Kommentar: Kindischer Klima-K(r)ampf

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Klimaschutz: Die einen kleben sich an allem fest, was niet- und nagelfest ist. Die anderen kleben an altem Mumpitz. Ein Kommentar.

Bundesrat Albert Rösti Klimaschutz-Gesetz
Mit Augenmass: Bundesrat Albert Rösti präsentierte an einer Pressekonferenz die Argumente zur Empfehlung von Bundesrat und Parlament zum Klimaschutz-Gesetz. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Klimaschutz ist emotional: Das zeigen die Aktionen von beiden Seiten.
  • Gegner streuen Fake News, Befürworter kleben fest. Ein Kommentar.

Im Vorfeld der Volksabstimmung über das Klimaschutz-Gesetz hat der Abstimmungskampf ein neues Tief erreicht. Oder ein neues Hoch, jedenfalls herrscht politisches Extremwetter. Oder ist das jetzt schon politisches Klima?

Entnervtes Augenrollen

Noch immer kleben sich Klima-Aktivisten dort fest, wo es möglichst stört: an ihren Händen. Auf der Gegenseite verschicken Freunde der Klimaerwärmung Flyer in alle Haushalte und behaupten das, was man bei Klimaklebern auch behaupten sollte: Weitergehen, nichts zu sehen hier. Klimawandel gebe es gar nicht. Das bisschen Wärme sei doch cool.

Klimaaktivisten Greenpeace Flughafen Genf
Klimaaktivisten blockierten am Flughafen Genf Privatjets. - Greenpeace

Beiderseits mag man dem Aktionismus derweil nur noch mit entnervtem Augenrollen begegnen. Ja, wir haben es verstanden: Ihr seid sehr, sehr besorgt. Und naturgemäss ist man etwas energischer in der Überzeugungsarbeit, wenn es um das eigene Überleben und das des Planeten geht und nicht nur um die Änderung des Bundesgesetzes über die Stempelabgaben.

Verständlich, aber wenig zielführend

Da kann man schon ein wenig verzweifeln. Genau in solchen Situationen wäre es, zugunsten des eigenen Überlebens, zielführend, nicht nur seiner Verärgerung Ausdruck zu verleihen. Denn verärgerte Zeitgenossen haben die meisten Eidgenossen nicht so gerne. Statt bei der Weltrettung mitzuhelfen, regt man sich höchstens göttlich (oder auch atheistisch) auf und schickt dieses Klima erst recht zur Hölle. Oder was immer das atheistische Pendant zur Hölle ist – Stäfa vielleicht?

Occupy Paradeplatz Credit Suisse
Mitglieder der Gruppe «Occupy Paradeplatz» besetzen den Paradeplatz in Zürich, am 11. November 2011. - keystone

Ja, klebrige Hände erregen viel Aufmerksamkeit. Man fühlt sich an die Occupy-Bewegung von 2011 erinnert: zuerst Occupy Wall Street, dann Occupy Paradeplatz. Es war spektakulär und tatsächlich, nach wochenlangem Didgeridoo-Spielen und Theaterdarbietungen, war die Wall Street nicht mehr gierig und die UBS nicht mehr too big to fail.

Klimaschutz-Gegner: Altes, neu entdeckt

Die Mitmenschen hinter dem Flyer «Rettung Werkplatz Schweiz» ernst zu nehmen, fällt schwer. Sie sind vermutlich Erwachsene, wirken aber wie kleine Kinder, die soeben entdeckt haben, dass kochende Milch überschäumt. Und das jetzt unbedingt dem Grosi erzählen müssen.

Im Stil von «wussten Sie, dass es eine Warmzeit im Mittelalter gab» werden längst widerlegte Thesen aufgewärmt. Und dem Grosi erzählt. Weil man überzeugt ist, zur auserwählten Minderheit zu gehören, die soeben als einzige auf die mittelalterliche Warmzeit aufmerksam wurden.

Flyer Komitee Klimaschutz-Gesetz
Dieser Flyer zum «Klimaschutz-Gesetz» landete in allen Briefkästen der Schweiz: Dabei greift das «Komitee Rettung Werkplatz Schweiz» selbst auf Verschleierungstaktiken zurück. - Rettung Werkplatz Schweiz

Dass der Klimawandel pure Propaganda amerikanischer Milliardäre sei, versucht man uns seit Jahrzehnten weiszumachen. Ob wärmere Temperaturen vorteilhaft wären, zum Beispiel für das Pflanzenwachstum, wird seit den 70er-Jahren diskutiert. Die These, dass dies die Nahrungsproduktion fördere, hat spätestens seit 2014 das Prädikat «leider falsch».

Ja, es mag überraschen: Milliardäre verdienen Geld. Eventuell besteht hier ein Zusammenhang, das müsste man mal untersuchen. Nur verdienen die einen Geld mit klimaschädlichen, die anderen mit klimafreundlichen Produkten. Meistens verdienen sie Geld mit dem, was am meisten Geld abwirft. So sind sie, und auch das ist keine neue Erkenntnis.

Spenden Sie auf mein Konto

Dass der Mensch einen massgeblichen Einfluss auf die global steigenden Temperaturen hat, hat die Wissenschaft schon 1990 erkannt. Auch, dass das womöglich nicht ganz unproblematisch werden könnte. Wussten Sie, dass 1990 Bill Gates 35 Jahre alt war und Elon Musk erst 19? Nicht? Da sehen Sie mal.

Wie werden Sie am 18. Juni über das Klimaschutz-Gesetz abstimmen?

Ich sollte unbedingt einen Flyer in alle Haushalte verteilen, damit die ganze Schweiz weiss: Bill Gates hat eine Zeitmaschine und Elon Musk hat als Teenager ein Geschäftsmodell entwickelt, das 30 Jahre später immer noch nicht vollständig umgesetzt ist. Nur habe ich leider keine Million Franken, um solche Flyer zu finanzieren. Wenn ich sie hätte, kämen sie aber bestimmt nicht von dort, wo sie dieses Werkplatz-Komitee auch nicht her hat.

Oder würden Sie mir eher glauben, wenn ich mich ans Ortsschild von Stäfa ZH klebe?

Kommentare

User #1922 (nicht angemeldet)

Laut User #2610 braucht es eine kleine Fläche Solarzellen in der Wüste um genügend Strom zu erzeugen. Jetzt müssen wir uns nur noch die Wüste aneignen!

User #1922 (nicht angemeldet)

Traktätli mit Schreibfehler sind härzig!

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