Coronavirus: «Ungeimpften-Lockdown» auch in der Schweiz möglich?
Ein deutsches Bundesland möchte Massnahmen gegen das Coronavirus nur für Ungeimpfte gelten lassen. Einem Obwaldner Ständerat geht das «viel zu weit».
Das Wichtigste in Kürze
- Für Ungeimpfte und Geimpfte gelten im Moment dieselben Massnahmen gegen Corona.
- Das deutsche Baden-Württemberg könnte aber die Regeln nur für Ungeimpfte erlassen.
- Der Obwaldner Ständerat Erich Ettlin, wo sehr viele Impfgegner zu Hause sind, ist dagegen.
In Süddeutschland spielen die Behörden mit dem Gedanken, wieder einmal kontakteinschränkende Massnahmen anzuordnen. Eine Art schwacher Lockdown. Dieses Mal aber nur, wenn die Auslastung der Intensivstationen wegen des Coronavirus zu hoch werden würde. Und auch nur für nicht geimpfte Personen.
Das Landessozialministerium des Bundeslands Baden-Württemberg möchte sich bei zukünftigen Einschränkungen nur auf Nichtimmunisierte beschränken. Demnach könnte eine Zwei-Haushalt-Regel für private Treffen eingeführt werden. Aber auch, so der Amtschef Uwe Lahl (Grüne), ein Besuchsverbot von Konzerten oder Restaurants für Ungeimpfte. Schon heute gilt eine GGG-Pflicht (geimpft, getestet, genesen).
Damit will die baden-württembergische Regierung Geimpfte nicht in «Mithaftung» nehmen, sagte ein CDU-Vertreter. Es ist noch nichts entschieden, doch bald könnte der genannte erste Richtwert von 200 bis 250 Intensivpatienten erreicht sein.
Zertifikatspflicht gegen Überbelastung der Spitäler wegen Coronavirus
Hierzulande liebäugelt die Regierung mit einer ähnlichen Massnahme. Eine Zertifikatspflicht für Innenräume im Sport, in der Gastronomie oder auch in der Kultur könnte implementiert werden. Faktisch würden hier auch Ungeimpfte ausgegrenzt, da die Tests auf das Coronavirus ab Ende September kostenpflichtig sein werden.
Weitere Einschränkungen gegen die Ausbreitung des Coronavirus exklusiv für Ungeimpfte finden jedoch keine Unterstützung. Erich Ettlin, Ständerat für den Kanton Obwalden, würde den deutschen Vorschlag «nicht mittragen». Er gehe viel zu weit.
In der Innerschweiz, und insbesondere in Obwalden, ist die Impfquote im nationalen Vergleich sehr tief. Nur 43,5 Prozent der Bevölkerung hat beide Dosen erhalten, etwa 4,5 Prozent warten noch auf die zweite. Nur Appenzell-Innerrhoden hat schlechtere Zahlen. Folglich hätte ein Lockdown nur für Ungeimpfte im «Urkanton» grössere Folgen.
Ettlin bestätigt: «Es hat doch überdurchschnittlich viele Impfkritische.» Gleichzeitig habe es aber «auch viele Geimpfte und Impfbereite», welche «wenig Verständnis dafür» hätten, dass Massnahmen für sie gälten.
Trotzdem solle der Schweizer Weg weitergeführt werden, sagt der Obwaldner. «Wir sind immer offener als unsere Nachbarländer gewesen. Und solange die Spital- und Personalkapazitäten nicht überlastet sind, rechtfertigt sich eine zu starke Einschränkung nicht.»