Ueli Maurer lästert bei SVP über Corona-Politik
Am Mittwoch verteidigte Finanzminister Ueli Maurer die Corona-Politik des Bundesrats. Im Rahmen seiner SVP tönt das Ganze nun wieder etwas anders.
Das Wichtigste in Kürze
- Offiziell stellten sich die SVP-Bundesräte Parmelin und Maurer hinter die Corona-Politik.
- Bei «SVP bi de Lüüt» sprach der Finanzminister diesbezüglich noch einmal Klartext.
- Er zeigt Verständnis für die Kritik, dass Corona-Entscheide «diktatorische Züge» hätten.
Die politischen Fronten in der Schweiz sind verhärtet wie nie. Obwohl die SVP den Bundespräsidenten stellt, betreibt sie konsequente Opposition gegen den Corona-Kurs der Landesregierung.
Die Blochers bezeichnen Gesundheitsminister Alain Berset als «Diktator», Fraktionschef Thomas Aeschi fordert gar den Rücktritt des Freiburgers. Die SVP-Bundesräte Guy Parmelin und Ueli Maurer dagegen verteidigten ihren «Kollegen» diese Woche demonstrativ.
Doch wie steht es wirklich um die Stimmung im Siebner-Gremium? Darüber wird trotz der Worte der SVP-Magistraten gerätselt. Nun äusserte sich Ueli Maurer erneut zum Thema. Am Freitagabend war er bei der Online-Ausgabe von «SVP bi de Lüüt» zu Gast.
Ueli Maurer bei SVP: «Mir stinkt es doch auch!»
In gewohnt klarer Manier hielt der Zürcher fest: «Selbstverständlich vertrete ich auch im Bundesrat durch und durch die SVP. Aber sobald der Bundesrat etwas entscheidet, gilt halt das Kollegialitätsprinzip.»
Angesprochen auf die Corona-Müdigkeit bittet der SVP-Bundesrat die Bevölkerung um noch ein bisschen Geduld. «Es stinkt mir ja auch. Ich würde auch gerne mal wieder in eine Beiz gehen und ein Bier trinken oder was essen mit Kollegen. Auch wenn ich meinen würde, es ginge, meinen andere, es gehe nicht», meint Maurer zu allfälligen Öffnungen von Restaurants.
Auch zum Thema Impfungen wird Maurer befragt. Er selbst habe eine Impfung erhalten. «Aber auf eine zweite Dose habe ich verzichtet.» Er habe gefunden er sei ja «zäh», eine Impfung sei schon zu viel.
Maurer würde lieber in ein Restaurant als in den Zug
Zudem erklärt Maurer, er fahre wegen der Ansteckungsgefahr kaum mehr mit dem Zug. Er fühle sich momentan einfach nicht wohl in den Zügen: «Ich kann mir eher vorstellen, in einem Restaurant was zu essen.»
Das Ansteckungsrisiko im öV sei zwar durch die Maskenpflicht und Homeoffice-Pflicht minimiert. «Die Fachleute – auf die müssen wir uns im Bundesrat ja verlassen – sind der Meinung, der öV ist nicht der Hauptgrund für Infektionen.»
Es wäre falsch zu sagen, dass alles von Bundesratskollege Alain Berset dirigiert oder beschlossen werde. Aber er sei aufgrund seines Departements viel im Lead. Viele Leute hätten das Gefühl, die Bundesratsentscheide hätten diktatorische Züge. «Ich spüre das auch», so Maurer.
Zur Petition «Lockdown Stopp» sagt Maurer, dass diese den Druck in Bern erhöhen könne. «Es ist sicher nicht nutzlos und es ist gut, wenn man die Reaktion aus der Bevölkerung spürt.»
Maurer scherte immer wieder aus
Ueli Maurer hatte mit Äusserungen zur Corona-Politik immer wieder für Stirnrunzeln gesorgt. So lästerte er über die Covid-App («chume nöd druus») und meinte, dass Kritiker «weggesperrt» würden.
Der Finanzminister macht auch kein Geheimnis daraus, dass er die Bundeskasse ungern im nötigen Ausmass öffnet. Wiederholt betonte er, dass wir mit dem Geld unserer Kinder die Corona-Massnahmen ausgleichen. Dazu trug er auch seine Maske wenig vorbildlich.
Am Mittwoch sind Maurer und die sechs anderen Bundesräte gefordert wie selten zuvor. Dann entscheidet der Bundesrat definitiv, welche Massnahmen ab März wie stark gelockert werden.