«Ehe für alle»: Die Schweiz steht vor Regenbogensommer
Am Sonntag haben die Befürworter der «Ehe für alle» ihre Kampagne gestartet. Auf der Nein-Seite bleibt es bis jetzt jedoch noch still.
Das Wichtigste in Kürze
- Im September wird die Schweiz über die «Ehe für alle» abstimmen.
- Die Kampagne der Befürworter ist bereits angerollt. .
- Sie setzen auf die Symbolik des Regenbogens. Bei den Gegnern bleibt es noch still.
Die Schweiz ist eines der letzten westeuropäischen Länder, in welchem homosexuellen Paaren die zivile Ehe verwehrt bleibt. Das soll sich nun ändern. In drei Monaten wird das Stimmvolk über die Vorlage der «Ehe für alle» befinden.
Am vergangenen Sonntag, rechtzeitig vor den Sommerferien, lancierte das Ja-Komitee die Kampagne für die gleichgeschlechtliche Ehe schweizweit. Omnipräsent war der Regenbogen, Symbol von Toleranz, Akzeptanz und «Pride», Stolz. Das mehrfarbige Symbol wird die Kampagne begleiten, ebenso das klassische Versprechen «Ja, ich will!»
Es kann erwartet werden, dass Regenbogenfahnen die Balkon-Landschaft der Schweizer Städte dominieren werden. In vielen Abstimmungen der letzten Jahre waren Fahnen für die Kampagnen von grosser Bedeutung.
Ehe für alle: Gegner noch leise
Wie die Gegner der Eheöffnung marketingtechnisch auftreten werden, ist noch ungewiss. Klar hingegen ist aber schon, dass sie sich auf das Argument des Kindeswohls konzentrieren wollen.
Der Widerstand stammt aus SVP-, EDU-, EVP- und Mitte-Kreisen. Die Nein-Seite hat vor allem ein Problem mit der Samenspende für lesbische Verheiratete und dem Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Jedes Kind habe das Recht auf eine Mutter und auf einen Vater, lautet der Tenor, sonst sei die Entwicklung gefährdet. Dagegen sprechen jedoch zahlreiche wissenschaftliche Studien, die keine Beweise hierfür finden konnten.
Doch auch in rechts-konservativen Rängen haben sich Komitees für die «Ehe für alle» geformt. So zum Beispiel gibt es ein SVP-Komitee für die gleichgeschlechtliche Ehe, gegründet von Michael Frauchiger. Der Zürcher ist schwul und SVP-Mitglied.
Der Abstimmungstermin im September kommt den Unterstützenden der Eheöffnung ganz gelegen. Einerseits war schon aufgrund des «Pride Month» im Juni der Regenbogen allgegenwärtig. So auch an der Fussball-EM, was aber zu einer Kontroverse führte. Das Thema der Diskriminierung homosexueller Menschen rückte so in die breite Öffentlichkeit.
Andererseits wird die Vorlage nicht mit drei oder vier anderen an die Urne kommen, sondern lediglich mit der 99%-Initiative der Juso. Die Meinungsbildung der Abstimmenden gestaltet sich so einfacher als beim letzten Urnengang.