Pestizid-Initiative: Die Argumente der Befürworter

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Bern,

Am 13. Juni stimmt die Schweiz über die Pestizid-Initiative ab. Die Initianten argumentieren unter anderem mit dem Schutz von Mensch, Tier und Umwelt.

pestizid-initiative
Die Initianten sind überzeugt, dass ihre Pestizid-Initiative die Biodiversität schützt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 13. Juni 2021 stimmt die Schweiz über die Pestizid-Initiative ab.
  • Die Initianten sind überzeugt, dass der Vorstoss die Gesundheit schützt.
  • Auch die Artenvielfalt würde von einer Annahme profitieren.
  • Die Schweiz könnte dann auch eine Vorreiterrolle einnehmen.

Am 13. Juni stimmt die Schweiz über die Pestizid-Initiative ab. Diese will den Einsatz von synthetischen Pestiziden in der Landwirtschaft sowie in der Boden- und Landschaftspflege verbieten. Auch der Import von Produkten, die mithilfe dieser Pflanzenschutzmittel hergestellt wurden, soll untersagt werden.

Die Urheber der Pestizid-Initiative um den Verein «Future3» erfahren Unterstützung von Umweltschutz-Gruppen wie Greenpeace, Pro Natura oder dem Klimastreik. Auch einige Parteien haben die Ja-Parole beschlossen, darunter die SP, die Grünen und die EVP.

Pestizid-Verzicht ist möglich

Weniger als 15 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen der Schweiz werden heute für den biologischen Anbau ohne synthetische Pestizide genutzt. Auf den restlichen über 85 Prozent wird folglich konventioneller Anbau betrieben. Dieser kann gemäss den Initianten aber ohne grössere Probleme ebenfalls in biologischen umgewandelt werden.

Pestizid-Initaitive Bio-Hof
Mit der Annahme der Pestizid-Initiative würde der Anteil biologischen Anbaus weiter steigen. - Keystone

Bei biologischem Landbau fällt die Ernte zwar durchschnittlich 20 Prozent geringer aus. Das zeigt ein Langzeitversuch in der Nähe von Basel. Ein solcher Ausfall sollte aber keinen Hinderungsgrund dafür darstellen, dass die Schweiz bis 2030 ohne synthetische Pestizide auskommt.

Denn der Verlust könne, so die Initianten, problemlos kompensiert werden: Im Mittelland wird zurzeit mehr als die Hälfte des Landes für den Futteranbau verwendet. Mittels Umnutzung dieser Ackerflächen wäre es möglich, den Ernterückgang abzufedern und wettzumachen.

Gesundheit

Mehrere Studien haben den Zusammenhang zwischen Pestiziden und gesundheitlichen Problemen nachgewiesen. Selbst kleine Mengen haben bei chronischer Exposition negative Auswirkungen auf den Körper. So treten heute beispielsweise Diabetes Typ-II, Parkinson oder hormonell bedingte Krebsarten häufiger auf.

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Der Konsum von Bio-Produkten senkt das Krebs-Risiko. - Keystone

Personen, die biologisch angebaute Lebensmittel konsumieren, haben ein bis zu 25 Prozent geringeres Risiko, an Krebs zu erkranken. Dies im Vergleich zu Personen, die nur selten Bio-Lebensmittel essen. Zu diesem Schluss kam eine Studie aus Frankreich.

Auch Aufmerksamkeitsdefizite und Autismus können von synthetischen Pestiziden in Lebensmitteln, Wasser und Boden begünstigt werden. Gemäss einer Studie sorgen diese Pflanzenschutzmittel in der EU dadurch zu Produktivitätsverlusten im dreistelligen Milliardenbereich.

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Zwei Personen mit einem Spruchband während der Einreichung der Unterschriftenbögen der Initiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» bei der Bundeskanzlei. - keystone

Die Zulassung von Pestiziden geschehe laut den Initianten oftmals, ohne dass die Auswirkungen von niedrigen Konzentrationen berücksichtigt werden. Das Problem dabei ist dann, dass einige nicht oder nur langsam abgebaut werden und deshalb noch jahrzehntelang die Umwelt verschmutzen.

Pestizid-Initiative für mehr Biodiversität

Die Urheber der Pestizid-Initiative argumentieren auch mit dem Schutz der Biodiversität. So haben synthetische Pestizide das Ziel, Schädlinge zu vernichten. Das grosse Problem ist aber, dass sie nicht nur jene Organismen töten.

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Auch Bienen leiden unter Pestiziden. - Keystone

Denn Pestizide gelangen in den Boden und ins Wasser, wo sie von Tieren und Pflanzen aufgenommen werden. Diese können dadurch sterben, oder die Pestizide sammeln sich an, schädigen die Lebewesen leicht und wandern der Nahrungskette entlang. Dadurch enden die Pflanzenschutzmittel schlussendlich am Ende der Nahrungskette und dort auf den Tellern der Menschen.

Für Forschung und Wirtschaft

Heutzutage sind biologisch angebaute Produkte teurer als konventionell angebaute. Dadurch können sich nicht alle Personen in der Schweiz gesund und nachhaltig ernähren. Mit der Pestizid-Initiative wollen die Urheber einen Anstoss geben, über den Preis gesunder Ernährung zu diskutieren.

Die Initianten fordern, dass die Politiker die notwendigen Massnahmen ergreifen, um Bio-Produkte für alle zugänglich zu machen.

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Einreichung der Unterschriftenbögen der Initiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide». - keystone

Die Initiative werde auch Innovationen fördern. Vielerorts kommen noch synthetische Pestizide zum Einsatz. Diese müssten bei der Annahme ersetzt werden, was der Forschung, die sich mit Alternativen befasst, einen grossen Schub verleihen würde. Zudem könnte die Abhängigkeit der Landwirte von der chemischen Industrie verringert werden.

Mit der Annahme der Initiative käme der Schweiz eine Vorreiterrolle im Kampf gegen synthetische Pestizide zu, argumentieren die Initianten. Die Innovationen könnten ebenso wie die günstigeren biologisch angebauten Produkte exportiert werden.

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