SVP: Ausländer stellen Ausländer ein, Schweizer haben das Nachsehen
Die Personenfreizügigkeit bekommen besonders ältere Schweizer Arbeitssuchende zu spüren, sagt Thomas Aeschi, Fraktionschef der SVP. Das sei nachvollziehbar.
Das Wichtigste in Kürze
- Ausländische Chefs stellen «ihresgleichen» ein, sagt SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi.
- In den angesprochenen Branchen ist die Qualifikation aber entscheidender als die Herkunft.
- Aeschi will die Zuwanderung beschränken, weil davon ältere Jobsuchende profitieren würden.
Stellen Ausländische Chefs nur noch Landsleute ein? Gemäss einer Zuschrift, die SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi erhalten hat, ist dem so. Er postete die entsprechende Nachricht.
Genau dies passiert in vielen Branchen. Ist ein Ausländer einmal in einer Führungsposition, stellt er nur noch seinesgleichen ein. Ja zur #Begrenzungsinitiative. Ja zur massvollen Zuwanderung. #BGIJa #Massvoll #SVPfreiundsicher pic.twitter.com/ESq9C3seH2
— Thomas Aeschi (@thomas_aeschi) January 28, 2020
Aeschi erklärt gegenüber Nau.ch: «Ich erhalte in letzter Zeit aufgrund des intensiver werdenden Abstimmungskampfs zur Begrenzungsinitiative wieder vermehrt solche Zuschriften.» So postete er vor wenigen Tagen ein ähnliches Beispiel.
Den ausländischen Managern sind die Schweizer egal. Diese stellen lieber billige Ausländer ein. Deshalb braucht es die #Begrenzungsinitiative. Damit wir wieder selber bestimmen, welche und wie viele Ausländer in die Schweiz kommen dürfen. #BGIJa, damit die Schweiz Schweiz bleibt! pic.twitter.com/l0XfxEEq3m
— Thomas Aeschi (@thomas_aeschi) January 26, 2020
Ähnliches komme auch in anderen Branchen wie der Pharma- oder der Lebensmittelbranche vor, sagt der SVP-Nationalrat. «Ich persönlich kenne dieses Phänomen aus der Finanzbranche: Ein deutscher Chef sucht sich gezielt eine deutsche Sekretärin.»
Schweizer Stellensuchende haben das Nachsehen
Allerdings: Beim Schweizerischen Nutzfahrzeugverband Astag kann man die Beispiele von Thomas Aeschi nicht bestätigen, so Direktor Reto Jaussi. Macht sich die Astag zu diesem Thema überhaupt Gedanken? «Nein», sagt Jaussi knapp. Vielmehr habe man aufgrund der gestiegenen gesetzlichen Anforderungen ein Fahrernachwuchsproblem.
Sehr wichtig seien die fachliche Qualifikation und allenfalls die sprachliche Kompetenz. Die Herkunft des Bewerbenden hat keine Priorität.
«Dass Arbeitgeber oder Teamleader bewusst Leute aus dem gleichen Herkunftsland einstellen, lässt sich mit Zahlen natürlich nur schwer belegen, meist ist die Auswahl der Mitarbeiter ja subjektiv», gibt Aeschi zu. Dennoch stellt er fest, dass billige ausländische Arbeitskräfte gegenüber älteren Schweizer Arbeitssuchenden bevorzugt würden.
Einzelhändler haben häufiger Migrationshintergrund
Der Verband freier Autohandel Schweiz VFAS kann Aeschis Beobachtung auf Anfrage nicht bestätigen. Geschäftsleiter Stephan Jäggi: «Wir stellen fest, dass Mitarbeitende primär nach Qualifikation ausgewählt werden und nicht nach Herkunft.»
Letzteres sei bisher beim VFAS nie zur Diskussion gestanden. Dass 80 Prozent im Occasion-Autohandel «Balkaner oder Türken» seien, wie in der Nachricht an Aeschi angegeben, stimmt gemäss Jäggi ebenfalls nicht.
Allerdings: «In der Aussenwahrnehmung kann es natürlich sein, dass man vor allem die als Einzelpersonen agierenden Occasion-Händler wahrnimmt, weil diese mit Visitenkärtchen unter den Scheibenwischern präsenter sind.» Diese würden in der Regel ältere Occasionen in Länder im Balkan, Osteuropa, Nordafrika oder in die Türkei exportieren, seien aber typischerweise nicht Mitglieder beim VFAS.
Thomas Aeschi sieht die Begrenzungsinitiative der SVP als Lösung
Die SVP weibelt derzeit für ihre Begrenzungsinitiative, die im Mai zur Abstimmung kommt. Thomas Aeschi sieht diese als Lösung. «Für die Schweizer entsteht durch die Zuwanderung ein grosser Druck: Einerseits die kulturelle Komponente, wenn Deutsche vor allem Deutsche einstellen, Türken vor allem Türken usw.»
Andererseits würden die Löhne unter Druck geraten, weil Ausländer die gleiche Arbeit für weniger Lohn machen. Schweizer müssten auf der Hut sein, dass sie sich weiterbilden, um gegenüber den jüngeren und gut ausgebildeten Arbeitskräften aus dem Ausland bestehen zu können.
Mit der Begrenzungsinitiative, ist Aeschi überzeugt, müssten wegen der künstlichen Knappheit von Arbeitskräften inländische Arbeitssuchende angestellt werden statt billige aus dem Ausland.