SVP: Will Thomas Aeschi Zentralschweizer statt Berner?
Die Berner SVPler Albert Rösti und Werner Salzmann gelten als aussichtsreiche Bundesrats-Kandidaten. SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi scheint nicht begeistert.
Das Wichtigste in Kürze
- Stört sich SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi an den Bundesrats-Kandidaten aus Bern?
- Die Kandidaturen der SVP-Nationalräte Albert Rösti und Werner Salzmann ignoriert er.
- Er lobt lieber potenzielle andere Kandidaten und wettert über den «Nehmer-Kanton» Bern.
Seit Freitag verfügt die SVP endlich über ihren ersten Bundesrats-Kandidaten. Der Berner Ständerat Werner Salzmann erklärte Nau.ch, dass er sich in das Auswahlverfahren begebe.
Mit der Ankündigung kam er seinem Kollegen Albert Rösti zuvor. Der Nationalrat und Gemeindepräsident von Uetendorf BE zog am Montag nach und verkündete seine Kandidatur an einer Medienkonferenz.
Auffallend offensiver Fraktionschef Aeschi
Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn nicht mindestens einer der beiden Berner auf dem offiziellen SVP-Ticket landet. Die Frage stellt sich: Wer wird sonst noch nominiert? Die oft genannte Esther Friedli hält sich zurück, Regierungsrätinnen wie Michèle Blöchliger signalisieren auf Anfrage Interesse.
Auffallend kommuniziert hingegen SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi. Der Zuger hat noch nicht ausgeschlossen, dass er selbst kandidiert. Gleichzeitig ist er Mitglied der Findungskommission unter der Leitung von Caspar Baader.
Dennoch postete er schon kurz nach Maurers Abgang Selfies mit «zwei potenziellen Bundesrats-Kandidaten». Dabei handelte es sich um den Thurgauer Unternehmer Peter Spuhler und den Zürcher Thomas Matter.
Aeschi gegen Bern – und für Aeschi?
In der Folge stellte er öffentlich fest, dass die Zentralschweiz zu wenig im Bundesrat vertreten sei. Und nur Stunden nach Salzmanns Kandidatur wetterte der Zuger, dass «nur noch Nehmerkantone» im Bundesrat vertreten seien. Pikant: Seit Jahren am meisten Geld aus dem Finanzausgleich erhält der Kanton Bern.
Gleichentags teilte er Artikel zu Toni Brunners Frauen-Offensive sowie dem Interesse der Regierungsrätinnen Monika Knill (Thurgau) und Michèle Blöchliger (Nidwalden). Manch einer in Bundesbern rieb sich die Augen.
Fährt der Zuger eine Kampagne gegen einen weiteren Berner im Bundesrat? Macht der Fraktionspräsident und Mitglied der Findungskommission Werbung in eigener Sache – oder zumindest für alle Nicht-Berner? Als Magdalena Martullo-Blocher dankend absagte, bedauerte Aeschi dies via Twitter öffentlich. Doch die Zusagen von Salzmann und Rösti waren Aeschi keine Zeile wert.
Berner lassen sich nicht aus der Ruhe bringen
Beantworten könnte diese Fragen der Präsident der SVP Kanton Bern, Manfred Bühler, der Aeschi noch aus gemeinsamen Nationalrats-Zeiten kennt. «Aeschi» liegt Bühler quasi im Blut: Sein Heimatort ist Aeschi bei Spiez. «Ich überlasse es gerne den Medien, hier etwas hineinzuinterpretieren», sagt Bühler auf Anfrage. Er meint damit nicht seine familiäre Herkunft, sondern den angeblich schiefen Haussegen in der SVP-Familie.
«Wenn man ein Müsterchen mit Geber- und Nehmerkantonen macht, ist das legitim», findet Bühler, das störe ihn eigentlich nicht. Wobei es bei Bundesratswahlen nicht primär um Kantone, sondern Regionen gehe. Und: «Jede Region darf sich doch stark machen», so wie die in Sachen Bundesratssitze zu kurz gekommene Zentralschweiz.
Aeschi und Rösti haben Heu nicht auf der gleichen Bühne
Noch viel höher wäre der Anspruch der Nordwestschweiz, doch dazu sagt SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi nichts. Geht es also doch nur um Zentralschweiz gegen Bern, oder gar Aeschi gegen Rösti? Immerhin sollen die beiden während der letzten Energiekommissions-Sitzung derart aneinandergeraten sein, dass man die Streithähne kurzerhand vor die Tür setzte.
Auf Anfrage reagiert Aeschi kurz angebunden und sagt, diese Interpretation sei «falsch». Er äussert sich nicht weiter zum aktuellen Bundesratsrennen. Bühler trägt es mit Fassung: «Ich habe das grosse Glück, dass wir als Kantonalpartei potenziell zwei hervorragende Persönlichkeiten ins Rennen schicken dürfen.» Die Freude des Kantonalpräsidenten scheint der Präsident der SVP-Bundeshausfraktion aber nicht zu teilen.