Massentierhaltung: Initianten und Bauern wenig erfreut
Der Bundesrat spricht sich für mehr Tierwohl aus. Den Initianten der Massentierhaltungsinitiative geht der Vorschlag aber zu wenig weit.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat hat einen Gegenvorschlag zur Massentierhaltungsinitiative erarbeitet.
- Initianten und Bauern sind damit nicht zufrieden.
Die Massentierhaltungsinitiative fordert mehr Tierwohl. Um das zu erreichen, sollen die Biosuisse-Richtlinien für alle Schweizer Landwirte gelten, die Nutztiere halten. Die Initianten verlangen zudem, dass diese Regeln auch für Importprodukte gelten sollen.
Der Bundesrat lehnt die Initiative ab. Allerdings hat er zu Jahresbeginn einen Gegenentwurf in Aussicht gestellt. Dieser wurde heute präsentiert.
Man nehme zentrale Aspekte der Initiative auf, heisst es in einer Medienmitteilung. Der Bundesrat verzichtet aber darauf, Bio-Standards in die Verfassung aufzunehmen.
Der Gegenentwurf sieht allerdings vor, Minimalanforderungen für alle Nutztiere anzuheben. Rinder sollen künftig entweder in Freilaufställen gehalten oder bei Anbindeställen tagsüber Auslauf im Freien erhalten. Zudem sollen Schweine zwingend einen eingestreuten Liegebereich haben.
Rückzug steht nicht zur Diskussion
Meret Schneider, Nationalrätin der Grünen und Mitinitiantin, sagt: «Der Gegenvorschlag ist verhältnismässig progressiv, was die Vorschriften im Inland betrifft.» Das sei begrüssenswert.
Ein Rückzug der Initiative stünde dennoch «nicht zur Diskussion.» Grund: Der Bundesrat verschärft die Tierwohl-Anforderungen zwar im Inland, tastet aber Importprodukte nicht an. «Damit wird es für die inländischen Bauern schwieriger, konkurrenzfähig zu sein.»
Schneider befürchtet, dass mit dem Gegenvorschlag mehr Lebensmittel aus tierquälerischer Produktion importiert würden. «Unter dem Strich wird den Tieren wohl mehr geschadet als genützt.»
Der Bauernverband will den Vorschlag noch tiefer prüfen. Allerdings ist die Skepsis bereits heute gross.
Sprecherin Sandra Helfenstein argumentiert ähnlich wie die Initianten. «Auf den ersten Blick bedauern wir, dass die Importe ausgeblendet werden und nur die Schweizer Produktion noch tierfreundlicher werden soll.» Das verschlechtere die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Bauern. «Tierwohl sollte nicht an der Grenze halt machen.»
Gemäss dem Bauernverband werden aktuell 82 Prozent der Rinder und Kühe nach dem RAUS-Standard gehalten. Diese Tiere haben also bereits regelmässig Auslauf. Trotzdem: «Für viele Betriebe dürfte der Gegenvorschlag direkte Auswirkungen haben.»