SVP am Frauenstreik: «Mit Bier übergossen und als Nazis beschimpft»
Am Rande des Frauenstreiks kommts zum Eklat um SVPler Alfred Heer. Die Partei sagt nun, was sich zugetragen habe. Es geht um Nazi-Vorwürfe und Bierduschen.
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Nationalrat Alfred Heer soll am Frauenstreik Teilnehmende massivst beschimpft haben.
- Anwesende Kollegen des Politikers erzählen jetzt eine ganz andere Version der Geschichte.
- Heer sei erst ausfällig geworden, nachdem die Frauen die SVPler mit Bier geduscht hätten.
- Ausgerechnet Deutsche hätten den israel-freundlichen Heer als «Nazisau» beschimpft.
Tausende Frauen ziehen am Montagabend durch Bern. Meist violett gekleidet zelebrieren sie den «feministischen Streik» am 14. Juni. Die Stimmung ist feucht-fröhlich.
SVP-Eklat am Frauenstreik
Am Rande der friedlichen Demo kommt es vor einem bekannten Restaurant beim Bundeshaus zum Eklat. Drei junge Frauen erkennen zahlreiche bürgerliche Politiker beim Feierabendbier.
Nach einer Diskussion mit der Truppe um die SVP-Nationalräte Alfred Heer, Thomas Matter, Marcel Dettling und Esther Friedli beschimpfte Heer die Demonstrierenden als «Lesbenverein».
Das berichten die Online-Portale der Tamedia-Zeitungen – und lösten damit einen Aufschrei aus. Alfred Heer selbst nahm zu den Vorwürfen keine Stellung. Auch im Gespräch mit Nau.ch will der Zürcher nicht mehr auf die Posse eingehen.
Kalt geduscht und schwer beleidigt
In die Bresche springt sein Kollege Thomas Matter, Mitglied des Parteileitungsausschusses der SVP. Er sass neben Heer und widerspricht der bisherigen Darstellung vehement.
«Drei Frauen haben uns erkannt und begannen zu diskutieren», erklärt er. Die Debatte sei friedlich und humorvoll gewesen. «Zwei Minuten später schüttete eine der Damen ihr Bier über mich», so Matter. Er sei «pflotschnass» gewesen, die nahestehende Polizei habe nichts unternommen. Die drei Frauen seien nach der Bier-Attacke umgehend geflüchtet.
Er sei kurz auf die Toilette, um sich zu trocknen. In dieser Zeit müssen Heers Äusserungen gefallen sei. Heer dementiert nicht, dass der Begriff «Lesben» gefallen sei, äussert sich aber nicht dazu. Dem Vernehmen nach sei aber nie von «Lesbenverein» die Rede gewesen. Bestätigt wird von der Truppe der «Sünneli»-Partei: Heer habe danach humorvoll «SVP, SVP!» skandiert.
Heer platzt der Kragen nach Nazi-Vergleich
Daraufhin sei der prominente Nationalrat von angeblich deutschen Touristen als «Nazisau» beschimpft worden sein. Das war für Heer, der erst im Frühling eine Mehrheit der Grossen Kammer für die Errichtung eines Holocaust-Gedenkorts gewann, eine massive Beleidigung.
Matter: «In der Folge kam es zu einem hitzigen Wortgefecht mit der Gruppe. Dabei handelte es sich aber kaum um Touristen aus Deutschland, die kannten uns!» Deshalb sei die Polizei eingeschritten, um die Lage zu beruhigen.
Zu Handgreiflichkeiten kam es indes nicht, versichert Matter. Kurz darauf verliessen die SVPler gemäss dem Zürcher das Lokal, der Frauenstreik nahm weiter seinen Lauf.