Neuer UBS-Chef: Die dunkle Seite des Sergio Ermotti
Sergio Ermotti wird wieder UBS-CEO. Interessant dabei ist zum Beispiel, dass er staatliche Rettungen für verfehlt hält. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Er kommt zurück: Sergio Ermotti wird CEO der UBS, um die Übernahme der CS durchzuziehen.
- Das begrüssen weite Kreise.
- In der Vergangenheit hat Ermotti aber teilweise erstaunliche Bemerkungen gemacht.
Der Alte ist der Neue: Für die Bewältigung der Credit-Suisse-Übernahme holt die UBS ihren vormaligen Chef Sergio Ermotti zurück. Die Politik ist ausnahmsweise von dieser neusten Entwicklung sehr angetan und auch aus Fachkreisen kommt zustimmendes Nicken.
Ermotti kennt man, er strahlt Ruhe aus, er kann vielsprachig und kompetent kommunizieren und überzeugt mit Fachkenntnis jenseits reiner Finanzthemen. Es lohnt sich allerdings, einen Blick auf das zu werfen, was der smarte Tessiner in der Vergangenheit sonst noch so alles kommuniziert hat.
Rettung durch den Staat? Unwahrscheinlich
Zum Beispiel das hier, zum TLAC-Konzept, das es erlaubt, global systemrelevante Banken gefahrlos und ohne Steuergelder «abzuwickeln». Dieses werde «es noch unwahrscheinlicher machen, dass der Staat jemals wieder einspringen muss», so Ermotti in der «Finanz & Wirtschaft» 2015. Von dem her war dann wohl der Untergang der CS wohl wie ein Sechser im Lotto?
Er warnt im gleichen Atemzug, noch weiterzugehen: «Man kann dieses Thema ad absurdum führen, wenn man glaubt, dass jedes Risiko eliminiert werden kann. Wir werden nie zu 100 Prozent sicher sein.» Nämlich auch nicht, was die Swissness der UBS anbelangt, wie er 2017 gegenüber «Bloomberg» bestätigte.
Die UBS, eine Schweizer Bank? Unsicher
Gegenüber dem Finanz-Portal kam Ermotti auf die Bank «Nordea» zu sprechen, die einfach ihren Sitz von Stockholm nach Helsinki verlegt. Was Ermotti völlig normal fand, schliesslich seien die meisten Investoren keine Schweden. «Wir werden auch nicht von Schweizer Investoren kontrolliert», fuhr er fort, sondern von ausländischen. «Wir fühlen uns als Schweiz-basierte Organisation, und Swissness ist ein Wettbewerbsvorteil.»
Aber in Realität gelte es eben auch, dies nicht zu einem Wettbewerbsnachteil werden zu lassen. Lies: Im Zweifelsfall kommen halt die Zügelwagen. Undankbare Neider, das sind, wenn schon, die anderen, liess Ermotti ebenfalls 2017 in der «Finanz & Wirtschaft» durchblicken. Auf die Kritik an den Banken-Boni angesprochen, meinte er: «Ich denke, diese Diskussion wird von Leuten angestossen, die vielleicht frustriert sind, dass sie nicht so viel verdienen.»
Die Schweiz ist zu ehrlich und die SNB zu fett
In der «SonntagsZeitung» vom 28. Oktober 2018 kam die Sprache auf nicht eingehaltene Versprechen von Nachbarstaaten. Auch dazu hat Ermotti eine Meinung: «Die Schweiz ist manchmal zu ehrlich. Das ist gut und richtig im Privat- und Geschäftsleben. In der Politik glaube ich nicht, dass es klug ist, sich auf solche Versprechungen zu verlassen.»
Die schwindelnden Politiker sollten sich mal ein Beispiel an den stets ehrlichen Geschäftsleuten nehmen. Im gleichen Interview verteidigt Ermotti die UBS-Rettung, kritisiert aber die Nationalbank, die wegen der Franken-Stützung eine zu sehr aufgeblähte Bilanz habe. Das mache unflexibel.
«Im Moment ist alles unter Kontrolle, aber sollte die nächste Krise kommen, haben wir recht wenig Handlungsspielraum.» Ausser, dass ohne die aufgeblähte Bilanz die SNB kaum mal eben ein paar Dutzend Milliarden aus dem Ärmel schütteln könnte. Um damit der UBS eine Bank zu kaufen.
Rettung durch den Staat? Da könnte ja jeder kommen
Apropos Krise. Während der Pandemie war Ermotti ja nicht mehr UBS-Chef, sondern beim Rückversicherer Swiss Re. Also hatte er auch eine Meinung zur Pandemie-Bewältigung. Ihm war da schon wieder zu viel Staat: «Die Gefahr besteht, dass die Menschen künftig bei jeder grossen Krise davon ausgehen, dass der Staat alle und alles rettet. Und dass jemand anders dafür bezahlt.»
Das sei schlecht für die Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft der Gesellschaft. «Der Wohlstand würde für alle dahinschmelzen.» Ja gut, dann retten wir halt nur noch ausschliesslich Banken. Mit dem Geld der Nationalbank. Bei jeder grossen Krise.
Sergio Ermotti: Er kann auch anders
Doch mit grossen Boni kommt grosse Verantwortung und dies ist sich Sergio Ermotti durchaus bewusst. So gab er der «NZZ» vor Jahresfrist zu Protokoll: «Als Firma tragen wir eine persönliche, aber auch eine geschäftliche Verantwortung.» Und weiter: «Business und gesellschaftliche Verantwortung kann man nicht auftrennen.»
Das beruhigt uns ungemein, denn das bedeutet ja auch, dass es gut kommen wird mit der Megabank UBS. Und den Boni, der Nationalbank-Bilanz und dem Schweizer Sitz. Aber eben: «Wir werden nie zu 100 Prozent sicher sein.»