Dominique de Quervain verlässt Science Taskforce
Knall in der wissenschaftlichen Covid-Taskforce. Der Neurologe Dominique de Quervain verlässt das Gremium. Die wissenschaftliche Debatte werde abgewürgt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Taskforce verliert immer mehr Mitglieder.
- Heute verlässt Neurowissenschaftler und Stressforscher Dominique de Quervain das Gremium.
- Er werde seine Expertise «unabhängig der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen».
Der Öffnungs-Entscheid des Bundesrats polarisiert. Während bürgerliche Parteien und Verbände jubeln, kritisieren viele Wissenschaftler die Lockerungs-Offensive. Die Virologin Isabella Eckerle etwa monierte, das werde zu «Toten führen».
Kritisch äusserte sich auch der Neurologe Dominique de Quervain. Er halte die bundesrätlichen Entscheide für einen «Fehler», schrieb er am Mittwoch. Die Lockerungen würden zu verfrühtem Optimismus und unvorsichtigem Handeln führen. Dafür werde man einen «umso höheren Preis» zahlen.
Brisant: Im Gegensatz zu Eckerle oder Epidemiologe Marcel Salathé ist de Quervain auch Mitglied der wissenschaftlichen Taskforce, welche den Bundesrat berät. Doch damit ist nun Schluss.
De Quervin kritisiert «politisches Korsett»
Der renommierte Professor der Universität Basel gibt via Twitter bekannt, dass er das Gremium per sofort verlasse. Die Begründung lässt aufhorchen. «Das ihr auferlegte politische Korsett verhindert die dringend notwenige, ungefilterte wissenschaftliche Aufklärung.»
Implizit macht de Quervain damit klar, dass sich die Wissenschaftler nicht mehr frei äussern dürften. Er werde seine Expertise im Bereich der mentalen Gesundheit in Zukunft deshalb unabhängig der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
Taskforce verliert Mitglieder
Der Neurologe ist nicht das erste prominente Taskforce-Mitglied, welches das Gremium verlässt. Bereits im Januar gab der Berner Epidemiologe Christian Althaus seinen Rücktritt bekannt.
Die Politik müsse lernen, der Wissenschaft auf Augenhöhe zu begegnen, begründete er. Rund einen Monat später gab auch der aus der ersten Welle bekannte Epidemiologe Marcel Salathé seinen Abgang bekannt.
Sicher ist: Einen eigentlichen «Maulkorb» für die Taskforce-Experten gibt es nicht. Ein solcher wurde von Bürgerlichen gefordert, war im Nationalrat aber chancenlos. Dennoch hält sich die Taskforce in ihren Empfehlungen stärker zurück, als noch um den Jahreswechsel.
Präsident Martin Ackermann präsentiert rund alle zwei Wochen die neusten Erkenntnisse der Wissenschaft zum Stand der Pandemie. Dabei versucht er allerdings, einen öffentlichen Zwist mit dem Bundesrat zu verhindern.