Immer mehr junge Schweizer lehnen einen EU-Beitritt ab
Nur noch 6,5 Prozent der jungen Erwachsenen befürworten einen EU-Beitritt der Schweiz. Warum das so ist, erklären zwei Experten.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr junge Schweizerinnen und Schweizer lehnen einen EU-Beitritt ab.
- Einerseits ist das Thema nicht mehr aktuell, andererseits fehlen ihnen die Vorteile.
«Soll die Schweiz der Europäischen Union beitreten – oder nicht?» Eine Frage, die nun seit mehr als zwanzig Jahren für Kontroversen sorgt – insbesondere bei der jungen Bevölkerungen.
Denn: Wollten in den 90er Jahren noch fast 60 Prozent der 18- bis 34-Jährigen zur Europäischen Union gehören, sind es im letzten Jahrzehnt immer weniger geworden. 2011 beispielsweise waren nur noch 10,3 Prozent für einen Beitritt; acht Jahre später 6,5 Prozent. Und heute sind die 18- bis 34-Jährigen die EU-skeptischste Altersgruppe.
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielseitig, wie Politgeograph Michael Hermann gegenüber «SRF» erklärt: Mit dem Ende des Kalten Krieges «sehnte sich ein Teil der Bevölkerung nach einer Öffnung».
Als jedoch bilaterale Abkommen abgeschlossen, die Personenfreizügigkeit hinterfragt und die Eurokrisen im Süden begannen, habe auch die Europafrage massiv an Bedeutung verloren.
Schicksal der Nachgeborenen
Dass sich dabei ausgerechnet die jungen Erwachsenen stark von einem EU-Beitritt distanziert haben, erklärt Hermann mit dem Schicksal der Nachgeborenen: «Die junge Generation wurde politisch sozialisiert, als der Beitritt vom Tisch war. Entsprechend gibt es nur wenige, die das als Herzensthema sehen.»
Hinzukomme, so Fabio Wasserfallen, Professor an der Universität Bern, dass diese Altersgruppe keine harten Grenzen kenne. Für sie seien die Errungenschaften der EU eine Selbstverständlichkeit – das freie Reisen, das Arbeiten in anderen Ländern.
Wirkliche Vorteile eines EU-Beitritts würden junge Schweizer deshalb kaum sehen, so Wasserfallen zu «SRF». Anders jedoch sehe die Situation in den neuen Mitgliedsstaaten aus. Dort sei vor allem jungen Menschen klar, dass die Europäische Union demokratische Stabilität und wirtschaftliches Wachstum bringe.