Ja zur «Ehe für alle» für alle freut Initiantin und Homo-Politiker
Der Nationalrat sagt Ja zur «Ehe für alle». Freude bei homosexuellen Parlamentariern und der Initiantin, die findet: Eigentlich ändere ja gar nichts.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutliches Ja des Nationalrats zur «Ehe für alle» und der Samenspende für lesbische Paare.
- Der schwule FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann sieht keine juristischen Gründe dagegen.
- Es habe ein Lernprozess stattgefunden, sagt Initiantin Kathrin Bertschy (GLP).
Es ist lange her: Ende 2013 hat Nationalrätin Kathrin Bertschy im Namen der Grünliberalen den Vorstoss «Ehe für alle» eingereicht. Mittlerweile sind zwei nationale Wahlen über die Bühne und im Parlament hat sich einiges geändert. «Natürlich hat ein Lern- und Denkprozess stattgefunden», sagt Bertschy im Nau-Interview angesichts von 124 Ja-Stimmen heute im Nationalrat. «Aber der hätte schon viel vorher stattfinden können», denn es gebe keine rationalen Gründe gegen Gleichberechtigung auch auf dieser Ebene.
«Der grösste Schritt auf dem Leidensweg»
Das sieht auch FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann so, der in eingetragener Partnerschaft lebt. Juristische Argumente könne man sicher keine gegen die «Ehe für alle» vorbringen. «Ich gehe davon aus, dass es religiöse, persönliche Gründe sind von immer noch einigen Menschen. Das ist gerechtfertigt, sie dürfen diese Vorbehalte haben.»
Für ihn persönlich sei der Kampf um Gleichberechtigung nicht nur sechseinhalb, sondern 30 Jahre alt. So lange kämpfe er schon für die Anerkennung seiner eigenen Lebensform.
Das Parlament hat Ja gesagt! Ein grosses Dankeschön an die geistige Mutter der Vorlage #Ehefueralle @kathrinbertschy und alle Mitstreiter*innen fürs jahrelange Dranbleiben! pic.twitter.com/Fqph3VMyEm
— Corina Gredig (@corinagredig) June 11, 2020
«Ich denke, heute haben wir wirklich den grössten Schritt gemacht auf diesem Leidensweg. Gewonnen hat aber auch unser Schweizer Volk, nämlich zu einer offenen und freien Gesellschaft zu werden.» Eine Gesellschaft, in der Lebensform, sexuelle Orientierung, Hautfarbe oder Religion keine Rolle mehr spielen dürfe.
«Ehe für alle» bringt «nichts Neues»
Der grosse Schritt sei sozusagen gar keiner, sagt Kathrin Bertschy. Sie relativiert damit die Ängste derer, die Ungemach durch gleichgeschlechtliche Ehepaare und Eltern befürchten. Denn der Nationalrat hat nicht nur den Bund fürs Leben von Mann und Mann oder Frau und Frau gutgeheissen. Sondern auf Antrag von GLP-Nationalrat Beat Flach auch noch gleich die Samenspende für lesbische Paare.
Kinder ohne Väter, ewige Liebe die nicht ewig hält: Kein Grund zur Aufregung, winkt Bertschy ab. Es gebe absolut keine Konstellationen, die nicht heute auch schon vorkämen, aber mit heterosexuellen Paaren.
«Es gibt nichts Neues. Rechtlich ist es durchaus manchmal schwierig im Einzelfall zu regeln, aber das können wir heute schon. Wir werden das auch in Zukunft schaffen, wenn etwas mehr Leute die Ehe eingehen können.»