Mehrere SVP-Exponenten bekunden Interesse am Amt als Parteichef
Nach der Ankündigung des Rücktritts von SVP-Präsident Marco Chiesa wird bereits über potenzielle Kandidaten für seine Nachfolge spekuliert.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SVP hat den Rücktritt von Marco Chiesa bereits verkündet.
- Nun wird über den möglichen Nachfolger spekuliert.
- Einige Namen kursieren schon fürs Rennen.
Nach der Bekanntgabe des Abgangs von SVP-Präsident Marco Chiesa wird bereits über eine mögliche Nachfolgerin oder einen möglichen Nachfolger spekuliert. Folgende Namen kursieren:
Marcel Dettling
Der Schwyzer Nationalrat ist SVP-Vizepräsident und engagierte sich bei den letzten Wahlen als Wahlkampfleiter. Er gilt als Favorit. Dettling wurde etwa von der Genfer Nationalrätin Céline Amaudruz gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA als mögliche passende Nachfolge genannt.
Gegenüber «Blick» sagte Dettling, dass er interessiert sei und sich eine Kandidatur überlegen werde. Nun könne er besser einschätzen, was das Amt mit sich bringe. Im Gegensatz zu vor vier Jahren, als er für das Amt absagte. Der 42-Jährige ist Landwirt.
Céline Amaudruz
Die Genfer Nationalrätin und SVP-Vizepräsidentin wäre die bekannteste Kandidatin aus der Westschweiz.
Sie habe über eine Kandidatur noch nicht nachgedacht, sagte sie der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die 44-Jährige hat als Vermögensverwalterin bei mehreren Grossbanken wie der UBS gearbeitet.
Franz Grüter
Der Luzerner Nationalrat schloss eine Kandidatur vorerst nicht aus.
«Wenn ich angefragt würde, so würde ich mir dazu Gedanken machen. Aber es ist ein Knochenjob», sagte Grüter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der 60-Jährige arbeitet als Unternehmer.
Lars Guggisberg
Der Berner Nationalrat zeigte sich interessiert an dem Amt. Guggisberg sagte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA: «Ich kann mir das absolut vorstellen und werde in den nächsten Tagen Gespräche führen mit meinem beruflichen und privaten Umfeld.»
Der 46-Jährige ist Direktor des Gewerbeverbands der Berner KMU.
Mike Egger
Für den St. Galler Nationalrat hat die Nachfolge von Marco Chiesa «einen grossen Reiz», wie er dem «Tages-Anzeiger» sagte.
Er werde sich in den nächsten Tagen ernsthafte Gedanken darüber machen. Der 31-Jährige ist leitender Fleischfachmann bei Micarna.
Manfred Bühler
Der Berner Nationalrat ist Präsident der SVP des Kantons Bern. Für die SVP könnte er insbesondere interessant sein, weil er bilingue ist.
Der 44-Jährige arbeitet als Anwalt und äusserte sich noch nicht zu einer Kandidatur.
Gregor Rutz
Der Zürcher Nationalrat kandidierte bei den Wahlen vom Oktober für den Ständerat, musste jedoch eine Niederlage einstecken.
Möglich wäre, dass er sich nun für das Präsidium interessiert. Dazu äusserte er sich noch nicht. Der 51-Jährige ist Unternehmer.
Alfred Heer
Der Zürcher Nationalrat zeigte im Oktober ebenfalls Interesse an einem Zürcher Sitz im Ständerat. Er wurde jedoch von seiner Partei knapp nicht nominiert.
Für das Amt des Parteipräsidenten könnte er aber wieder infrage kommen. Der 62-Jährige ist Unternehmer.
Werner Salzmann
Der Berner Ständerat hätte als ehemaliger Präsident der Berner SVP und Bundesratskandidat im Oktober 2022 die Voraussetzungen für das Amt.
Salzmann äusserte sich noch nicht zu einer Kandidatur. Der 61-Jährige ist Steuerfachexperte bei der Steuerverwaltung des Kantons Bern.
Jean-Luc Addor
Der Walliser Nationalrat hat sich für eine mögliche Kandidatur bereits aus dem Rennen gezogen. Das Präsidium einer Schweizer Partei sei eine Verrücktheit, sagte Addor.
Er bevorzuge es, Milizpolitiker zu bleiben. Zudem sehe er als Nächstes eher eine Person aus der Deutschschweiz an der Spitze der SVP.
Benjamin Fischer
Auch der Zürcher Nationalrat sagte für eine Kandidatur ab. Er habe drei kleine Kinder und sei zufrieden mit seinem Beruf, teilte er Keystone-SDA mit.
Es gebe genügend andere hervorragende Kandidaten, so Fischer. Der 32-Jährige ist Betriebsökonom beim Versicherer Swiss Life.
Manuel Strupler
Der Thurgauer Nationalrat sagte zu Keystone-SDA, dass das Amt zwar eine spannende, aber auch riesige Aufgabe sei.
«Mit Kindern und einer Firma wäre das eine Herausforderung», so Strupler. Es gebe bereits sehr viele gute Kandidaten. Der 43-Jährige führt ein Gartenunternehmen.
Findungskommission eingesetzt
Die SVP-Findungskommission hat ihre Arbeit bereits aufgenommen, wie die Partei mitteilte. Geleitet werde diese vom ehemaligen Nationalrat und Fraktionspräsidenten Caspar Baader.
Mögliche Kandidatinnen und Kandidaten könnten der Kommission bis am 19. Januar gemeldet werden. Die Delegierten wählen dann den Ersatz von Chiesa an ihrer Versammlung vom 23. März.
Chiesa wurde 2020 zum Parteipräsidenten gewählt. Am Donnerstag wurde publik, dass er sich zum Ende seiner ordentlichen Amtszeit im März 2024 nicht zur Wiederwahl stellt. Damit tritt er nach nur gut dreieinhalb Jahren an der Spitze der grössten Partei des Landes ab.
Marco Chiesa: «Auftrag erfüllt»
«Ich hatte einen Auftrag. Und der ist erfüllt», begründete Chiesa seinen Abgang in einem Interview mit den Zeitungen von CH Media. «Das Ziel meiner Amtszeit war: Die Wahlen zu gewinnen und die Politik und die Werte der SVP zu stärken.» Das sei gelungen.
Die rechtsbürgerliche SVP konnte unter Chiesas Ägide als stärkste Partei bei den nationalen Wahlen im Oktober wieder zulegen. Sie gewann im Nationalrat neun Sitze dazu und erzielte das drittbeste Ergebnis ihrer Geschichte. Der Erfolg war vorab in der Westschweiz und im Tessin stark. Was die Bilanz trübt: Im Ständerat büsste die SVP einen Sitz ein.
Die SVP nahm den Abgang von Präsident Marco Chiesa «mit grossem Bedauern» entgegen, wie es im Communiqué weiter hiess. Sie dankte dem Präsidenten für seine «grossen Verdienste» in den vergangenen vier Jahren.
Chiesas starke Präsenz bei der Parteibasis habe der SVP vor allem in der Romandie sehr geholfen. Dort habe die Partei bei den Wahlen vom Oktober vier Sitze zulegen können. Im Tessin gewann sie einen Sitz dazu. Chiesa war der erste SVP-Präsident aus dem Tessin und aus der lateinischen Schweiz.