Stefanie Heimgartner lehnt Militärdienstpflicht für Frauen ab
Stefanie Heimgartner ist SVP-Nationalrätin und ehemalige Soldatin, lehnt aber eine Militärdienstpflicht für Frauen ab. Die Aargauerin hat eine Alternative.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Wehrdienstpflicht für Frauen steht seit einigen Tagen wieder im Raum.
- Nationalrätin Stefanie Heimgartner war Soldatin, kritisiert aber eine Frauen-Armeepflicht.
- Im Interview erklärt die SVP-Politikerin, wieso, und welche Alternative sich anbietet.
Stefanie Heimgartner ist vor zwei Jahren in den Nationalrat gewählt worden. Die Aargauerin politisiert für die SVP, setzt sich in der grossen Kammer unter anderem für den Schwerverkehr ein. Das überrascht nicht, denn nach ihrem Lehrabschluss absolvierte Heimgartner die Rekrutenschule als Motorfahrerin. Und leistete bei der Swisscoy drei Armeeeinsätze im Kosovo.
Was aber überrascht, ist ihre Einstellung gegenüber einer Militärdienstpflicht für Frauen. Die Badenerin hat diesbezüglich Bedenken.
Nau.ch: Sie waren in der Rekrutenschule Motorfahrerin. Welche Erfahrungen haben Sie als Soldatin gemacht?
Stefanie Heimgartner: Ich war als Motorfahrer im Grad eines Soldaten in der RS – alle Grade und Funktionen sind männlich. Da ich in einem Transportunternehmen aufgewachsen bin, war für mich schnell klar, dass ich im Militär zu den «Mötis» gehen möchte.
Für mich war es eine super Erfahrung, die ich nie missen möchte. Natürlich gab es Tage, an denen ich dachte: «Wieso tu ich mir das an?» oder «Was mache ich eigentlich hier?». Aber eben genau solche Situationen braucht es. Ich sage immer: «Das Leben ist kein Ponyhof», das war auch eine Stärkung für mich.
Klar musste ich mich das eine oder andere Mal etwas mehr durchsetzen. Ich war die einzige Frau in unserem Zug und für einige Kameraden war es unverständlich, dass ich diesen Dienst freiwillig wählte. Ich wollte aber nie bevorzugt werden, schliesslich habe ich diesen Weg gewählt und da gelten für mich die gleichen «Spielregeln».
Nau.ch: Wie ist Mann Ihnen begegnet?
Stefanie Heimgartner: Es gab immer drei Typen von Kameraden: Die, die mir immer helfen wollten und übertrieben zuvorkommend waren. Die, die mich spüren liessen, dass sie eigentlich keine Frauen in der Armee wollen und die, die mich als «normale» Kameradin behandelten. Letztere waren mir am liebsten.
Nau.ch: Als Soldatin lehnen Sie eine Dienstpflicht für Frauen ab. Wieso?
Stefanie Heimgartner: Nicht jede Frau ist physisch und psychisch für einen solchen Dienst geeignet. Ausserdem hätten wir im Falle einer Mobilmachung das Problem, wer zu Hause auf die Kinder und so weiter schaut.
Nau.ch: Wie soll alternativ der Personalknappheit entgegengewirkt werden?
Stefanie Heimgartner: Mit meinem Postulat «Teilnahmepflicht am Orientierungstag – auch für Frauen» möchte ich bewirken, dass mehr Frauen freiwillig zur Armee kommen. Viele erkennen im Moment den Mehrwert der Armee noch gar nicht und wissen nicht, welche Möglichkeiten sie in der Armee haben.
Fakt ist, dass wir sehr grosse Alimentierungsprobleme haben. Kürzlich ist der Bericht dazu erschienen. Diesen gilt es nun genaustens zu prüfen und nach Möglichkeiten für dieses Personalproblem zu suchen. Persönlich fällt mir auf, dass man sehr einfach zu Dienstverschiebungsgesuchen, Untauglichkeit oder Abwanderung in den Zivildienst kommt. Dem müsste man entgegenwirken.
Nau.ch: Muss die Armee intern «frauenfreundlicher» werden, um für Frauen attraktiver zu sein?
Stefanie Heimgartner: Nein. Für mich ist die Armee, so wie sie ist, in Ordnung. Ich hatte nie das Gefühl, dass etwas zu wenig attraktiv oder frauenfreundlich ist. In erster Linie muss die Hauptaufgabe und der Einsatz im Vordergrund stehen.
Nau.ch: Würden Sie allen Frauen raten, in die Armee zu gehen?
Stefanie Heimgartner: Ja, allen, die über die physischen und psychischen Fähigkeiten verfügen. Es macht mich immer wieder stolz, wenn ich von jungen Frauen höre, dass sie sich für die Rekrutierung angemeldet haben. Ich werde auch immer ein offenes Ohr haben, für Frauen, welche etwas unsicher sind oder über Erfahrungen in der Armee sprechen möchte.
Übrigens ist bewiesen, dass die Qualität bei den Truppen besser ist, wenn mindestens eine Frau dabei ist. Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die wenigsten Männer zugestehen möchten, dass eine Frau besser sein könnte – und sich deshalb mehr Mühe geben.