher Parlamentarier reagieren kontrovers.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kanton Zürich fordert vom Bundesrat das Ende der Homeoffice-Pflicht.
- Zürcher Parlamentarier diskutieren dies kontrovers.
- Die FDP begrüsst die Forderung, die Grünen haben kein Verstöndnis.
Am Freitag entscheidet der Bundesrat, wann welche Lockdown-Massnahmen gelockert werden, die wegen dem Coronavirus eingeführt wurden. Dabei stehen nicht nur die Restaurants im Fokus, sondern auch die Homeoffice-Pflicht. Der Regierungsrat des Wirtschaftskantons Zürich fordert nun in einem Brief an den Bundesrat, die Homeoffice-Pflicht aufzuheben. Stattdessen soll lediglich eine Empfehlung gelten, denn kontrollieren lasse sich eine Pflicht eh kaum und sie schade der Wirtschaft.
Grünen-Glättli: «Null Verständnis»
Balthasar Glättli, Zürcher und Präsident der Grünen, kann die Argumente seines Kantons nicht nachvollziehen. Ihm hat es nach wie vor zu hohe Fallzahlen mit Coronavirus: «Ich habe null Verständnis. Die Homeoffice-Pflicht ist eine der Massnahmen, die wirklich dazu beitragen, dass weniger Menschen pendeln und entsprechend weniger Begegnungsmöglichkeiten haben».
Die Klagen aus der Wirtschaft kontert er mit Vorwürfen: «Die Firma, die das bis jetzt noch nicht gemeistert hat, hat die letzten Monate geschlafen.» Es sei ja nicht wie im Frühling 2020.
Damals sei wegen dem Coronavirus überstürzt ins Homeoffice gewechselt worden, mit den Kindern zuhause und ohne technische Infrastruktur. «Jetzt sind die Kinder in der Schule oder der Krippe, das heisst, Homeoffice ist auch viel produktiver möglich», betont Glättli.
FDP-Sauter: «Pflicht brachte nichts ausser Aufwand»
Ganz anders sieht dies die Zürcher FDP-Nationalrätin Regine Sauter. Dort, wo Homeoffice gut möglich sei, habe man auch sich auch bisher schon darangehalten.
Auch über den Sommer, mit als die erste Welle des Coronavirus abebbte. «Gerade Banken, Versicherungen und so weiter, dort hat man das gemacht. Die Verpflichtung aber brachte zusätzlich nichts ausser einem grossen Aufwand in diesen Unternehmen.»
Für Mitarbeiter ohne grosse Wohnung sei es teilweise schwierig, zuhause zu arbeiten. «Teils sind die Kinder daheim, man kann nicht ungestört arbeiten, anderen fällt schlichtweg die Decke auf den Kopf.»
Insofern sei es durchaus berechtigt, wenn der Kanton Zürich auf die engen Wohnverhältnisse im urbanen Raum hinweise. «Es ist sicher etwas anderes, wenn man in einer ländlichen Gegend lebt, wo man zwischendurch auch mal raus kann.»
Homeoffice im Hotelzimmer
Es brauche Vertrauen in die Arbeitgeber, so Sauter, dass man auch am Arbeitsplatz Schutzkonzepte umsetzen könne. In urbanen Verhältnissen könne es sonst sehr schwierig werden. «Man hört von Leuten, die extra ein Hotelzimmer mieten müssen, um ungestört arbeiten zu können. Das kann es einfach nicht sein.»
Sauter versteht den Vorwurf, der Fokus sei zu stark auf Bergregionen und Terrassen im Skigebiet gewesen. Dem pflichtet Glättli immerhin bei: «Ja, es war ein Fehler, dass man zu stark auf die Skigebiete geschaut hat. Aber das macht man nicht wett, indem man einen zweiten Fehler macht und jetzt auf die Zürcher Regierung hört.» Gerade die Wirtschaft sei interessiert daran, dass der Weg aus der Pandmie des Coronavirus nicht via dritte Welle laufe.