Die Axpo will das AKW Beznau nun doch über 2030 hinaus laufen lassen. Atomgegner warnen: Das sei viel zu gefährlich – und unnötig.
AKW Beznau Axpo
Der Reaktorblock 1 des AKW Beznau, aufgenommen am 29. Oktober 2016, in Beznau AG. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Axpo prüft den Betrieb des AKW Beznau über 2030 hinaus.
  • Das ist ganz im Sinne von Energieminister Albert Rösti.
  • Atomgegner warnen aber: Das AKW sei uralt, unsicher und unnötig – dank Röstis Stromgesetz.
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Zugunsten der Versorgungssicherheit will der Stromkonzern Axpo den Betrieb des AKW Beznau über 2030 hinaus prüfen. Dann wäre für beide Reaktorblöcke eigentlich die Abschaltung geplant – 59 und 61 Jahre nach deren Inbetriebnahme. Dies lässt in atomkritischen Kreisen die Alarmglocken läuten.

Mehr Strom: Gaskraftwerk und Ausbau der Photovoltaik

Auch an anderen Fronten macht sich die Axpo, nicht ganz uneigennützig, für die Versorgungssicherheit stark. Bis heute konnten beim Bund Projekte für Reservekraftwerke eingereicht werden, die im Fall einer Mangellage hochgefahren werden könnten. Genau dies tut die Axpo nun: Sie will im Auhafen von Muttenz BL ein Gasturbinenkraftwerk bauen.

Reservekraftwerk Birr Gasturbinen
Lärmschutzwand, links, und acht mobile Gasturbinen-Generator-Einheiten des temporären Reservekraftwerks auf dem Areal von General Electric (GE), aufgenommen am 4. Oktober 2023 in Birr AG. - keystone

Dieses soll dereinst CO2-neutral mit sogenanntem eMethanol aus Sonnen- und Windenergie betrieben werden. Ziel soll aber sein, dass das Reservekraftwerk gar nie zum Einsatz kommt. Deshalb setzt sich die Axpo ein für den Ausbau bei der alpinen Sonnenenergie und bei der Windkraft. Vor allem aber auch für ein Ja zum Stromgesetz, welches im Juni vors Stimmvolk kommt.

Des Rösti Freud’ ist des Glättli Leid

Dieser Strauss an Absichten und Forderungen dürfte Energieminister Albert Rösti sehr zupass kommen. Erst gerade am Montag sprach er im «Chillout» in Boswil AG zur SVP Bezirk Muri und warb für «sein» Stromgesetz. Und für Atomstrom aus Beznau: «Wir reden heute von 70 Jahren Betriebszeit», vorbehalten die technischen Abklärungen. Und Wind, und Sonne – was es halt so braucht für das Abwenden einer Strommangellage.

Albert Rösti Stromgesetz
Bundesrat Albert Rösti wirbt am 23. März 2024 an der DV der SVP Schweiz in Langenthal BE für das Stromgesetz. - keystone

Eben genau nicht, entgegnet heute Grünen-Präsident Balthasar Glättli. Einig ist man sich immerhin, dass es ein Ja zum Stromgesetz brauche. Gerade weil damit die erneuerbaren Energien ausgebaut würden, brauche es beim AKW Beznau aber eben keine Betriebsverlängerung. «Das weltweit älteste AKW», wie Glättli betont.

70 Jahre AKW Beznau: «unnötig und gefährlich»

Aufgeschreckt worden von der Ankündigung der Axpo ist auch die Schweizerische Energiestiftung (SES). Auch sie hält einen Betrieb des AKW Beznau über 2030 hinaus für gar nicht nötig «und für die Schweiz gefährlich». Der Axpo gehe es nur darum, vom aktuell hohen Strompreis zu profitieren.

Befürworten Sie, dass die bestehenden Atomkraftwerke in der Schweiz länger laufen sollen als bisher geplant?

Die Axpo breche damit aber auch ihr eigenes Versprechen, trotz klarem Beschluss von Bund und Stimmvolk zum Atomausstieg. Die SES weise schon seit Jahren auf Intransparenz und Sicherheitsdefizite im AKW Beznau hin. So sei das Brennelementbecken ungenügend gesichert, die Reaktordruckbehälter spröde.

Balthasar Glättli AKW Beznau
Grünen-Präsident Balthasar Glättli warnt vor dem Weiterbetrieb des AKW Beznau. - Screenshot x.com

Die Grünen forderten 2018 erfolglos die Stilllegung des AKW Beznau. Denn es würde einem Flugzeugabsturz nicht standhalten, geschweige denn einem gezielten Terrorangriff. Deshalb gelte es, den Weiterbetrieb des AKW Beznau zu verhindern. Um dies zu erreichen, fordert die SES ironischerweise genau das, was Bundesrat Albert Rösti und die Axpo ebenfalls fordern: ein Ja zum Stromgesetz.

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