Bundesrat: Maurer & Parmelin pfeifen ihre SVP zurück
Wie böse ist Bundesrat Alain Berset? Sehr, glaubt man den Kritikern der Massnahmen gegen das Coronavirus. Jetzt nehmen die beiden SVP-Bundesräte ihn in Schutz.
Das Wichtigste in Kürze
- Bundesrat Alain Berset steht als Gesundheitsminister in der Schusslinie von Kritikern.
- Guy Parmelin und Ueli Maurer nehmen nun ihren Ratskollegen in Schutz.
- Entscheide würden im Ratsgremium gefällt.
«Sieht er etwa aus wie ein Diktator?!» Bundespräsident Guy Parmelin, sonst bequem zurückgelehnt, beugt sich theatralisch vor an der heutigen Medienkonferenz. Er war aufgefordert, Stellung zu nehmen zur Kritik an Gesundheitsminister Alain Berset.
Kritik, sein Kollege gebärde sich wie ein Diktator bei der Pandemie-Bewältigung. Kritik, wie sie massgeblich auch aus der SVP zu hören ist, die Bersets Hut als Gessler-Hut darstellt.
«Wir mögen Berset!»
Parmelin räumte zwar ein, Bundesrat Berset nicht jeden Tag zu sehen, doch sei ihm jedenfalls nichts Diktatorisches an ihm aufgefallen. Dann wurde er sogleich wieder ernst und betonte, dass alle Entscheide immer im Gremium getroffen würden. Und deshalb alle Bundesräte auch immer hinter den Entscheiden stünden. Sie alle stünden immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik; das sei nicht angenehm, aber man versuche stets, ausbalancierte Lösungen zu finden.
Der ebenfalls anwesende zweite SVP-Bundesrat, Finanzminister Ueli Maurer, konnte nicht umhin, ebenfalls deutlich zu werden. «Wir haben also gar nichts gegen Alain Berset, ganz im Gegenteil. Es funktioniert hervorragend!» Maurer nutzte die Gelegenheit, auf ein Grundsatzproblem hinzuweisen, von dem er ebenfalls betroffen sei.
Böse Journalisten – oder böse SVP?
Es sei halt schon etwas problematisch, wenn Entscheide des Bundesrats immer auf den entsprechenden Departementsvorsteher gemünzt würden. So stört es den Säckelmeister der Nation offenbar, wenn er Schlagzeilen à la «Maurer öffnet das Portemonnaie» lesen muss. Denn auch in diesem Fall sei es nicht er, der öffne, sondern der Gesamtbundesrat.
Immer auf den einzelnen Bundesrat zu zielen, das sei unfein: «Weil die Situation ist wirklich sehr, sehr schwierig». Genau das tun ja aber nicht nur die Medien, sondern – unter anderem – seine eigene Partei. Oder hat Maurer einmal mehr der SVP ins Gewissen geredet? Es wäre nicht zum ersten Mal, dass die Volkspartei vom amtsältesten Landesvater Schimpfis einstecken müsste.
Schluss mit Streicheleinheiten vom Bundesrat
Der von allen Seiten verbal umarmte SP-Bundesrat Berset wurde fast etwas verlegen. «Muss ich jetzt auch noch etwas sagen?», frage er eher rhetorisch, denn er sagte sowieso noch was. Auch er lobte die Teamarbeit in dieser ausserordentlichen Situation, aber auch die Mitarbeiter der Bundesverwaltung.
Das ungewöhnliche Wohlfühl-Intermezzo an einer Medienkonferenz des Bunndesrats beeindruckte auch Bundesratssprecher André Simonazzi. «Ich glaube, wir sollten die Medienkonferenz hier beendigen», meinte er lakonisch. Was er dann aber doch nicht tat.
Was wir hingegen auch nicht tun werden: Schlagzeilen schreiben wie «Das Bundesrats-Gremium hat nach stundenlanger Diskussion und energiegeladener Teamarbeit entschieden, das Portemonnaie zu öffnen – wir wollen jetzt keine Namen nennen, gellen Sie, Herr Maurer.»