Grüne Wahlkampf-App: Das ging ja grad nochmal gut

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Die Grünen schwimmen im Geld und leisten sich darum eine Wahlkampf-App. Diese zeigt: Der Präsident ist der Beste und Candy Crush ist lustiger. Ein Kommentar.

aVANTI VERDI Wahlkampf-App Grüne
Für iPhone und iPad, aber nicht für Android: Die teure Wahlkampf-App der Grünen. - Screenshot apple.com / Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Grünen machen Wahlkampf mit einer App: «Avanti verdi».
  • Bezahlt wird sie aus einer Millionen-Spende.
  • Abräumer oder Ladenhüter? Ein Kommentar.

Eine Million Schweizer Franken – so viel hat eine einzelne Spenderin den Grünen Schweiz aufs Spendenkonto überwiesen. Einzige Bedingung von Industriellen-Erbin Carmita Burkard Kroeber: Das Geld muss in die Kampagne für die Wahlen 2023 fliessen. Sobald Grünen-Präsident Balthasar Glättli fertig darin gebadet hat wie eine Öko-Version von Dagobert Duck. Immerhin: In Entenhausen sind ja sogar die Geldscheine grün.

Judihui, etwas zum Mitmachen!

Aber nein, fürs Geldbaden hat Glättli gar keine Zeit, wie wir gleich sehen werden. Quasi im Handumdrehen war klar, welche Investition den grössten Kosten-Nutzen-Effekt bringen würde. Grüne würden ja auch nie massenweise geschredderte Bäume (sogenannte «Flyer») in alle Schweizer Haushalte verteilen. Nein, die Wahlen 2023 gewinne man vor allem mit Mobilisierung, weshalb es grünes Licht gab für eine… (Trommelwirbel) Handy-App.

Werden Sie bei den Wahlen 2023 die Grünen wählen?

«Ah», sagten die geneigten Beobachter, «okay, ja», wenigstens mal was Neues, da sind wir jetzt aber gespannt. Wer ein süchtig machendes Game erhoffte oder befürchtete, wird nun aber eines Besseren belehrt. In der App «Avanti Verdi» kann man zwar Punkte gewinnen, aber nicht etwa, weil man durch Springen und Rennen über bei Berührung kollabierende Barrikaden die Klimakleber-Prinzessin rettet. Auch kann man nicht drei oder mehr gleiche Klimagefahren kombiniert und darum eine bombenmässige Superklimagefahr erhalten, von denen man dann wieder drei kombinieren kann.

Viel banaler: Punkte gibt es, wenn man den Grünen dienliche Aufgaben erledigt, wie «zehn Unterschriften sammeln» oder lehrreiche Buchkapitel lesen. Zu den bisherigen Topscorern gehört ausgerechnet Parteipräsident Balthasar Glättli. Natürlich hat der umtriebige Zürcher bereits alles gelesen und beim Unterschriftensammeln schon den Mehrfachbonus eingesackt.

He, Grüne: There’s an app for that

Also das völlig neuartige Konzept einer digitalen Todo-Liste, bei der man die Todos sieht, erledigt und abhakt. Und, ja, Punkte bekommt. Wir haben jetzt nicht extra bei Apple nachgefragt, ob es dafür bereits eine App gibt, weil wir keine kilometerlange Liste auf geschredderten Bäumen ausdrucken wollten. Und, ja, Apple, denn eine Android-App gibt es nicht, weil man das «Game» sowieso auch im Browser spielen kann.

Möbelhersteller, Notaufnahmen, Rapperinnen, Präventionskampagnen, neophytensensitive Gemeinden und der Papst beglücken uns mit mehr oder minder raffinierten eigenen Apps. Die Grünen aber haben eine Todo-Liste, die Excel-Fanatiker Martin Bäumle von der politischen Konkurrenz wohl in der halben Zeit für einen Viertel des Geldes programmiert hätte. Die seit Version 1.1 «Events im Kalender speichern» kann und nicht mehr abstürzt bei «Foto aufnehmen». Bei der man aber keine Chance auf den Highscore hat, weil der Chef mit Startvorsprung enteilt ist.

Doch das ist die gute Nachricht

Gut, immerhin tun die jungen Leute so wohl etwas Sinnvolles, ist man versucht zu sagen. Immerhin ist «Avanti verdi» auf Rang 40 der App-Charts für «Soziale Netze». Das ist zwar ein Rang hinter dem skandalumwitterten Seitensprungportal «Ashley Madison», aber wenigstens noch vor den virtuellen Haustieren von «SUSH», von denen sie bestimmt auch schon gehört haben.

Immerhin könnte die Rechnung ja aufgehen: Wenn jeder User mobilisiert ist und zehn weitere Sympathisanten mobilisiert, haben die Grünen bald mehr Stimmen, als die Schweiz Stimmbürger hat. Als Stimmbürger sollten wir dankbar sein: Es ist eine App – andere Kandidierende behelligen uns mit Oldest-School-Rap zu abgekupferten Discoklassikern.

Immerhin hat die Entwicklung der App offenbar nicht eine ganze Million Franken gekostet, sondern maximal einen Siebtel davon. Es wäre also immerhin möglich, dass die Grünen uns noch mit sechs weiteren Apps überraschen. Oder einem an alle Schweizer Haushalte verteilten, handgeschriebenen Flyer auf kompostierbaren Bananenblättern aus einheimischer Produktion (weil, Klimawandel, tscheggsches).

Nicht ausgeschlossen werden kann leider aber auch, dass die Grünen doch noch selber singen. Natürlich nicht zu einem Discoklassiker, mehr so was mit Gitarre am Lagerfeuer. Man stelle sich vor: Balthasar Glättli intoniert «Ich würd na vill blöder tue» und behauptet dann, das sei imfall nicht geklaut, nur rezykliert. Pfeuti Gott!

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