Coronavirus: Labor verdreifacht Kapazität für Grippe-Winter
Mit Coronavirus plus gleichzeitiger Grippe-Welle werden die Testkapazitäten im Winter gefordert. Labors bereiten sich mit massivem Ausbau vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Testkapazitäten der Labors waren bereits im Frühling knapp.
- Im Winter kommt nun auch noch die Grippe dazu.
- Beim Labor Dr Risch verdreifacht man deshalb die Ressourcen.
Am besten wäre es nach wie vor, man könnte pro Person gleich mit einem einzigen Test alle Fragen beantworten. Combi-Tests, welche Grippe, Coronavirus plus allenfalls andere Atemwegserkrankungen gleichzeitig erkennen können, sind auf Herbst versprochen. So oder so aber gilt: Es wird sehr viel getestet werden müssen, denn die Symptome von Grippe und Coronavirus lassen sich kaum auseinanderhalten.
Neue Grossanlagen – und ein Hoffnungsschimmer
Beim Labormedizinischen Zentrum Dr Risch laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, sagt der medizinische Leiter Lorenz Risch. Er verweist mit Stolz auf die bisherige Bewältigung der vom Coronavirus verursachten einmaligen Situation. Als einer der grössten Analyse-Anbieter habe man auch während der ersten Welle jeden Auftrag fristgerecht durchführen konnte.
Trotzdem verfüge man nun über deutlich mehr Möglichkeiten. «Durch die Installation von Grossanlagen an unseren grössten Laborstandorten im bernischen Liebefeld sowie in Buchs SG konnten wir unsere gruppenweiten Testkapazitäten um das Dreifache ausweiten.»
Die Corona-Pandemie dürfte indirekt hingegen zu weniger Grippe-Fällen führen, veranschlagt Lorenz Risch aus Sicht des Mediziners. Einerseits wegen der Grippe-Impfung, die dieses Jahr noch verstärkt empfohlen wird. Andererseits aber auch wegen den laufenden Massnahmen gegen das Coronavirus: «Insbesondere Social Distancing, Masken und Hygiene.» Grippe und Coronavirus gleichen sich nicht nur bei den Symptomen, sondern auch bei der Verhinderung der Ansteckung.
Engpässe nicht nur bei Geräten
Aus anderen Labors weiss Nau.ch, dass diese ebenfalls zusätzliche Analysegeräte anschaffen – oder anschaffen wollen. Denn ob alles wie gewünscht geliefert werden kann, muss sich erst noch zeigen. Hinzu kommen andere Risiken: «Die Lieferbarkeit von Reagenzien und Hilfsartikeln stellt auch in Zukunft die grösste Herausforderung dar», betont Risch.
Bei LMZ Dr Risch setzt man deshalb auf mehrere Lieferanten mit verschiedenen Testverfahren. Insgesamt resultiere aber auch eine Mehrbelastung in verschiedensten Bereichen. «Nebst dem Laborbereich betrifft dies etwa die Logistik, Administration, die medizinisch-konsiliarische Dienstleistung und natürlich auch unterstützende Bereiche wie die IT.»
Theoretisch drei Mal mehr Tests auswerten zu können nützt alleine noch wenig. Es gilt, die spezifischen Eigenheiten der Corona-Pandemie zu berücksichtigen. Lorenz Risch nimmt als Beispiel das veränderte Auftragsverhalten seiner Kunden, etwa wegen den Drive-in-Testzentren. «Dies hat dazu geführt, dass wir innert Kürze eigene IT-basierte Lösungen aufbauen mussten, um Prozesse möglichst schlank aufzusetzen.»
Vielversprechende Tests auf Antikörper des Coronavirus
Die Abstriche, die mit sogenannter PCR-Analytik untersucht werden, sind das eine. Sie sagen aus, ob eine Person aktuell mit Coronavirus infiziert ist. Lorenz Risch rechnet aber damit, dass auch der Bedarf an Antikörper-Tests zunehmen wird. Mit diesen lässt sich eine Infektion in der Vergangenheit nachweisen.
«Die Aussagekraft der Antikörpertests wird zwar noch kritisch diskutiert, doch bereits heute stossen diese bei vielen Personen auf Interesse.» Denn: Wegen der strengen Kriterien, wer einen Abstrich machen soll, sei im Frühling während längerer Zeit oft nicht mittels PCR getestet. «Viele Personen sind entsprechend unsicher und wünschen sich Klarheit.»
Das heisst aber auch: Es braucht auch dafür Testkapazitäten in den Labors. Diese habe man auch in diesem Bereich aufgebaut. Und Lorenz Risch, selbst ein Prof. Dr. med. mit Facharzttitel, versichert: «Mit ausgedehnter Forschungstätigkeit haben wir einen Test-Algorithmus erarbeitet, mit welchem eine allfällige Ansteckung in der Vergangenheit zuverlässig abgeklärt werden kann.»