Coronavirus: Quarantäne-Aus für Geimpfte sorgt für Diskussionen

Simon Binz
Simon Binz

Bern,

Der Bundesrat hat «entschieden», dass Genesene oder Geimpfte «immun» sind und das Coronavirus nicht mehr übertragen können. Das sorgt für heftige Diskussionen.

Coronavirus Geimpfte Bundesrat
Geimpfte und Genesene müssen in der Schweiz seit 31. Mai nicht mehr in die Quarantäne. - Getty

Das Wichtigste in Kürze

  • Von Geimpften oder Genesenen geht laut dem Bund kein Übertragungsrisiko mehr aus.
  • Deshalb müssen diese Personen ab dem 31. Mai nicht mehr in die Quarantäne.
  • Diese Entscheidung sorgt auf Twitter für heftige Diskussionen.

Der Bundesrat will weiter lockern: Ab 31. Mai sollen etwa die Innenbereiche von Restaurants wieder öffnen dürfen und die Pflicht zum Home-Office entfallen. Weitere Änderungen gibt es auch bei Veranstaltungen mit Publikum. Nach wie vor werden aber in allen Bereichen strikte Einschränkungen gelten– mehr dazu gibt es hier!

Homeoffice Coronavirus
Angestellte der Zurich-Versicherung sind jetzt wegen dem Coronavirus wieder im Homeoffice. - dpa

Knallhart bleibt der Bundesrat dagegen im privaten Bereich. In Innenräumen dürfen sich auch ab Anfang Juni maximal zehn Personen treffen. Selbst draussen bleibt die Obergrenze bei 15 Menschen. Nicht einmal für Geimpfte soll es Ausnahmen geben.

Immune Personen profitieren jedoch in einem anderen Bereich. André Simonazzi fasste es auf Twitter wie folgt zusammen: «Genese oder Geimpfte sind immun und übertragen die Krankheit nicht mehr.» Das bedeutet demnach: «Diese Personen sind somit ab dem 31. Mai von der Kontaktquarantäne und der Reisequarantäne ausgenommen.»

Bundesrat Coronavirus
Unglückliche Wortwahl? Laut Bundesratssprecher André Simonazzi sind Genesene oder Geimpfte «immun». - Twitter

Es sind Worte des Bundesratssprechers, die gegen Mittwochabend einen kleinen Shitstorm nach sich zogen. «Das stimmt so leider nicht. Bitte überprüfen Sie Ihre Quellen», schrieb beispielsweise eine Twitter-Userin. Eine andere Person meinte schlicht: «Völliger Gugus.»

Ein anderer Tweet kritisierte die Landesregierung direkt: «Der Bundesrat verliert endgültig seine Glaubwürdigkeit, wenn er behauptet, dass Genese und Geimpfte immun seien und für Ungeimpfte kein Risiko mehr darstellen. Weiss er mehr als die Impfhersteller und deren Studien?»

Coronavirus
Weiss der Bundesrat mehr als die Impfhersteller und deren Studien, fragt sich diese Twitter-Userin. - Twitter

Als Antwort darauf schrieb eine Person: «Vielleicht liegt der Fehler ja gar nicht beim Bundesrat, sondern der Sprecher hat einfach etwas falsch verstanden.» Sarkastisch meinte jemand, der Bundesrat sei der Wissenschaft erneut einen Schritt voraus.

Virologin Eckerle: «Geimpfte können Coronavirus weiter übertragen»

Tatsächlich ist es bisher nicht abschliessend geklärt, wie sich das Coronavirus bei einer Infektion von Geimpften oder einer Re-Infektion von Genesenen in Bezug auf die Übertragung verhält.

Die renommierte Virologin Isabella Eckerle schaffte jedoch am späten Mittwochabend auf ihrem Twitter-Account etwas Abhilfe nach dem Simonazzi-Gstürm: «Geimpfte können sich weiterhin mit Sars-CoV2 infizieren und es weiter übertragen, ohne selbst Symptome zu entwickeln oder an Covid19 zu erkranken.»

Coronavirus Schweiz Bundesrat
Die renommierte Virologin Isabella Eckerle klärt auf: «Geimpfte können sich weiterhin infizieren und das Virus weiter übertragen.» - Twitter

Die Leiterin des Zentrum für Viruserkrankungen am Universitätsspital Genf hält jedoch fest: «Allerdings scheint eine Infektion nach Impfung seltener zu sein und wenn, die Viruslast geringer.» Zu den Re-Infektionen bei Genesenen meint Eckerle, diese seien zwar selten, kämen aber vor. «Wie lange der Schutz vor Reinfektion anhält, ist noch unklar.»

Die Deutsche fasst zusammen: «Geimpfte und Genesene sollten sich also vorerst noch an Schutzmassnahmen halten.» Mehr Freiheiten können sich laut Eckerle nur Geimpfte unter sich erlauben.

Covid 19
Malta beginnt mit den Auffrischungsimpfungen - Keystone

Den noch nicht Geimpften empfiehlt die Wissenschaftlerin, sich noch etwas in Geduld zu üben und «zunächst grössere Menschenansammlungen sowie Risiko-Aktivitäten» zu meiden. «Wer es bis heute geschafft hat, sich nicht zu infizieren, der sollte es auf den letzten Metern auch nicht mehr riskieren.»

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