SP-Chef Cédric Wermuth will schärfere Corona-Massnahmen

Christof Vuille
Christof Vuille

Bern,

SP-Chef Cédric Wermuth fordert nach der Abstimmung über das Covid-Gesetz scharfe Massnahmen. Ein Lockdown sei nicht auszuschliessen, sagt er.

Cédric Wermuth
Cedric Wermuth, Co-Präsident SP Schweiz, spricht während einer Medienkonferenz. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Kurz nach dem Ja zum Covid-Gesetzt fordert SP-Chef Cédric Wermuth Verschärfungen.
  • Die strengeren Corona-Regeln sollen einen erneuten Lockdown verhindern.
  • Falls keine Alternative mehr bestehe, unterstütze Wermuth aber auch den dritten Lockdown.

Der Bundesrat trifft sich am Dienstag zur Corona-Krisensitzung. Cédric Wermuth, Präsident von Alain Bersets SP, verlangt im Nau.ch-Interview eine ausgedehnte Maskenpflicht, Kapazitätsbeschränkungen, Homeoffice und Einreisequarantänen. Auch ein Lockdown ist kurz nach der Abstimmung über das Covid-Zertifikat kein Tabu mehr.

Nau.ch: Cédric Wermuth, einen Tag nach der Abstimmung fordern Sie «harte Massnahmen». Haben Sie die Stimmbürger an der Nase herumgeführt?

Cédric Wermuth: Nein. Wir haben vor der Abstimmung schon gesagt, dass es nicht wohl nicht ohne weitere Massnahmen gehen wird, gerade in Anbetracht der neuen Variante. Das Ja war eine klare Bestätigung für die Corona-Politik von Alain Berset.

Alain Berset Cédric Wermuth
Bundesrat Alain Berset, links, und Cédric Wermuth, Co-Parteipräsident SP Schweiz, am Ende einer Medienkonferenz des Bundesrates zu den eidgenössischen Abstimmungen, am 28. November 2021, in Bern. - Keystone

Nau.ch: Viele Menschen stimmten Ja, um einen Lockdown zu verhindern. Und nicht, damit möglichst harte Massnahmen kommen.

Wermuth: Unser oberstes Ziel ist es die Menschen zu schützen und die Überlastung der Spitäler und des Pflegepersonals zu verhindern. Wenn wir es jetzt mit mehr Impfungen, dem Booster, einer Homeoffice-Pflicht, konsequentem Maskentragen in Innenräumen und mehr Tests schaffen, die Zahlen runterzubringen, können wir die Gefahr eines Shutdowns abwenden.

Nau.ch: Der Bundesrat trifft sich heute. Welche Einschränkungen fordern Sie bei Veranstaltungen?

Wermuth: Wenn die Zahlen sich weiter schlecht entwickeln, müssen wir über Testpflichte an Veranstaltungen und Kapazitätsbeschränkungen reden. Kapazitätsbeschränkungen sind aktuell auf nationaler Ebene aufgrund eines Artikels im Covid-Gesetzes nicht möglich. Diese Bestimmung müssen wir streichen, aber die Kantone können es von sich aus tun.

Braucht es eine Verschärfung der Corona-Massnahmen?

Nau.ch: Sollte nicht erst 2G oder eine Impfpflicht eingeführt werden, bevor man die Geimpften bestraft?

Wermuth: Ich kann die Müdigkeit und die Ungeduld all jener, die sich seit Beginn der Pandemie an die Massnahmen halten sehr gut verstehen. Mir geht es genauso. Wir sind aber jetzt wieder in einer gefährlichen Phase für uns alle, eben auch für ältere oder vorerkrankte mit Impfung. Der Booster kam leider nicht so schnell wie erhofft. Nochmals: Es geht jetzt darum die Überlastung der Spitäler zu verhindern. Ich möchte aber auch hier klar sein: Wenn das nicht ausreicht und die Impfquote nicht steigt, dann schliessen wir als SP heute keine weiteren Massnahmen aus, auch keine Verschärfung der 3G-Regel.

Nau.ch: Warum ist jetzt der richtige Moment, dass Tests wieder kostenlos werden?

Wermuth: Die Gratis-Tests abzuschaffen, war ein Fehler, den die rechte Mehrheit im Bundesrat durchgesetzt hat. Die Leute impfen sich deshalb nicht öfter. Wir brauchen generell massiv mehr Tests gerade auch in den Schulen und in Unternehmen. Deshalb lasse ich mich im Bundeshaus trotz Impfung regelmässig testen.

Covid-19-Gesetz
Kantonsergebnisse, Volksmehr und Stimmbeteiligung vom Sonntag, 28. November 2021. - Keystone

Nau.ch: Zur fünften Welle kommt die relativ unbekannte Omikron-Variante. Befürworten Sie die Reiseschikanen für Tschechen, Südafrikaner und Kanadier, während täglich zehntausende Deutsche und Franzosen die Grenze passieren?

Wermuth: Es ist eine vorübergehende Vorsichtsmassnahme, die wahrscheinlich alternativlos war. Viel lieber wäre mir aber gewesen die Schweiz wäre ebenso schnell gewesen bei der Aufhebung der Impfpatente. Wenn das nicht bald weltweit geschieht, werden immer wieder neue Varianten auftauchen. Davor hat gerade Südafrika seit Monaten gewarnt. Leider gewichtet der Bundesrat den Schutz der Profite der Pharmaindustrie noch stärker als die weltweite Impfkampagne. Das ist absurd. Wir schiessen uns gerade massiv ins eigene Bein.

Nau.ch: Sie verschliessen sich einem erneuten Lockdown nicht. Würde die Gesellschaft einen solchen zum dritten Mal mittragen?

Wermuth: Wenn man das deutliche Ergebnis der Abstimmung anschaut: Ja. Selbstverständlich sind aber viele Menschen, die sich an die Regeln halten, genervt und haben keine Lust mehr. Ich verstehe das und habe selbst Horror vor einem erneuten Lockdown. Dennoch: Wir können heute einfach kein Szenario ausschliessen. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Pandemie nicht in ein paar Monaten vorbei ist.

Coronavirus - Schweiz
Ein Angestellter mit Maske schliesst die Boutique Longchamp, bevor ein Teil-Lockdown zur Bekämpfung des Coronavirus in Kraft tritt. - dpa

Nau.ch: Die Booster-Impfung könnte jedoch helfen. Wann haben Sie den dritten Piks-Termin?

Wermuth: Ich habe mich gestern angemeldet und erhalte die Spritze Mitte Januar.

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