Ueli Maurer schweigt zu Demo-Plakat gegen Berset
An der Gross-Demo gegen das Covid-Gesetz stand Bundesrat Ueli Maurer erneut ungewollt im Fokus. Der Finanzminister äussert sich nicht zum geschmacklosen Plakat.
Das Wichtigste in Kürze
- Gegner der Corona-Massnahmen instrumentalisieren Ueli Maurer für ihre Anliegen.
- Der SVP-Bundesrat äussert sich nicht zum geschmacklosen Plakat mit ihm und Alain Berset.
Zehntausende Schweizerinnen und Schweizer versammelten sich am Wochenende in Bern zu einer grossen Demonstration gegen das Covid-Gesetz. Sie lehnen die Zertifikatspflicht für Beizen, Kinos und Fitnesszentren ab.
Ebenfalls kein grosser Freund der bundesrätlichen Corona-Politik ist Finanzminister Ueli Maurer. Er äusserte sich etwa an Parteianlässen kritisch und streifte sich gar ein Hemd der «Freiheitstrychler» über.
Im Umfeld der radikalen Massnahmen-Gegner wurde der Auftritt mit Begeisterung zur Kenntnis genommen. An unbewilligten Demos gab es in der Folge gar «Ueli, Ueli»-Rufe zu hören. Der SVP-Magistrat erklärte zwar, dass er sich der Symbolik des Trychler-Hemds nicht bewusst gewesen sei.
Die politischen Gegner nahmen das Maurer nicht ab. Und die Massnahmen-Gegner offenbar auch nicht so wirklich. Denn am Samstag prangte Maurer auf einem übergrossen Plakat im Trychler-Shirt. Das Bild zeigt ihn, wie er lustvoll seinen Kollegen Alain Berset körperlich angreift. Das Transparent sorgte für heftige Diskussionen in den sozialen Medien und der Schweizer Politik.
Ich mag mich nicht erinnern, bei einer Grossdemo in Bern ein Plakat gesehen zu haben, das das Kollegialitätsprinzip derart verhöhnt. Ein Tiefpunkt.
— Daniel Foppa (@DFoppa) October 23, 2021
Bild: @TeleBaernTV pic.twitter.com/nual2W7FYo
Doch was sagt Maurer selbst zum geschmacklosen Sujet? Nichts. Sein Sprecher Peter Minder schreibt bloss: «Wir haben es zur Kenntnis genommen». Auf die Frage, ob man die Demo-Veranstalter kontaktiert habe, gibt es keine Antwort.
Etwas deutlicher äussert sich die Bundeskanzlei. Diese interveniere grundsätzlich nicht bei Demos, sondern bloss im Fall von unlauterer Werbung mit Bundesräten, sagt eine Sprecherin.
Die kritische Auseinandersetzung mit der Amtsführung des Bundesrates gehöre zur Demokratie. «Die Kritik darf hart sein, sollte aber im Rahmen von Anstand und Fakten bleiben», erläutert sie.
SVP gegen «Geschmackspolizei»
Bloss den Kopf schütteln über das Sujet kann SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen. Sie setzt sich an vorderster Front für das Covid-Gesetz ein und meint: «Dieses unterirdische Plakat spricht für sich und verdient keinen Kommentar von mir.»
Selbst in Maurers SVP eckt das Bild mit Berset und Maurer an. Allerdings gebe es auch bei Frauen- und Klimademos «ähnliche Geschmacklosigkeiten», so Nationalrätin Barbara Steinemann.
Dennoch spricht sie sich gegen eine «Polizei für guten und schlechten Geschmack» aus. «Wir leben in einer Demokratie mit Meinungsäusserungsfreiheit und gehen zu Recht davon aus, dass jeder Bürger in diesem Land jeden Unsinn einschätzen kann.»