Meret Schneider (Grüne) will Videoüberwachung in Schlachthöfen
Die Empörung war gross: In Schlachthöfen werden Tiere vor dem Töten ungenügend betäubt. Meret Schneider (Grüne) will nun schärfere Kontrollen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bund stellte fest: Die Selbstkontrolle der Schlachthöfe funktioniert unzureichend.
- Er will Anpassungen angehen – Meret Schneider genügen die Versprechungen nicht.
- Die Grünen-Nationalrätin fordert bessere Ausbildung und strengere Kontrollen.
«Einige Vorschriften werden nicht genügend eingehalten». So steht es in der Analyse der Bundeseinheit für die Lebensmittelkette (BLK) im Auftrag des Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Die Untersuchung sollte einen Überblick über die Situation des Tierschutzes bei Schweizer Schlachtbetrieben geben.
Die dabei ans Licht gebrachten Mängel schlugen hohe Wellen. Die Betäubung ist teils mangelhaft, was bedeutet: Der tödliche Kehlenschnitt erfolgt bei Bewusstsein.
Allerdings: Die Auswahl der Betriebe war nicht repräsentativ. Darauf weist auch Ruedi Hadorn hin, Direktor des Schweizer Fleisch-Fachverbands SFF. «Ich bin mir bewusst, dass es auch problematische Betriebe gibt.» Für Meret Schneider, grüne Nationalrätin, sind die Gesetzesverstösse allerdings inakzeptabel.
Meret Schneider (Grüne) fordert, was für Mike Egger (SVP) denkbar ist
Die prominente Veganerin arbeitet deshalb einen Vorstoss für mehr unangemeldete Kontrollen. Auch für SVP-Nationalrat Mike Egger ist das «denkbar», wie er jüngst zu Nau.ch sagte.
Schneider fordert weiter gezielt Aus- und Weiterbildungen für das Personal in jenen Betrieben, bei denen es zu Verstössen kommt. Dem stimmt auch Hadorn vom SFF zu. Die Betriebe seien indes gesetzlich zur Selbstkontrolle verpflichtet, wozu der Verband Branchenhygiene-Leitlinien bereitstelle.
Videoüberwachung in Schlachthöfen
Hadorn: «Es liegt auch im Interesse des Schlachtbetriebs: Stress verringert die Fleischqualität, die Metzger bemühen sich auch deshalb besonders für eine tierschonende Betäubung vor dem Entbluten.»
Auch das BLV will Massnahmen in Angriff nehmen. Die Verordnung zum Tierschutz beim Schlachten wurde angepasst.
Schneider will einen Schritt weiter gehen. «Drittens schlage ich vor, die Schlachtbetriebe mit Video zu überwachen. Das erleichtert den Kantonen die Überwachung über die Einhaltung der Gesetze.»
In England, Deutschland oder den Niederlanden gibt es bereits ein entsprechendes Gesetz oder ist in Ausarbeitung. Migros- und Coop-Schlachthöfe hatten freiwillig eigene Video-Überwachungsversuche gestartet.
Die Grünen-Nationalrätin erklärt: «Die Fehler sind so banal, dass klar ist, dass es einfach am Unwissen des Personals liegt: Es werden ungeeignete Betäubungsgeräte oder falsche Stromstärken verwendet.»
Diese einfachen Verstösse würden aber zu gravierenden Gesetzesverstössen führen: «Das Tier wird wegen der falschen Betäubung lebendig geschlachtet – das will bestimmt niemand!»
Kantone haben zu wenig Ressourcen für die Kontrolle
Für die Durchsetzung sind die Kantons-Veterinäre zuständig. Doch: «Oft fehlt es den Kantonen am Willen und am Personal», sagt Schneider. In der Tat kritisierte auch das BLV, dass viele Kantone etwa zu wenig oder keine unangemeldeten Kontrollen durchführen.