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Gespräche im Zug: Offizier könnte vom VBS gefeuert werden

Elisa Jeanneret
Elisa Jeanneret

Bern,

Ein Offizier wird vom VBS befragt: Er hat im Zug offen über eventuell vertrauliche Angelegenheiten geplaudert und möglicherweise seine Position missbraucht.

VBS Offizier
Ein Offizier des Armeestabs wird derzeit vom VBS befragt: Er soll im Zug während eines Telefongesprächs gegen diverse Verhaltensregeln verstossen haben. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Während einer Zugfahrt plaudert ein Offizier sorglos über eventuell Vertrauliches.
  • Ein Journalist sitzt mit ihm im Abteil und notiert sich die Telefongespräche des Mannes.
  • Jetzt wird der Armeeangehöriger vom VBS befragt – er könnte seine Stelle verlieren.

Im Zug zwischen Bern und Zürich sitzen ein Journalist von CH Media und ein Offizier des Armeestabs nebeneinander. Eigentlich nichts Aufregendes: Aber als der Angestellte des VBS am Telefon zu sprechen beginnt, ändert sich das.

Pendler arbeiten Laptop
Arbeiten im Zug ist bei Pendlern Alltag: Hier zwei Männer in der ersten Klasse. - Keystone

Der Mann, der bis anhin noch am Laptop arbeitete, fängt plötzlich an, laut über eventuell vertrauliche Angelegenheiten zu reden. Die Person am anderen Ende des Gesprächs ist ein Bekannter von ihm.

Vorsteherin des VBS ist «schwache Figur»

Der Gesprächspartner – und zahlreiche andere Personen im Zugwagon – erfährt von den Einschätzungen der Schweizer Armee bezüglich Wladimir Putin. Dieser sei mit der «Köpfungsstrategie» ein kalkuliertes Risiko eingegangen, was sich nicht ausgezahlt habe.

Putin sei aber aus Sicht der Armee durchaus in der Lage, auf seine Berater zu hören und seine Strategie anzupassen. Dann beginnt der Offizier, über zwei Bundesratsmitglieder zu lästern. Ignazio Cassis, Bundespräsident und Aussenminister, sowie Viola Amherd, die Vorsitzende seines Departements, seien «schwache Figuren».

In einer Krise würden sie sich «in eine Schneekugel verkriechen» und nur ein «Küchenkabinett» um sich haben. Amherd und Cassis hörten ausschliesslich auf die Mitglieder besagter «Küchenkabinette», lästert der Armeeangehörige weiter.

Dann geht es um eine Offerte, die der Bekannte am anderen Ende der Leitung dem Nachrichtendienst des Bundes (NBD) unterbreiten möchte. Der Offizier im Zug gibt seinem Freund Tipps: «Du musst kurz und präzise sagen, weshalb es genau euch braucht.» Aber die Person, an welche die Offerte gehen soll, sei derzeit sehr beschäftigt.

schweizer nachrichtendienste
Die Schweizer Nachrichtendienste erhalten den jetzigen Botschafter Christian Dussey als Chef. - Keystone

Kann der Bekannte beim Einreichen der Offerte sagen, von wem er die Kontaktdaten der NBD-Person erhalten habe? Nein, antwortet der Offizier, das wäre ihm unangenehm. Der Angestellte des VBS leitet anschliessend die E-Mail-Adresse mündlich weiter («Vorname Punkt Nachname»). Der Journalist leitet aus dem Kontext heraus ab, dass es sich um Christian Dussey handeln muss, das Gespräch endet.

«Intolerable» Regelbrüche

Ein zweites Gespräch beginnt einige Minuten später, auch hier antwortet der Offizier im freundlichen Ton. Dann berichtet er über eine Unterhaltung, die er mit Christian Lanz gehabt habe. Lanz ist der Schweizer Verteidigunsgattaché in Stockholm, Schweden.

Pälvi Pulli VBS
Pälvi Pulli, Sicherheitspolitik-Chefin beim VBS. - Keystone

Der Offizier habe mit Lanz über den Stand der Dinge bei den Beitrittsdiskussionen zwischen Schweden, Finnland und der NATO diskutiert. Nach einer Rückfrage seines Bekannten sagt er, daraus werde er einen Bericht erstellen, «für Pälvi». Pälvi Pulli ist die Chefin der Sicherheitspolitik beim VBS.

Aufgrund dieser ungefilterten Gespräche im öffentlichen Raum werde die Armee den Offizier formell befragen. Dies bestätigt Daniel Reist, Armeesprecher, gegenüber CH Media. Sollte der Bericht des Journalisten stimmen, «so lägen diverse Regelverstösse vor, die intolerabel sind». Die Lästerei über die beiden Bundesratsmitglieder seien «nicht zu akzeptieren».

Haben Sie auch schon im Zug über Vorgesetzte gelästert?

Offen sei dennoch, ob der Angestellte der Armeeverwaltung vertrauliche Informationen preisgegeben habe. Die Ratschläge zur Offerte könnten aber gegen die Weisungen zur Korruptionsprävention des VBS verstossen.

Welche personalrechtliche Massnahme ergriffen werden könnte, lässt Reist offen. Es könnte eine Verwarnung sein, aber auch eine fristlose Kündigung. Bis zum Abschluss der Untersuchung gelte die Unschuldsvermutung.

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