Nun wollen auch Lesben Adoption und Samenspende
Der Abstimmungssonntag bestärkt Homosexuellen-Organisationen in weiteren Forderungen. Ehe für alle, Volladoption und Samenspende – alles analog zu Heteros...
Das Wichtigste in Kürze
- Das deutliche Ja zum Diskriminierungsverbot verleiht weiteren LGBTQ-Anliegen Auftrieb.
- Die «Ehe für alle» liege in Griffweite – und damit auch Volladoption und Samenspende.
- Justizministerin Karin Keller-Sutter wiegelt ab: Man dürfe die Leute nicht überfordern.
Party-Stimmung beim Pro-Komitee am gestrigen Abstimmungssonntag: 63 Prozent des Stimmvolks sagen Ja zum erweiterten Diskriminierungsverbot. Es sei ein Zeichen für eine offene Schweiz, sagt auch Justizministerin Karin Keller-Sutter. Für die Homosexuellen-Organisationen ist es aber vor allem eins: Nur ein Schritt. Sie erwarten mehr, zuallererst einmal die «Ehe für alle».
«Ehe für alle» als Gesamtpaket
Die «Ehe für alle» ist bereits im Parlament traktandiert und wird aller Voraussicht nach auch durchkommen. Das heisse aber auch «Schutz für alle», betont Maria von Känel. Sie ist Geschäftsführerin des Dachverbands Regenbogenfamilien und lebt selbst in einer solchen: Mit Partnerin und Kindern.
Und Schutz bedeute auch durchs Band gleiche Rechte wie Hetero-Paare. «Ehe für alle, Gleichstellung, das heisst Adoption und Zugang zur Samenspende», sagt von Känel.
Aktuell ist die Samenspende für gleichgeschlechtliche Paare verboten und nur mit Umweg übers Ausland möglich. Die Adoption hat das Parlament lediglich für Stiefkinder erlaubt. Von Känel kann also die Kinder ihrer Partnerin adoptieren oder umgekehrt. Die Volladoption ist dagegen Hetero-Paaren vorbehalten.
Bundesrätin Keller-Sutter bremst
Justizministerin Karin Keller-Sutter bremst den Enthusiasmus von Känels etwas. «Es gibt sicher in dieser Frage einen gesellschaftlichen Wandel. Aber man darf die Leute auch nicht überfordern mit immer neuen Forderungen, die eine andere Lebensweise betreffen.»
So hält Keller-Sutter es auch für wahrscheinlich, dass allein schon gegen die «Ehe für alle» das Referendum ergriffen werde. Wie es weitergehe in diesen Fragen, sei schwierig zu beurteilen. Schliesslich sei es am Abstimmungssonntag lediglich um diesen einen Aspekt gegangen.
Maria von Känel aber ist zuversichtlich. Bei ihr hängt der Himmel voller Regenbogen: «Wir spüren die Zustimmung. Im Sinne von: Man will, dass diese Familien geschützt sind und die Kinder die gleiche Anerkennung erhalten wie bei den Heteros.»