Jetzt setzt die SVP auf Gasförderung in der Schweiz
Die Schweiz soll zur Erdgas-Produzentin werden, fordert SVP-Energiepolitiker Christian Imark. Insbesondere das Potenzial im Tessin soll der Bundesrat aufzeigen.
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Nationalrat Christian Imark will in der Schweiz Erdgas fördern.
- Dazu hat er einen Vorstoss deponiert, der vom Bundesrat Antworten in 10 Punkten verlangt.
- Imark will, dass die Schweiz so unabhängiger vom Ausland wird.
Wenn es um Energieverbrauch, dessen Kosten und Emissionen geht, kennt SVP-Nationalrat Christian Imark kein Pardon. Fast im Alleingang hat er das CO2-Gesetz gebodigt, bombardiert in Diskussionsrunden Windkraftbefürworter mit Statistiken, wirbelt mit Benzinpreisaufschlägen im Zehntelrappenbereich. Der Ukraine-Krieg liefert ihm nun einen Steilpass für eine neue Stossrichtung: In der Schweiz soll nach Erdgas gebohrt werden.
Schweizer Erdgas fordern und fördern
In seinem Nau.ch vorliegenden Vorstoss will Imark vom Bundesrat Antworten zu insgesamt zehn Punkten. Die Überlegung liegt auf der Hand: Die Schweiz soll unabhängiger werden vom Ausland, insbesondere vom russischen Gas. Imark schielt dabei vor allem auf Gas-Vorkommen im Tessin, wie er Nau.ch gegenüber aufzeigt.
Denn im angrenzenden Italien wird bereits Erdgas aus mehreren Kilometern Tiefe geholt. Die Vorkommen sollen aber grenzüberschreitend sein. Der Bundesrat soll das Förder-Potential rund um den Lago Maggiore, bei Lugano-Agno und Chiasso aufzeigen.
Imark will aber auch eine Gesamtschau: Wo gibt es welche Art Gasvorkommen, wie könnten sie gefördert werden, wie gross wäre die Ausbeute im Vergleich zum Bedarf? Dabei gibt sich Imark vorbildlich umweltbewusst. Schon die dritte Frage ist diejenige nach negativen Umwelteinflüssen je nach Förder-Verfahren.
Gasförderung in der Schweiz kein Neuland
Grundsätzlich kann in der Schweiz Erdgas gefördert werden. Zwischen 1985 und 1994 wurde in Finsterwald im Entlebuch ein Bohrturm betrieben. Die Seag (Aktiengesellschaft für schweizerisches Erdöl) hatte und hat in diversen Kantonen Konzession für die Suche nach Erdgas und Erdöl. Der Ausbeutung entgegen stand bislang aber die Wirtschaftlichkeit.
Dies könnte sich nun aber mit der aktuellen Preisentwicklung geändert haben, vermutet Imark. Seine Vorgänger sind mit dem Anliegen, in der Schweiz selbst Gas zu fördern, in der Vergangenheit stets beim Bundesrat aufgelaufen. SVP-Ständerat Christoffel Brändli forderte vom Bundesrat schon vor 15 Jahren, er müsse über die Bücher gehen. FDP-Ständerat Raphaël Comte verwies 2012 erfolglos auf 20 Milliarden Kubikmeter Erdgas, die unter dem Val-de-Travers im Neuenburger Jura vermutet werden.
Imark verweist für sein Anliegen ausgerechnet auf eine Aussage des damaligen Energieministers Moritz Leuenberger gegenüber Christoffel Brändli. Leuenberger betonte, der Bundesrat baue keine AKWs und fördere kein Erdgas. Aber: «Er kann die Rahmenbedingungen festlegen, das soll er tun.» Hier sieht Imark offenbar Handlungsbedarf.