Ignazio Cassis präsentiert Wunschzettel für neue FDP-Spitze
Namen nennt er keine, aber FDP-Bundesrat Ignazio Cassis hat nach dem Rücktritt von Petra Gössi klare Ansprüche an die künftige Spitze seiner Partei.
Das Wichtigste in Kürze
- FDP-Bundesrat Ignazio Cassis bedauert den Rücktritt von Parteipräsidentin Petra Gössi.
- Er hofft auf eine Nachfolge, die die verschiedenen Strömungen in der Partei einen kann.
Der Aussenminister war vorgewarnt: «Wir hatten immer einen engen Kontakt mit der Parteipräsidentin, Frau Nationalrätin Gössi. Sie hatte mich tatsächlich im Vorfeld informiert», sagt FDP-Bundesrat Ignazio Cassis nach Gössis Rücktritt.
Er bedauere das auf menschlicher Ebene, er habe eine wunderschöne Beziehung mit ihr gehabt. «Ich habe aber Verständnis für den Entscheid in ihrem Alter», so Cassis, und macht auch gleich klar, was seine FDP jetzt wirklich braucht.
Cassis: Verschiedene FDP-Flügel wieder auf Kurs bringen
Damit geht Cassis schon einmal einen Schritt weiter als die FDP-Bundeshausfraktion. Von dieser ist bisher nur klar, wer als Präsidiums-Kandidat Forfait gibt. So haben die Nationalräte Christian Wasserfallen und Andri Silberschmidt bereits abgesagt. Andrea Caroni, Marcel Dobler und Philippe Nantermod scheuen den Aufwand.
In den Fokus rücken damit der Aargauer Thierry Burkart und eine ganze Reihe von Frauen. Die Waadtländerin Jacqueline de Quattro mit ihrer Exekutiv-Erfahrung, FDP-Frauen-Präsidentin Susanne Vincenz-Stauffacher. Oder die in Wirtschaft und Gewerbe vernetzten Regine Sauter und Maja Riniker.
Fürs Kandidatenkarussell sei es natürlich viel zu früh, räumt denn Cassis auch ein. Es brauche jemanden, der wisse, wie und warum die unterschiedlichen Kantonalsektionen ticken. Das habe teilweise historische Gründe: «Die FDP ist nicht die gleiche in allen Kantonen.»
Gerade die Abstimmung über das CO2-Gesetz hat aber auch gezeigt, dass bestimmte Themen die FDP in zwei Flügel spalten können. Hier also will Ignazio Cassis ansetzen, wenn er das Profil des künftigen Präsidiums formuliert. «Eine Person, die in der Lage ist, die verschiedenen Sensibilitäten der Fraktion und des Landes wieder auf Kurs zu bringen.»
FDP soll einen Schritt vorwärtsmachen
Ob der Aussenminister an die (fast) wahre Anekdote denkt, dass das chinesische Zeichen für «Krise» auch «Chance» bedeute? Jedenfalls sieht er bei der FDP durchaus Potential, es besser zu machen. Dazu biete der Rücktritt von Petra Gössi und damit die Suche nach einer neuen Führung die Gelegenheit.
«Wie jeder Wechsel ist es auch eine Chance, um einen Schritt vorwärtszumachen und ich hoffe, dass es unserer Partei gut tun wird.» Gut tun würde der Politlandschaft wohl auch ein Westschweizer oder Tessiner. Denn ausser Marco Chiesa bei der SVP sind derzeit alle Parteipräsidien mit Deutschschweizern besetzt. Ein Lateiner als FDP-Boss – dafür wäre Cassis durchaus zu haben: «Ja, warum nicht?»