Neben EU-Zoff: Guy Parmelin weibelt gegen Agrar-Initiativen
Corona-Lockerungen hin, Krisensitzung zur EU her. Bundespräsident Guy Parmelin nutzt den Besuch auf einem Bauernhof, um gegen die Agrar-Initiativen zu weibeln.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Freitag reist Guy Parmelin für Verhandlungen zum EU-Rahmenabkommen nach Brüssel.
- Zuvor betreibt der Wirtschaftsminister aber Abstimmungskampf auf einem Berner Bio-Hof.
- Für Parmelin ist klar, dass die beiden Agrar-Initiativen abgelehnt werden müssen.
Es sind bewegende Zeiten im Bundesrat: Nur wenige Tage nach den beschlossenen Öffnungsschritten bezüglich den Corona-Massnahmen folgt das grosse Europa-Chaos.
Mittendrin und zentrale Figur ist dabei Bundespräsident Guy Parmelin. Am Freitag wird er für Verhandlungen zum EU-Rahmenabkommen nach Brüssel reisen. Noch immer ist aber inhaltlich einiges unklar, weshalb vor dem Treffen Lösungen auf den Tisch müssen.
Guy Parmelin macht Abstimmungskampf auf Bio-Hof
Nebst Corona und dem EU-Streit beschäftigen den Bundespräsidenten ganz nebenbei auch noch die kommenden Abstimmungen am 13. Juni. Gleich über fünf Vorlagen stimmt das Schweizer Stimmvolk dann ab.
Zentral sind dabei unter anderem die beiden Agrar-Initiativen, die vehement vom Bundesrat bekämpft werden. Am Montagnachmittag besuchte Guy Parmelin einen Biohof in Kirchdorf BE, wo er sich einen Eindruck der Direktbetroffenen verschaffte.
«Eine Annahme der beiden Agrar-Initiativen würde viele Landwirtschaftsbetriebe enorm schädigen», fasst der Romand zusammen.
Ein Ja würde zudem dazu führen, dass mehr importiert wird: «Gewisse Produkte wären in der Schweiz nicht mehr erhältlich oder viel teurer als vorher. Das würde dazu führen, dass der Einkaufstourismus weiter steigt, sagt Parmelin zu Nau.ch.
«Agrar-Initiativen zu extrem»
Man merkt es dem Bundespräsidenten an, dass ihm die beiden Vorlagen nahe gehen. Immer wieder stellt Parmelin der Familie Messerli, die den Bio-Betrieb in der dritten Generation führt, tiefgründige Fragen. Zudem erwähnt der SVP-Bundesrat häufig auch eigene gemachte Erfahrungen in der Weinbranche.
Er habe Angst, dass eine Annahme der Initiativen zu einem Rückgang der inländischen Bauern führen könnte. «Insbesondere für jüngere Generationen wird es immer schwieriger. Wenn junge Bauern ihren Beruf aufgeben, haben wir ein Problem», betonte der Wirtschaftsminister vor den Medien.
Auch die Familie Messerli, die ihren Betrieb 2013 auf Bio umgestellt hat, macht sich über mögliche Konsequenzen Gedanken: «Es würde sich eine Menge ändern. Wir würden sogar auf Subventionen verzichten, damit wir unsere Äpfel wie bis anhin produzieren könnten», meint Co-Betriebsleiter Marco Messerli.
Nach zweistündigem Besuch reist Parmelin wieder ab und ist in den Gedanken womöglich bereits in der nächsten Krisensitzung des Bundesrats. Platz für ein Bier auf einer Terrasse bleibt auf auf jeden Fall nicht: «Vielleicht ein anderes Mal. Aber heute habe ich noch einige Sitzungen auf dem Programm», meint Parmelin.