Ukraine Krieg: Russen-Taktik ist «Zeichen ernsthafter Verzweiflung»
Spitäler, Geburtshäuser und Wohnquartiere: Im Ukraine-Krieg sind auch zivile Einrichtungen nicht vor Putin sicher. Russland ist verzweifelt, glauben Experten.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Krieg in der Ukraine ist zuletzt brutaler geworden.
- Wladimir Putin scheut nicht davor zurück, zivile Einrichtungen zu bombardieren.
- Kriegsanalysten sehen in Putins Unmenschlichkeit eine bewusste Strategie.
Wladimir Putin scheut längst nicht mehr davor zurück, auch zivile Ziele anzugreifen. So auch eine Kinder- und Geburtsklinik in Mariupol. Mindestens 17 Menschen wurden bei der Bombardierung verletzt, es gab mindestens drei Tote.
Schon 97 Kinder sollen die Russen laut Ukraine-Präsident Selenski getötet haben.
Auch in Wohnquartieren geht die russische Armee im Ukraine-Krieg barbarisch gegen die Zivilbevölkerung vor. Augenzeugen berichten von Hinrichtungen auf offener Strasse in einem Vorort von Kiew.
Doch das brutale Vorgehen von Putins Truppen soll nicht von ungefähr kommen. Kriegsanalysten erkennen darin eine ausgeklügelte Taktik, die die Ukraine zum Aufgeben zwingen soll.
Brutalität im Ukraine-Krieg «bewusste Strategie»
Gegenüber dem «Spiegel» sagt Militärexperte Justin Bronk vom Londoner Forschungsinstitut Royal United Services Institute for Defence and Security Studies (Rusi): «Die Brutalität der Bombardierungen ist eine bewusste Strategie.» Man wolle so viel Leid in die Städte bringen, dass die Ukraine spürt, dass sie den Krieg nicht fortsetzen könne.
«Die Ukrainer müssten dann einer Art Waffenstillstand zustimmen, um die Fortsetzung dieser Brutalität zu verhindern. Denn was die Fortschritte auf dem Schlachtfeld angeht, haben die Russen wirklich nicht viel vorzuzeigen.»
Tatsächlich hat Wladimir Putin bislang hohe Verluste verkraften müssen. Bis zu 9000 russische Soldaten sind bislang im Ukraine-Krieg gefallen. Angenommen wird zudem, dass über 18'000 Soldaten vermisst werden, gefangen oder verletzt wurden. Die ukrainische Seite dagegen hat laut Schätzungen von Rusi bislang nur rund 3000 Soldaten verloren.
Söldner-Rekrutierung in Afrika «Zeichen ernsthafter Verzweiflung»
Auffällig ist auch, dass Russland seit Tagen versucht, Truppen aus Ausland-Einsätzen abzuziehen und in der Ukraine kämpfen zu lassen. So zum Beispiel sollen Einheiten aus Berg-Karabach, Armenien, Tadschikistan und Syrien zurückgerufen werden. Auch ausländische Söldner will Putin für den Ukraine-Krieg gewinnen.
Für Bronk ist klar: «Sie ziehen kontinuierlich Truppen aus dem östlichen Militärbezirk ab, darunter auch Einheiten mit wirklich veralteter Ausrüstung. Sie versuchen, Söldner aus Syrien und der Zentralafrikanischen Republik zu holen. Das ist ein Zeichen von ernsthafter Verzweiflung.»