Schweiz sagt Ja zu Covid-19-Gesetz & Pflegeinitiative
Die Schweizer Stimmbevölkerung befürwortet das Covid-19-Gesetz und die Pflegeinitiative klar. Keine Chance hat die Justizinitiative.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über drei Vorlagen ab.
- Covid-Gesetz und Pflegeinitiative werden angenommen, die Justizinitiatvie scheitert.
- Das Covid-Gesetz erhält historische Zustimmung, sagt Bundesrat Berset vor den Medien.
Nach einem monatelangen und emotionsgeladenen Abstimmungskampf hat die Stimmbevölkerung ein Machtwort gesprochen. 62 Prozent sagen am Sonntag Ja zum Covid-19-Gesetz. Damit stärkt der Souverän der Zertifikatspolitik des Bundesrats den Rücken.
Der siegreiche Bundesrat Alain Berset zeigte sich am Abend erleichtert über das Resultat. Das Ja ermögliche die Weiterbenützung des Covid-Zertifikats. Der Gesundheitsminister rief die Bevölkerung auf, im Kampf gegen die Pandemie nun zusammenzuhalten.
Historisch ist die Annahme der Pflege-Initiative mit satten 61 Prozent. Zum ersten Mal sagt die Stimmbevölkerung Ja zu einem linken Anliegen, das aus Gewerkschaftskreisen stammt. Das Anliegen dürfte davon davon profitiert haben, dass der Beruf durch die Pandemie stark im Fokus stand.
Chancenlos blieb wie erwartet die Justiz-Initiative. Diese wurde von allen Kantonen sowie 68 Prozent der Stimmbevölkerung klar abgelehnt. Die Stimmbeteiligung lag mit 65 Prozent auf einem sehr hohen Niveau.
Das Protokoll des Abstimmungssonntags
17.39: Die Ausschreitungen auf dem Bundesplatz und die grosse Präsenz der Polizei heute passe nicht zur Schweiz, so Berset. «Demonstrationen sind wichtig, aber es gibt eine Art und Weise, wie man das schweizerisch machen kann.» Karin Keller-Sutter fügt hinzu: «Ich würde nicht von Spaltung sprechen. Es gibt sicherlich Risse.»
Das Coronavirus habe Bewegungen in der Gesellschaft beschleunigt. Zudem akzeptiere die «Mehrheit der Minderheit» die Abstimmungsergebnisse. «Hoffen wir, dass es möglichst ruhig bleibt.»
17.30: Zum Thema Omikron sagt Berset, man habe noch wenige Informationen. «Es ist eine sehr schlechte Nachricht», so der SP-Bundesrat. Die Exekutive habe sofort reagiert, versichert er.
Dann macht Berset noch ein Apell zur Versöhnung: Die Streitkultur sei zwar ein hohes Gut, «aber wir dürfen nicht endlos streiten». Das gemeinsame Ziel sei es immer noch, das Virus zu bezwingen: «Es braucht unseren Zusammenhalt.»
17.26: Nun hat wieder Alain Berset das Wort. Die Zustimmung sei sehr hoch, die höchste, die jemals bei einer Referendumsabstimmung erreicht worden sei. «Es zeigt, dass unsere Demokratie funktioniert.» Die Kantone und der Bund könnten nun weiterhin Härtefällen helfen oder Massnahmen zur Covid-Eindämmung ergreifen.
Das Ja ermögliche auch die Weiterbenützung des Covid-Zertifikats. «Der Bundesrat wird nicht grundlos die Massnahmen verlängern», versichert der Gesundheitsminister. Dann kommt er auch auf die Booster-Impfungen zu sprechen, die ab 16 Jahren zugelassen sind.
17.20: Nun hat Bundesrätin Karin Keller-Sutter das Wort zum Nein für die Justizinitiative. Das jetzige Wahlverfahren habe eine klare demokratische Legitimation. Das System sei aber noch lange nicht perfekt, die Diskussionen würden noch weitergehen. Die Gerichtskommission sei aktuell daran, verschiedene Fragen abzuklären.
Kommt jetzt eine Justiz-Reform auf uns zu? Das sei eine Frage für die Justiz und das Parlament, antwortet Keller-Sutter.
17.15: Der Bundesrat nimmt zu den Resultaten Stellung. Die Pflegeinitiative macht den Beginn, Bundesrat Alain Berset hat das Wort. Das Ja sei ein Ausdruck der Unterstützung für das Pflegepersonal, das in letzter Zeit Grosses geleistet hätten. Das EDI werde nun dem Bundesrat einen Vorschlag zur Umsetzung der Initiative unterbreiten.
Schon morgen werde der Bundesrat beginnen, daran zu arbeiten. Manche Aspekte der Initiative müssten wohl der Bundesrat, manche das Parlament implementieren.
16.45: Nun liegen die amtlichen Schlussergebnisse vor: 62 Prozent sagen Ja zum Covid-Gesetz. 61 Prozent befürworten die Pflege-Initiative. Chancenlos bleibt die Justiz-Initiative mit 68 Prozent Nein-Stimmen. Der Bundesrat nimmt um 17.15 Uhr Stellung.
16.10: Bald dürften die zuständigen Bundesräte Stellung nehmen zu den Abstimmungsresultaten. Sagen Berset & Co. dabei auch etwas zur aktuellen Corona-Situation? Wir halten Sie auf dem Laufenden.
16.00: Mittlerweile sind alle Stimmen ausgezählt. Am Ende sagen 61,9 Prozent Ja zum Covid-Gesetz. 61 Prozent befürworten die Pflege-Initiative, während 68,1 Prozent die Justizinitiative ablehnen.
14.39: Für Economiesuisse-Direktorin Monika Rühl ist das zweite klare Ja zum Covid-Gesetz innerhalb weniger Monate ein Vertrauensbeweis für die schweizerische Corona-Politik. Bewährte Instrumente wie das Zertifikat könnten nun in Kraft bleiben. Alle müssten gemeinsam Verantwortung übernehmen, um aus der Krise zu kommen.
15.25: Die Ablehnung der Justizinitiative zeigt nach den Worten des Neuenburger FDP-Ständerats Philippe Bauer das Vertrauen der Bevölkerung ins Parlament bei Richterwahlen. Er sei zufrieden, dass die Schweiz nicht auf ein «Pilotprojekt» mit einem Losverfahren setzen wollte.
15.11: Mittlerweile ist es auf dem Bundesplatz doch zu tumultartigen Szenen gekommen. Die Polizei hat offenbar eine Person gezielt verhaftet.
14.26: Auf dem Bundesplatz haben sich im Berner Schneetreiben mittlerweile eine Handvoll Abstimmungsverlierer versammelt. Sie skandieren die altbekannten «Liberté»-Parolen.
Einige Covid-Skeptiker heben vor dem Bundeshaus gar die Hand zum Schwur. Zu einem Massenauflauf kommt es zumindest bisher allerdings keineswegs.
Erste Massnahmen-Gegner akzeptieren Resultat nicht
14.17: Mit «Massvoll» schreibt die erste Skeptiker-Bewegung in einer Stellungnahme, dass sie das Abstimmungsresultat nicht akzeptiere. Die Gruppierung behauptet, es habe «massive Unregelmässigkeiten» gegeben. Vor diesem Hintergrund betrachte man das Ergebnis der Volksabstimmung als «nicht legitim» und «nicht bindend».
14.00: An den Hochrechnungen hat sich auch um 14 Uhr nichts verändert. Es bleibt bei 63 Prozent Ja zum Covid-Gesetz, 61 Prozent Ja zur Pflegeinitiative und 68 Prozent Nein zur Justizinitiative.
13.58: Stimmt die Hochrechnung von 61 Prozent Ja-Stimmen, wäre die Pflegeinitiative das siebterfolgreichste Volksbegehren, seit es dieses Instrument gibt. Mit aktuell geschätzten über 60 Prozent dürfte es auch die Stimmbeteiligung in die Top Ten schaffen. (sda)
13.43: Ein drohender Lockdown ist für die Aargauer SVP-Nationalrätin Martina Bircher der Hauptgrund gewesen, weshalb eine Mehrheit dem Covid-19-Gesetz zugestimmt hat.
Die SVP werde sich in der am Montag beginnenden Wintersession vehement gegen eine weitere Ausweitung der Einschränkungen durch das Zertifikat einsetzen. (sda)
13.30: Die grossen Sieger des Abstimmungssonntags sind bisher die SP und die Grünen. Alle nationalen Abstimmungen fallen in ihrem Sinn aus. Dazu sagt das Zürcher Stimmvolk Ja zu einem schärferen Energiegesetz.
Wunderschöner Tag für die Anliegen der @spschweiz!
— Roger Nordmann (@NordmannRoger) November 28, 2021
13.05: Die Situation beim Bahnhof in Bern bleibt sehr ruhig. Gemäss unserem Reporter vor Ort sind ein paar wenige Skeptiker präsent. Doch die Polizei ist ebenfalls vor ort und beobachtet die Situation.
13.00: Bei der gfs-Hochrechnung zum Covid-19-Gesetz hat sich nichts verändert: Weiterhin sagen 63 Prozent Ja, der Fehlerbereich beträgt nur noch zwei Prozentpunkte. Auch die beiden Initiativen sind unverändert – 61 Prozent Ja zur Pflege, 68 Prozent Nein zum Justiz-Anliegen.
Gegner des Covid-Gesetzes wollen Ja akzeptieren
12.50: Das Nein-Komitee zum Covid-19-Gesetz sieht einen Grund für die Annahme der Vorlage in der «irreführenden Fragestellung». Es will aber laut Sprecher Josef Ender den Ausgang der Abstimmung «wohl oder übel» akzeptieren.
Das Ja des Stimmvolkes ändere nichts daran, dass das Gesetz gegen zehn Artikel in der Bundesverfassung verstosse, sagte Ender dem SRF. Man werde deshalb weiter gegen das Gesetz kämpfen.
12.30: Und nun liegen erste nationale Hochrechnungen vor. Demnach sagt die Schweiz mit 63 Prozent sehr deutlich Ja zum umstrittenen Covid-19-Gesetz. Ebenfalls befürwortet wird die Pflegeinitiative mit 61 Prozent. Dagegen lehnen 68 Prozent die Justizinitiative ab.