SVP-Nationalrat Toni Brunner tritt zurück

SVP-Nationalrat Toni Brunner wird seine politische Laufbahn beenden. Er will sich künftig vermehrt um seine Familie und seinen Bauernhof kümmern.

Toni Brunner hat genug von der Politik (Archiv).
Toni Brunner hat genug von der Politik (Archiv). - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • SVP-Nationalrat Toni Brunner beendet seine politische Karriere.
  • Er wurde 1995 als jüngster Nationalrat aller Zeiten gewählt.
  • Von 2008 bis 2016 war der Toggenburger Parteipräsident der SVP.

Toni Brunner will demnach auf Ende dieses Jahres zurücktreten. «Am Samstag erhält der Nationalratspräsident mein Rücktrittsschreiben. Neben der Politik sind meine Familie, mein Bauernhof und der Landgasthof immer etwas zu kurz gekommen», erklärte er in einem Interview mit der «Schweiz am Wochende»

Doch Brunner bewog noch ein weiterer Aspekt zu seinem Entscheid: «Zöge ich die Legislatur durch, müsste meine Partei in St. Gallen bei den Parlamentswahlen im nächsten Herbst mit einem Bisherigen weniger antreten, was zu einem Sitzverlust führen könnte. Also mache ich lieber Platz für einen Jungen.»

Privat ist Brunner mit Esther Friedli liiert. Die PR- und Politikberaterin führte vom heimischen Hof aus zum Beispiel den Wahlkampf von Roger Köppel. Aktuell ist sie Parteisekretärin der SVP des Kantons St. Gallen.
Privat ist Brunner mit Esther Friedli liiert. Die PR- und Politikberaterin führte vom heimischen Hof aus zum Beispiel den Wahlkampf von Roger Köppel. Aktuell ist sie Parteisekretärin der SVP des Kantons St. Gallen. - Keystone

Toni Brunner mit grossem Erfolg als SVP-Parteipräsident

Der heute 44-jährige Toni Brunner wurde 1995 als jüngster Nationalrat aller Zeiten gewählt. Er war damals 21 Jahre alt. Hätte er die nächste Legislatur in einem Jahr angetreten, wäre er der jüngste Alterspräsident geworden.

Von 2008 bis 2016 war Brunner Präsident der grössten Partei der Schweiz. Unter ihm erreichte die SVP bei den Parlamentswahlen 2011 mit 29,4 Prozent ein Rekordergebnis. Auch ein weiterer Ziel des Toggenburgers, einen SVP-Bauern in der Landesregierung zu stellen, erfüllten sich mit der Wahl des Waadtländers Guy Parmelin.

Guy Parmelin
Wirtschaftsminister Guy Parmelin. - Keystone

Brunner, der als politischer Ziehsohn des SVP-Chefstrategen Christoph Blocher gilt, prägte die Partei, etwa deren rigide Migrationspolitik, den antieuropäischen und antiökologischen Kurs und den Einsatz für Armee und Landwirtschaft.

Während seiner Parteipräsidentschaft wurden die Ausschaffungsinitiative, die Masseneinwanderungsinitiative, die Selbstbestimmungsinitiative und die Durchsetzungsinitiative lanciert. Doch auch die Abspaltung der BDP fiel in Brunners Amtszeit.

Toni Brunner ist ein Instinktpolitiker

Bundesrat wollte Brunner, der Bauernsohn aus Ebnat-Kappel, nie werden. Auch wenn ihn Blocher und die «Weltwoche» immer wieder als idealen Kandidaten sahen, war seine Antwort stets ein klares Nein. Als Stolperstein für den Instinktpolitiker galten vor allem seine mangelnden Sprachkenntnisse.

Blocher
Christoph Blocher, alt Bundesrat. - YouTube / BBC Newsnight

Die Arbeitsweise der Politik kommentierte er in dem Interview am Samstag mit Kritik: «Was ich generell in der Politik vermisse, ist die Authentizität. Ich kam so jung in die Politik, dass gar keine Zeit blieb, um mir eine Rolle zurechtzulegen. Ich habe gar nie gelernt, mich diplomatisch auszudrücken. Redete, wie mir der Schnabel gewachsen ist.»

Toni Brunner verstand politische Feldarbeit

Im Nationalrat sass Brunner während 23 Jahren fest im Sattel. Er galt stets als bekennender Parteipolitiker. Für Sachpolitik interessierte er sich nur am Rande. Das liess sich an seinen Vorstössen im Parlament und seinem halbherzigen Engagement in den Kommissionen ablesen.

Brunner bewies dagegen bereits früh, dass er etwas von politischer Feldarbeit versteht. Mit Blocher, Ueli Maurer und Caspar Baader gehörte er zum Kreis der Unermüdlichen, die für die Sache der SVP durch die Sääli und Mehrzweckhallen der Schweiz tingelten.

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