Pro Juventute: «Kinder müssen es uns wert sein!»
Im Gastbeitrag erklärt Lulzana Musliu von «Pro Juventute», weshalb Finanzhilfen im Bereich der Kinderrechte und des Kinderschutzes erhöht werden sollten.
Das Wichtigste in Kürze
- Pro Juventute fordert vom Bundesparlament mehr Unterstützung für Kinder und Jugendliche.
- Das Parlament soll die Finanzhilfen in diesem Bereich von 2 auf 3 Millionen aufstocken.
- Lulzana Musliu von «Pro Juventute» verlangt, dass das Parlament ein starkes Zeichen setzt.
Ganz knapp, mit 13 zu 12 Stimmen, haben die Mitglieder der Finanzkommission des Nationalrats einen Antrag abgelehnt, der Organisationen zugutekommen würde, die Kinder und Jugendliche unterstützen. Darunter auch das aktuell stark geforderte 147 von «Pro Juventute».
«Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft.»
«Als Familienvater setze ich mich für Kinder und Jugendliche ein.»
So heisst es häufig aus dem Mund von Politikerinnen und Politikern. Zuletzt waren in der Schweiz Wahlen und so manch jemand wird mitunter dank dieser Versprechen gewählt.
Doch wenn es um Entscheide geht, vor allem um Geld, bleiben die Interessen der Kinder und Jugendlichen immer wieder aussen vor.
Finanzkommission lehnt Krediterhöhung ab
Die Finanzkommission des Nationalrats lehnte trotz der erwiesenen hohen psychischen Belastung von Kindern und Jugendlichen letzte Woche knapp (13:12) einen Mehrheitsantrag der zuständigen Subkommission ab, der eine Erhöhung des Kredits im Bereich Kinderrechte und Kinderschutz forderte.
Dieser Kredit beläuft sich aktuell auf zwei Millionen Franken jährlich. Der Mehrheitsantrag forderte eine Erhöhung um eine Million Franken. Diese Aufstockung wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung gewesen. Und angesichts der beträchtlichen Grösse des Bundesbudgets vergleichbar gering.
Die Investition in die gesunde psychische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist dringend angezeigt und wäre eine echte eine Investition in die Zukunft. Nicht nur in die jungen Menschen selbst, sondern auch in die Wirtschaft.
Was sind uns Kinder und Jugendliche wert?
Verschieden Studien, zig Erhebungen, zahlreiche Berichte belegen: Kinder und Jugendliche sind aktuell psychisch stark belastet und eine Verbesserung der Versorgungskette ist dringend angezeigt. Darin ist sich die Fachwelt einig.
Die Beratungen wegen Suizidgedanken beim 147 von «Pro Juventute» haben sich im Vergleich zu 2019 verdoppelt, die Krisenfälle mit konkreten Suizidabsichten sind zuletzt noch einmal gestiegen. Psychisch belastete Kinder und Jugendliche müssen je nach Kanton lange auf einen Behandlungsplatz warten.
Das 147 von «Pro Juventute» und weitere Organisationen werden jährlich mit Beiträgen aus dem Kredit im Bereich Kinderrechte und Kinderschutz unterstützt. Es handelt sich dabei um den einzigen Betrag, den «Pro Juventute» aktuell vom Bund erhält.
Gemeinsam mit dem Beitrag der Kantone werden nur knapp die Hälfte der Ausgaben von «Pro Juventute» für das 147 gedeckt. Den Rest erhält «Pro Juventute» von privaten Spenderinnen und Spendern, Unternehmen oder Stiftungen. Dies, obwohl die Zurverfügungstellung einer Notruf-Hotline für Kinder eine Verpflichtung ist, die sich aus der UNO-Kinderrechtskonvention ableitet.
Das nationale Parlament hat es bisher verpasst, ein starkes Zeichen zu setzen, um Kinder und Jugendliche zu stärken. Am kommenden Donnerstag können Bundesparlamentarierinnen und Bundesparlamentarier zeigen, wie viel ihnen Kinder und Jugendliche in belastenden Situationen wert sind.
Zur Person: Lulzana Musliu (35) ist Leiterin der Politik- und Medienarbeit der Stiftung Pro Juventute. Sie lebt mit ihrem Mann in Zürich.