Interview: Waren Spitäler wirklich nicht am Anschlag, Daniel Koch?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Intensivstationen seien wegen des Coronavirus nicht an die Belastungsgrenzen gelangt.
- Dies soll kein Geringerer als Daniel Koch gesagt haben.
- Stimmt das und wenn ja: Waren dann all die Massnahmen übertrieben?
Waren die Massnahmen während der Corona-Pandemie völlig übertrieben und die mRNA-Impfung eher wirkungslos? Das soll jetzt endlich bewiesen sein, glauben diejenigen, die das schon immer geglaubt haben. Denn an einer Podiumsveranstaltung sei das so herausgekommen, sozusagen von höchster Stelle.
Für einmal ist die Quelle nicht alt Bundesrat Ueli Maurer oder Alt-Komiker Marco Rima, sondern Mister Corona höchstselbst: Daniel Koch, ehemaliger Covid-19-Delegierter und Neu-Kolumnist bei Nau.ch.
Ueli Maurer war zwar auch da: Am «Kommnet Unternehmer-Podium» vom 22. Januar 2024. Gemäss der Zusammenfassung des Moderators, Fernsehjournalist Reto Brennwald, soll Koch dort Erstaunliches gesagt haben: Gesundheitswesen und Intensivstationen seien nicht an der Belastungsgrenze gewesen. Die Massnahmen habe man lediglich auf internationalen Druck hin beschlossen.
Das Netz reagiert sofort: Viele fühlen sich bestätigt, dass sie angelogen worden seien. Und dass Ueli Maurer wohl ebenfalls recht hatte mit seiner Vermutung, die mRNA-Impfung sei «viel heisse Luft». Nau.ch hat bei Daniel Koch nachgefragt: Hat er dies wirklich gesagt – und war es auch so gemeint?
Nau.ch: Herr Koch, Sie waren an ein Unternehmer-Podium geladen: zusammen mit alt Bundesrat Ueli Maurer und Massnahmen-kritischen Exponenten wie dem Virologen Pietro Vernazza. Was war Ihr Eindruck von der Veranstaltung?
Daniel Koch: Es war durchaus interessant, aber mit einem eher Corona-kritisch eingestellten Publikum. Wie bei allen Themen gibt es berechtigte Fragen und man darf darauf auch eine Antwort erwarten.
Nau.ch: Es gab auch – indirekte – Kritik an Ihnen durch Ueli Maurer beziehungswiese an der Wirksamkeit der mRNA-Impfung. Ist diese berechtigt?
Koch: Es war sicher so, dass man die Impfung am Anfang überschätzt hat. Diese Kritik müssen sich die Zulassungsbehörden gefallen lassen: Die Kohorten-Studien wurden nicht weiterverfolgt. Die Swissmedic hat diesbezüglich wenig Möglichkeiten, aber grosse Behörden wie die amerikanische FDA hätten den Herstellern Auflagen machen müssen.
Es gibt aber viele Hinweise, dass die Impfung einen guten Schutz vor schweren Verläufen bot. Von dem her war das ein positiver Erfolg der Impfungen.
Nau.ch: Sie sorgten für Aufsehen mit einer Aussage zu den Spitälern. Offenbar gibt es keine Video-Aufzeichnung, nur eine schriftliche Zusammenfassung. Ist die Darstellung demnach korrekt: Sie sollen gesagt haben, das Gesundheitswesen und die Intensivstationen seien nicht an der Belastungsgrenze gewesen?
Koch: Das ist korrekt. Eventuell hätte ich ‹Kapazitätsgrenze› statt ‹Belastungsgrenze› sagen sollen, die man nicht erreicht hat. Aber das ist ja gut und nicht eine Kritik!
Man wollte ja eben nicht an Grenzen gelangen. Mit all den ergriffenen Massnahmen ist das gelungen, Gott sei Dank.
Was wir leider nicht haben, sind Zahlen zur Belastung des Personals. Hier war die Belastung teilweise enorm, aber darüber wurde auf dem Podium leider nicht diskutiert.
Nau.ch: Gemäss Zusammenfassung habe die Schweiz die Massnahmen wegen internationalem Druck und dem Einfluss Chinas getroffen. Ist das nicht etwas weit hergeholt?
Koch: Die Welt hat natürlich China nachgeeifert: Wenn man die dortigen, sehr strengen Massnahmen nicht bereits gesehen hätte, hätte man wohl weltweit nicht so strenge Lockdowns beschlossen.
Der internationale Druck war sehr gross. Aber wir waren in der Schweiz weit davon entfernt, nur schon ähnlich strenge Massnahmen wie die Nachbarländer zu haben.
Nau.ch: Mister Corona gibt also nicht zu, dass all die Massnahmen und Pflichten Humbug waren?
Koch: Nein, das stimmt natürlich so nicht. Das war auch auf dem Podium nicht so, das war nicht die Diskussion.