Das sagen die Kirchen zur «Ehe für alle»
Die «Ehe für alle» würde die zivile Ehe für homosexuelle Paare zugänglich machen. Die Kirchen sind nicht betroffen, haben aber ihre Meinungen. Eine Übersicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine der zwei Abstimmungsvorlagen im September ist die «Ehe für alle».
- Die Kirchen sind zwar nicht direkt davon betroffen, geben aber Empfehlungen ab.
- Mehrheitlich sind sie dagegen, mit Ausnahme der reformierten Kirche.
Die «Ehe für alle» ist eigentlich eine zivilrechtliche Geschichte. Wenn die Gesetzesänderung am 26. September durchkommt, betrifft das nur den Staat als Institution. Was die Kirchen damit machen, bleibt ihre Sache.
Und doch geben die Landeskirchen Abstimmungsempfehlungen ab, was nicht unüblich ist. Einerseits bedeutet Heiraten für viele Menschen nebst dem Gang zum Zivilstandesamt immer noch den Gang zum Altar. Und andererseits ist es für Kirchen- und Gemeindemitglieder von Vorteil zu wissen, wie Letztere zur gleichgeschlechtlichen Ehe stehen. Hier eine Übersicht.
«Ehe für alle»: Papst sagt Nein, Zürich sagt Ja
Komplex ist die Situation bei der katholischen Kirche. Ganz oben an der Spitze der Katholiken beharrt der Vatikan auf ein Nein zur gleichgeschlechtlichen Ehe. Zwar unterstützt Papst Franziskus das Konzept der staatlich geregelten Partnerschaft, um gleiche Rechte abzusichern. Eine Segnung homosexueller Paare kommt für ihn aber nicht infrage.
Je tiefer man sich in der Hierarchie der katholischen Kirche herumschaut, desto widersprüchlicher wird es jedoch. Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) lehnt die «Ehe für alle» mit einem «Aber» ab. Einerseits sehen die Bischöfe die Ehe nur als Fortpflanzungsmöglichkeit, was auf gleichgeschlechtliche Paare nicht zutreffen könne.
Andererseits wollen sie aber den Anliegen der LGBT-Gemeinschaft entgegenkommen. Die SBK schlägt vor, die heutige Lösung der eingetragenen Partnerschaft abzuändern. Die Änderung müsse aber «die Wahrung der Kinderrechte ermöglichen». Heisst also: keine Kinder für Lesben und Schwule.
Dann gibt es kantonale Unterschiede bei den Synodalräten (die Exekutiven) der Kirche. Die Präsidentin des Zürcher Synodalrats, Franziska Driessen-Reding, unterstützt zum Beispiel die «Ehe für alle» vehement und öffentlich. Viele Theologen unterstützen ihre Ansicht sowie auch der Schweizerische Katholische Frauenbund.
Reformierte Kirche liberaler als die Freikirchen
Die Freikirchen und die evangelisch-reformierte Kirche (ERK) hingegen vertreten eine einheitlichere Meinung. Erstere wollen eine unveränderte Rechtslage: «Die Ehe zwischen Mann und Frau behält aufgrund ihres Potenzials eine gesonderte Benennung», argumentiert der Dachverband der Freikirchen. Auch hier wird vor allem mit dem Kindeswohl und der Fortpflanzungsmedizin argumentiert.
Die Reformierten unterstützen die «Ehe für alle» dagegen. Sie befürworten ebenfalls die kirchliche Trauung von homosexuellen Paaren und empfehlen ihren Mitgliedskirchen, solche durchzuführen. Den Begriff der Ehe fassen sie weniger eng als die Katholiken und die Freikirchen: Es sei lediglich ausschlaggebend, dass der Entscheid zur Heirat aus eigenem Wille, «mit ernsthafter Absicht und wohlüberlegt» gefasst werde.