Trinkwasser-Initiative: Die Argumente der Befürworter
Im Juni 2021 stimmt die Schweiz über die Trinkwasser-Initiative ab. Die Initianten wollen damit die Gesundheit von Mensch und Tier gewährleisten.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 13. Juni 2021 stimmt die Schweiz über die Trinkwasser-Initiative ab.
- Die Initianten fordern, dass Subventionen nur nachhaltige Landwirte erhalten sollen.
- Damit könne man die Sauberkeit des Wassers und das Tierwohl verbessern.
Am 13. Juni 2021 stimmt die Schweiz über die Trinkwasser-Initiative ab. Diese fordert zum Schutz des Trinkwassers, den Gebrauch von Pestiziden und die vorbeugende Verwendung von Antibiotika einzustellen. Erreicht werden soll dies durch Subventionen: Nur noch Betriebe, die auf Pestizide und prophylaktische Antibiotika verzichten, erhalten Direktzahlungen.
Eingereicht wurde die Trinkwasser-Initiative vom Verein «Sauberes Wasser für alle» von Franziska Herren. Unterstützung erhält der Verein von Umweltorganisationen wie Greenpeace und Pro Natura sowie Tierschutzorganisationen wie etwa «Vier Pfoten». Zusätzlich haben die SP, die Grünen und die EVP die Ja-Parole beschlossen.
Sauberkeit von Grundwasser muss geschützt werden
Rund 80 Prozent des Schweizer Trinkwassers stammt aus dem Grundwasser. Dessen Qualität wird vor allem von Rückständen von Pflanzenschutzmitteln und Nitrat beeinträchtigt, also von Stoffen aus der Landwirtschaft. Nitratwerte werden hauptsächlich von Düngern und Gülle nach oben gedrückt.
Zwischen 2007 und 2017 wurden Messungen des Grundwassers für eine Studie des Bundes durchgeführt. Diese zeigt, dass die Nitrat-Konzentration im Grundwasser an 80 Prozent der Messstellen höher ist als natürlich. Bei 15 Prozent ist sie mehr als 2,5 Mal so hoch und überschreitet damit den Grenzwert. In Gebieten mit viel Ackerbau ist der Anteil sogar noch höher.
Auch die Verschmutzung durch Pflanzenschutzmittel überschreitet an zwei Prozent der Messstellen den Grenzwert. Bei 20 Prozent weist das Wasser zu hohe Konzentrationen von Abbauprodukten auf.
Grundwasser erneuert sich dabei nur sehr langsam. So finden sich beispielsweise heute noch Rückstände von Pestiziden, die seit mehr als zehn Jahren verboten sind.
Pestizide schaden der Gesundheit und der Umwelt
Mehr als eine Million Menschen trinken in der Schweiz Wasser, das stärker von Pestiziden verschmutzt ist, als es sein dürfte. Die Verschmutzung kommt über den landwirtschaftlich genutzten Boden ins Grundwasser und von da ins Trinkwasser.
Pestizid-Rückstände haben selbst in kleinen Konzentrationen einen negativen Einfluss auf die Gesundheit. So stehen sie im Verdacht, Krankheiten wie etwa Krebs und Parkinson auszulösen. Auch Autismus oder Aufmerksamkeitsstörungen bei Kindern können von Pestiziden im Wasser begünstigt werden.
Pestizide schaden nicht nur den Menschen, sondern auch den Tieren und Pflanzen. Denn die Pflanzenschutzmittel greifen nebst Schädlingen auch alle Lebewesen an – dadurch sinkt die Biodiversität.
Übermässiger Antibiotika-Einsatz fördert Resistenz
Werden Antibiotika eingesetzt, überleben resistente Bakterien und können sich ausbreiten. Gemäss dem Bund sind diese die «grösste Bedrohung für die Gesundheit der Bevölkerung in der Schweiz».
In der Schweiz werden jedes Jahr rund 30 bis 50 Tonnen Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt – häufig auch prophylaktisch. Der übermässige Einsatz begünstigt die Bildung von resistenten Bakterien. Diese gelangen in die tierischen Produkte. Durch die Gülle kommen sie auf die Felder und dadurch in die Lebensmittel, den Boden und das Grund- und Trinkwasser.
Mit dem Verbot prophylaktisch eingesetzter Antibiotika, das die Trinkwasser-Initiative fordert, kann der Gebrauch eingeschränkt werden. Dadurch wird die Bildung von resistenten Organismen verlangsamt, wodurch auch die Menschen geschützt werden.
Trinkwasser-Initiative bietet Anreize für Verzicht
Dass Pestizide weder nachhaltig noch gesund sind, ist bekannt. Doch bislang fehlen Anreize, Alternativen zu suchen und auszuprobieren. Fallen aber die Subventionen für die Bauern weg, ist dieser Ansporn gegeben. Durch die steigenden Nachfragen nach Alternativen steigt auch das Interesse der Wissenschaft, diese zu entwickeln, zu verbessern und zu liefern.
Mit der Annahme der Trinkwasser-Initiative müssen viele landwirtschaftliche Betriebe Änderungen vornehmen. Bio-Betriebe sind davon aber nicht betroffen. Der Einsatz von nicht synthetischen Pflanzenschutzmitteln bleibt weiterhin zugelassen.
Importfutter führt zu mehr Nitrat im Wasser
Ein Grossteil des Futters für Nutztiere wird in der Schweiz produziert. Die rund 15 Prozent Importfutter bestehen hauptsächlich aus Soja und anderen Getreide-Sorten, die einen hohen Nährwert haben. Dadurch gibt es mehr Gülle, wodurch mehr Nitrat in den Boden und damit ins Wasser gelangt.
Jährlich werden 1,2 Millionen Tonnen Futter in die Schweiz importiert. Ein Grossteil davon kommt aus Südamerika. Dafür wird eine Anbaufläche benötigt, die grösser ist als alle Ackerflächen der Schweiz zusammen. Dafür wurde zum Teil sogar Regenwald gerodet.