Trinkwasser-Initiative: Die Argumente der Gegner
Am 13. Juni 2021 stimmt die Schweiz über die Trinkwasser-Initiative ab. Die Gegner argumentieren mit der hohen Wasserqualität und fürchten um Arbeitsplätze.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 13. Juni 2021 stimmt die Schweiz über die Trinkwasser-Initiative ab.
- Die Gegner fürchten, dass mehr Lebensmittel importiert werden müssten.
- Die Pestizid-Verschmutzung würde nicht bekämpft, sondern ins Ausland abgeschoben werden.
Am 13. Juni 2021 stimmt die Schweiz über die Trinkwasser-Initiative ab. Diese fordert zum Schutz des Trinkwassers, den Gebrauch von Pestiziden und die vorbeugende Verwendung von Antibiotika einzustellen.
Vor allem aber aus der Landwirtschaft kommt der Widerstand gegen die Initiative: So haben unter anderen der Bauernverband, die Milchproduzenten und Uniterre die Nein-Parole gefasst.
Auch die beiden Parteien SVP und FDP sind gegen die Initiative. Und erstaunlicherweise stellt sich auch Bio Suisse, die Vereinigung von mehreren tausend Biobauern, dagegen.
Die Wasserqualität in der Schweiz ist gut
Die Gegner argumentieren damit, dass die Wasserqualität in der Schweiz im internationalen Vergleich hervorragend ist. Gemäss einer Studie des Bundes wird der Grenzwert für Pestizid-Verschmutzung an 98 Prozent der Probestellen nicht überschritten. Zudem ist die Landwirtschaft nicht alleine für die Verschmutzung verantwortlich.
Auch Private und Gärtnereien schützen ihre Pflanzen mit synthetischen Pestiziden. Selbst die SBB bekämpft damit das Unkraut zwischen den Gleisen. Sie alle dürfen dies auch im Falle einer Annahme der Initiative weiterhin tun. Der Vorstoss ziele laut den Gegner einzig auf die Landwirte ab und rücke sie in ein schlechtes Licht.
Ausserdem sind nicht nur Pestizide für die Verschmutzung des Wassers zuständig. Aus der Industrie und aus Haushalten kommen jährlich ebenfalls tonnenweise verschmutzende Stoffe ins Grund- und Trinkwasser.
Zudem sinkt der Verbrauch von synthetischen Pestiziden in der Landwirtschaft – in den letzten zehn Jahren um fast 30 Prozent. Rund 40 Prozent der eingesetzten Menge an Pflanzenschutzmitteln sind mittlerweile natürlicher Art. Sie wären auch für den Bio-Anbau zugelassen.
Trinkwasser-Initiative führt zu mehr Importen
Ein weiteres Argument der Gegner ist, dass durch den Verzicht auf Pestizide die Erträge der Schweizer Bauern sinken. Sie müssten dann nach Bio-Standards produzieren, wodurch die Früchte und das Gemüse weniger geschützt sind. Folglich gibt es grössere Ertragsausfälle und das Angebot an Produkten aus Schweizer Landwirtschaft sinkt.
Damit die Läden aber weiterhin die Kunden mit Lebensmitteln versorgen können, muss mehr importiert werden. Die Trinkwasser-Initiative sieht keine Beschränkungen des Imports vor. Es dürfen also weiterhin Produkte aus dem Ausland gekauft werden, die mithilfe von Pestiziden hergestellt wurden.
Da bei einer Annahme alle Schweizer Produkte das Bio-Label haben, würden sie auch teurer. Schweizer Produkte verkämen gemäss den Gegnern der Initiative also zu einem Luxusgut, und mehr Menschen müssten auf ausländische Produkte zurückgreifen.
Der Bedarf an importierten Produkten würde also klar ansteigen und sich negativ auf die Umwelt auswirken. Denn aus dem Ausland gekaufte Produkte müssen grosse Distanzen per Flugzeug, Schiff oder Lastwagen zurücklegen.
Mit dem Import von Lebensmitteln würde die Qualität sinken. Denn wie die Fachzeitschrift «Die Grüne» schreibt, werden importierte Produkte häufiger beanstandet. Basierend auf dem Risiko werden Lebensmittel kontrolliert. Bei Schweizer Lebensmitteln liegt die Beanstandungsquote bei zwei Prozent, bei importierten bei bis zu 10 Prozent.
Die Landwirtschaft fürchtet um Arbeitsplätze
Die Trinkwasser-Initiative schadet den Gegnern zufolge nicht nur der Umwelt, sondern auch der einheimischen Landwirtschaft.
Der Bauernverband Aargau sieht beispielsweise die Hälfte der Arbeitsplätze in der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft direkt betroffen und gefährdet. Dies sind rund 160'000 Stellen.
Vorbeugender Einsatz von Antibiotika bereits verboten
Die Trinkwasser-Initiative fordert ein Verbot des prophylaktischen Einsatzes von Antibiotika. Dieser ist aber bereits heute verboten, wie «Die Grüne» schreibt. Landwirte dürfen Antibiotika nur einsetzen, wenn eine Diagnose und eine Verschreibung von einem Tierarzt vorliegen. Zur Prophylaxe dürfen Antibiotika nicht verschrieben werden.
Zudem ging der Gebrauch von Antibiotika in der Schweizer Landwirtschaft zurück – seit 2008 um 45 Prozent. Dank einer Datenbank, in der jeder Einsatz von Antibiotika erfasst wird, ist die Anwendung transparent. Diese ist nur eine von mehreren Massnahmen, die bereits in Kraft sind, um den Antibiotika-Einsatz zu verringern.
Somit habe die Initiative gemäss dem Bauernverband kaum Auswirkungen auf die Verwendung von Antibiotika in der Landwirtschaft. Die Trinkwasser-Initiative suggeriere aber etwas anderes.