Jetzt bringt GLP-Bäumle sein eigenes Messgerät heraus

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Dübendorf,

GLP-Nationalrat Martin Bäumle sagt den Aerosolen und dem Coronavirus den Kampf an: Er bringt ein Messgerät für Luftqualität auf den Markt.

Martin Bäumle Condair Cube
Strahlt grün: Grünliberalen-Nationalrat Martin Bäumle in der Wandelhalle des Bundeshauses mit einem Prototypen eines Messgeräts für Luftqualität an seinem Laptop. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • GLP-Nationalrat Martin Bäumle betont während der Pandemie den Faktor Luftqualität.
  • Jetzt bringt er gleich selbst ein Messgerät auf den Markt.
  • Dazu hat er ein NGO und zwei Industriepartner ins Boot geholt.

Als Risikoperson ist Martin Bäumle, Nationalrat der Grünliberalen, seit über einem Jahr enorm vorsichtig. Neuerdings aber strahlt er, wenn er durch die Wandelhalle des Bundeshauses pressiert. Nicht wie ein Maikäfer, denn diese leuchten ja nicht grün und wechseln noch viel weniger die Farbe.

Gibt es einen Bedarf an handlichen Luftqualitätsmessgeräten?

Was wahlweise an seinem Laptop oder aus der Jackentasche hängt, ist seine ganz private Corona-Ampel. Die Mini-Pyramide leuchtet grün, wenn die Luft rein ist, kann aber auch auf Gelb oder Rot wechseln. Es ist ein Prototyp von ETH-Studenten, aber eigentlich, findet Bäumle, sollte doch jeder so was haben können. Darum bringt er nächste Woche gleich sein eigenes Messgerät heraus – mit tatkräftiger Unterstützung von Profis.

Ein Würfel gegen das Coronavirus

Ein halbes Jahrhundert nach dem «Rubik’s Cube» soll erneut ein bunter Würfel die Menschheit beglücken. Eins sei von Anfang an klar gewesen, sagt Bäumle: «Ich will nichts daran verdienen.» Das Patronat übernimmt deshalb die Stiftung Green Cross Schweiz, deren Geschäftsleiter Bäumle ist. Das Konzept kommt vom Winterthurer App-Entwickler Smoca, der bereits einen würfelförmigen CO2-Sensor entwickelt hat.

Condair Cube Aerosole CO2
So soll der «Condair Cube» gemäss Broschüre aussehen. - zvg

Diese sind aber Einzelanfertigungen – Smoca hätte nicht die Kapazität, im grossen Stil Hardware anzubieten. Hier kommt der dritte Partner ins Spiel: Die Condair Group mit Hauptsitz in Pfäffikon SZ. Der Konzern ist gemäss eigenen Angaben weltweit führender Hersteller von kommerzieller und industrieller Luftbefeuchtung. Der «Condair Cube» soll nun das können, was gemäss Bäumle sonst kein Gerät bietet: Simple Handhabung, überall einsetzbar, exakte Messung der Luftqualität.

«Billigprodukte sind Schrott»

Wie Bäumles Versuchspyramide zeigt der «Condair Cube» grün, gelb oder rot an. So soll der geneigte Benutzer sofort wissen, was zu tun ist, nämlich schon bei Gelb mal vorsichtshalber zu lüften. 159 Franken soll der Spass kosten. Auf einen Gewinn verzichten alle Beteiligten, sollte es trotzdem einen geben, fliesst dieser in Green-Cross-Projekte.

Smoca CO2 Coronavirus Aerosole
Das bereits existierende CO2-Messgerät von Smoca, auf dessen Grundlage das von Martin Bäumle initiierte Gerät basiert. - github.com

Der «Condair Cube» soll in Restaurants, Büros, Schulzimmern, wenn man zu Besuch ist und selbst im ÖV zum Einsatz kommen. Laut Flyer kann man davon gar nicht genug haben: «Für sich selbst, für jedes Familienmitglied.» Das geht dann doch etwas ins Geld und Messgeräte, halt ohne Touchscreen und Bildschirmanschluss, gibt es auch für 30 Franken. Bäumle winkt ab: «Billigprodukte, die man aus China bestellen kann, sind nicht nur schlechter, sie sind Schrott.»

Was die Grossmutter schon wusste

Martin Bäumle setzte von Anfang an einen Schwerpunkt auf die Luftqualität bei seiner persönlichen Corona-Vorsorge. Entsprechen misst sein Gerät CO2-Gehalt, Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit. Revolutionär sei das nicht: «Unsere Grossmütter haben noch gewusst, dass die Luft feucht sein muss, weil man sich mit trockener Luft nur Probleme einhandelt.» Weshalb an jedem Heizkörper auch ein Verdunster hängen musste.

«Das Gerät soll auch dazu beitragen, dass der Faktor Luftqualität besser verankert wird in Bevölkerung und Politik», betont Bäumle. Mit dem «Condair Cube» will Bäumle auch differenzierte Öffnungsschritte in der Wirtschaft ermöglichen. Denn: «So sieht man, wo Massnahmen nötig sind und wie aufwendig diese wären.»

Wirklich keine Eigeninteressen?

Diesen Punkt streicht Bäumle auch heraus, wenn es um die Zusammenarbeit mit dem Industriepartner Condair geht. So selbstlos kann ein Unternehmen ja nicht sein: Bringt ein Messgerät für Luftqualität unter die Leute und stellt zufälligerweise Luftbefeuchter her.

fenster lüften coronavirus
Ein Fenster an einer Grundschule ist zum Lüften geöffnet. Aerosolforscher empfehlen für geschlossene Räume häufiges Stoss- oder Querlüften. Foto: Christoph Schmidt/dpa - dpa-infocom GmbH

Das könne man nämlich auch umgekehrt sehen, so Bäumle. «So wird klar, wo überhaupt Lüftungsanlagen notwendig sind.» Nämlich nur dort, wo der Farbenwürfel regelmässig ins Gelb wechselt und Lüften keine valable Option ist.

Condair-Produkte oder andere Lüftungs- und Raumklima-Geräte wären so längst nicht überall nötig. «Das sind dann wohl weniger als bei einer generellen Pflicht wie in Deutschland», vermutet Bäumle.

Kommentare

User #1790 (nicht angemeldet)

Ich staune ein wenig, dass Green Cross da mitmacht. Die habe ich früher unterstützt, weil sie wichtige Arbeit geleistet haben für Betroffene von Tschernobyl und anderen Umweltunfällen. Dass sie jetzt Marketing und Vertrieb macht für ein Produkt, das zufälligerweise vom Präsidenten verkauft wurde, passt nicht ins damalige Bild. Glaube nicht, dass sowas dem Roten Kreuz passieren würde.

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