CVP-Chef Gerhard Pfister rechnet mit BAG & Daniel Koch ab
CVP-Chef Gerhard Pfister rechnet mit der Corona-Politik des BAG ab. Die Auftritte von Daniel Koch würden sich bei einer zweiten Welle rächen, sagt er zu Nau.ch.
Das Wichtigste in Kürze
- CVP-Präsident Gerhard Pfister wehrt sich vehement gegen Boni für BAG-Mitarbeiter.
- Die Glaubwürdigkeit des Amts nehme durch Auftritte von Daniel Koch massiven Schaden.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) durchlebt die wohl schwierigsten Tage seiner Geschichte. Jüngstes Desaster: Der BAG-Chefbeamte Stefan Kuster erklärt am Freitag den «tragischen Todesfall» eines jungen Corona-Infizierten.
Nur Stunden später wird klar: Der Mann aus dem Kanton Bern ist quicklebendig und zeigt nur leichte Symptome. Der zugrundeliegende Übertragungs-Fehler geschah wohl ursprünglich beim Kanton. Doch der Schaden ist auch auf Bundesebene angerichtet.
Die Kritik aus Politik und Medien nimmt übers Wochenende ein nie dagewesenes Ausmass an. Und am Montag wird via «NZZ» publik: Das Amt prüft höhere Prämienzahlungen für seine Mitarbeiter.
«Daniel Koch hat der Glaubwürdigkeit des BAG massiv geschadet»
Schliesslich hätten diese über Monate hinweg unter grossem Druck eine grossartige Arbeit geleistet. Das passt längst nicht allen im Bundeshaus. Hässig ist auch CVP-Präsident Gerhard Pfister.
Der Zuger findet die Überlegungen nicht gerechtfertigt. «Mitarbeitende des BAG sind Bundesbeamte. Der Durchschnittslohn in der Bundesverwaltung ist höher als vergleichbare Berufsbilder in der Wirtschaft.» Hinzu würden grosszügige Pensionierungslösungen kommen, erklärt er.
Bezüglich Pensionierungen stösst ihm aber ein konkreter Fall besonders sauer auf. Jener des ehemaligen Covid-Delegierten Daniel Koch. Das BAG habe in den letzten Monaten zwar «wie alle» viel gelernt. Die Behörden hätten zu Beginn der Pandemie auch einen guten Job gemacht.
Doch seit der Aufhebung des Lockdowns sei «die Konsistenz der Massnahmen und der Kommunikation nicht mehr vorhanden», findet Pfister.
Dafür macht der CVP-Chef auch den «Mister Corona» zumindest mitverantwortlich. «Daniel Koch hat nach seinem Rücktritt mit seinen Mandaten und Auftritten der Glaubwürdigkeit des BAG massiv geschadet», sagt er zu Nau.ch.
Gerhard Pfister: «Das wird sich bei einer zweiten Welle rächen»
Sicher ist: Daniel Koch ist nach dem Rücktritt von seinem Amt nie wirklich zurückgetreten. Das BAG selbst hielt sich bis anhin zurück mit Kritik an seinem ehemaligen Aushängeschild.
Kein Wunder: Der Kult-Beamte steht seit Beginn der Corona-Pandemie unter Polizeischutz. Doch die ständigen Interviews und Auftritte von Koch sorgen in Politik und Verwaltung tatsächlich für Stirnrunzeln.
Seit Wochen ist etwa bekannt, dass der langjährige Leiter der BAG-Abteilung für übertragbare Krankheiten vor der Geschäftsprüfungskommission des Nationalrats ausgesagt hat.
Die durch Koch beschädigte «Glaubwürdigkeit» werde sich im Falle einer zweiten Welle «rächen», fürchtet Pfister. Er führt diesen Gedanken nicht weiter aus.
Aber in Bezug auf die aktuelle Situation im BAG und Boni-Überlegungen sagt er: «Die Führung der Verwaltung muss bei übergrosser Belastung von einzelnen Personen Aufgaben priorisieren.»
Damit anerkennt Pfister zwar durchaus die Leistungen vieler BAG-Mitarbeiter in den letzten Monaten. Doch er stellt auch die Spitze des Amts von Innenminister Alain Berset in Frage. Der CVP-Chef sagt unmissverständlich: «Wenn sie das nicht tut, ist sie auszuwechseln.»