Coronavirus: Kinder-Durchseuchung findet im Parlament Anklang
Der Umgang mit dem Coronavirus an Schulen sorgt erneut für Gesprächsstoff. Im Parlament unterstützen viele Eltern eine Durchseuchungsstrategie.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Wissenschaft ist sich uneinig, wie an Schulen mit Corona umgegangen werden soll.
- Die Durchseuchungsstrategie findet bei Eltern, die im Nationalrat sitzen, Anklang.
- Masken für Kinder finden die Nationalratsmitglieder hingegen schwierig.
Erwachsene können sich in der Schweiz auf den Corona-Impfschutz verlassen – und so eine relative Normalität geniessen. Bei Kindern ist das momentan eine ganz andere Geschichte. An Schulen beispielsweise gehören mangels Impfung für diese Altersgruppe Schutzmassnahmen häufig noch zum Alltag dazu.
Das thematisierte auch die Taskforce am Dienstag und sprach sich für flächendeckende Schutzmassnahmen in Schulzimmern aus: Masken, regelmässige Tests, CO2-Messgeräte, alles soll die Kinder vor einer Covid-Infektion und -Erkrankung schützen. Demgegenüber plädieren die Kinderärztinnen und -ärzte für eine Durchseuchungsstrategie.
Letzteres Anliegen findet mittlerweile auch im Bundeshaus Sympathie. Viele der Parlamentsmitglieder haben eigene Kinder, erleben aus erster Hand, wie die Schulen ihrer Sprösslinge mit dem Coronavirus umgehen. So zum Beispiel Andrea Geissbühler, SVP-Nationalrätin aus dem Kanton Bern.
Tests erwünscht, Masken nicht
Von Masken und Impfungen für Kinder halte sie nichts, so die dreifache Mutter. «Am besten ist es für Kinder, wenn sie eine Erkrankung durchmachen. Für sie ist Covid wie eine Grippe, die meisten sind asymptomatisch», so Geissbühler.
Mit Spuck-Tests auf das Coronavirus hingegen könne sie sich anfreunden: «Für zwei oder drei Wochen nach den Ferien ist das eine gute Idee. Das haben wir nach den Sommerferien gesehen.»
Hier stimmt auch Martin Candinas zu, Mitte-Nationalrat und zweiter Vizepräsident des Nationalrats. Sein Kanton Graubünden habe bei den Tests immer eine Vorreiterrolle gespielt: «Das hat sich bewährt.» Ebenfalls habe sich bewährt, dass die Kantone eigene Entscheide zu den Schulen treffen könnten.
«Irgendeinmal werden alle Coronavirus haben»
Bei anderen Massnahmen sei er «sehr pragmatisch», mit Masken und CO2-Messgeräten habe er Mühe. Zum Thema Durchseuchung sagt Candinas, der selbst Kinder hat: «Irgendeinmal werden alle mit dem Coronavirus in Kontakt gekommen sein. Viele hatten es sogar, ohne etwas zu bemerken.»
Seine Parteikollegin Christine Bulliard-Marbach hingegen äussert sich etwas vorsichtiger. «Wir müssen den Schutz der Kinder ernst nehmen, sowohl die Eltern als auch die Bildungsinstitutionen.» Die ausgebildete Primarschullehrerin will weder Kinder durchseuchen, noch will sie zu einschränkende Massnahmen eingeführt sehen.
Masken beispielsweise seien für kleine Kinder besonders schwierig. Homeschooling aber sei aus zahlreichen Gründen ebenfalls beeinträchtigend.
«Es wäre am sinnvollsten, wenn alle Kantone einheitlichere Regeln hätten», bemängelt die Freiburgerin. Diese müssten aber anpassungsfähig sein auf die epidemiologische Lage: «Das Virus bestimmt, nicht wir.»